Fiona Winter P.O.V
Jetzt stehe ich also tatsächlich vor der Villa meines Arztes. Noch vor einer Woche war ich zu Hause und alles war in Ordnung. Na gut, in Ordnung vielleicht nicht, aber ich war schon immer ein Genie im mich selbst belügen. Während der Fahrt in seinem Wagen haben wir nicht wirklich miteinander gesprochen. Er hat versucht ein Gespräch zu führen, doch ich war noch nie der Typ dafür. Das Kies knirscht unter den Rädern und mit meinen Highheels kann ich kaum laufen. Ich hab ein paar Klamotten von Mister Finnegan bekommen. Graue Jogginghose und ein dunkelblauer Pullover. Er riecht nach frischem Waschmittel und ich glaube nach seinem zu Hause. Er führt mich eine steinerne Treppe nach oben und schliesst die hölzerne Haustür auf. Die Fassade ist strahlend weiss. Fast genau so weiss, wie die der Schneeflocken in der Luft. Wärme schlägt mir entgegen. Meine Finger brennen leicht von der Kälte und meine Nase fängt an zu tropfen. Ich schlüpfe aus den Schuhen und spüre den warmen Fussboden unter meinen nackten Füssen. Die Wände erinnern mich an zu Hause. Gold-braune Tapeten und eine schlichte Einrichtung. Dunkle Möbel mit helleren Akzenten. Ich glaube das ist sein Stil.
''Ich zeig dir das Haus.'' Sagt er locker und streicht sich durch die kurzen schwarzen Haare. Mit seiner blassen Haut und den blauen Augen sieht er fast aus wie ein Vampir. Ein gut aussehender Vampir.
''Okay.'' Sage ich schlicht.
Im Wohnzimmer bildet eine dunkelrote Stoffcouch in ovaler Form das Zentrum. Es sieht wirklich gemütlich aus.
Die Küche ist gross und geräumig. Er scheint mir nicht der Typ für's Kochen, doch vielleicht täusche ich mich auch. Menschen zu durchschauen konnte ich nie besonders gut. Ich vertraue schnell und bemerke oft viel zu spät, dass es falsch war. Ich löse meinen viel zu strammen Zopf und lasse die Haare offen über meine Schultern fallen. Die Kopfschmerzen lassen sofort nach.
''Das ist dein Schlafzimmer.'' Er führt mich wohl in ein Gästezimmer und ich frage mich, wie viele es wohl schon benutzt haben. Ein dunkler Holzschrank mit bodenlangem Spiegel. Ein grosses hochgelegtes Bett mit himmelblauer Bettwäsche und goldenen Akzenten. Weisser Stuck an der Zimmerdecke und Mocca-Farbene Tapete an der Wand hinter der kleinen Kommode.
''Es sieht schön aus.'' Murmle ich leise. ''Ich bin froh, dass es dir gefällt.'' Sagt er genau so leise. Ich glaube er weiss nicht mehr wie er mit mir sprechen soll. Die letzten vier Tage im Krankenhaus war er Nachts manchmal stundenlang bei mir. Wir haben beide nichts gesagt. Er hat gelesen und ich habe die meiste Zeit geschlafen. Ich habe ihn gebeten zu bleiben. Ich wollte einfach nicht alleine sein. Jetzt möchte ich es auch nicht.
''Das Badezimmer ist direkt gegenüber. Sieh es dir an. Du kannst Duschen wenn du möchtest.'' Sagt er mit einem kleinen Lächeln, wobei seine geraden weissen Zähne nicht zum Vorschein kommen. ''Danke Ethan.'' Sage ich mit dem Anflug eines Lächelns. Er bemüht sich wirklich. ''Ich koche später etwas. Hast du Hunger? Wir könnten zusammen Abendessen.''
''Das wäre schön.'' Sage ich schlicht. ''Gut. Komm einfach nach unten, wenn du möchtest. Ich leg dir noch ein paar frische Klamotten von mir auf's Bett. Können wir Klamotten von dir hohlen oder müssen wir Einkaufen gehen?'' Er fragt es aufrichtig. Er ist nicht genervt oder irgendetwas in diese Art.
''Ich muss Einkaufen. A-aber ich muss zur Bank eine neue Karte bestellen. Mein Portemonnaie ist zu Hause.'' Sage ich leise und spüre die Traurigkeit die mich zu überrollen scheint. ''Schon in Ordnung. Ich werde mich darum kümmern.'' Sagt er sanft und kommt einen Schritt auf mich zu. Ich glaube er wollte mich umarmen. Er tut es aber nicht.
Ohne ein letztes Wort, verlässt er das Zimmer und schliesst die Tür hinter sich. Ich bleibe noch eine Weile stehen und starre auf den Punkt, an dem Ethan stand. Er hat mir das >>Du<< angeboten, da ich für eine Weile bei ihm wohnen werde.
Ich wollte nicht nach Hause. Noch nicht. Ich brauche einfach ein wenig Zeit, um mir Gedanken über meine Zukunft zu machen. Die Polizisten kamen noch einmal vorbei, ohne das Ethan dabei war. Sie haben mir fragen gestellt und wollten mich einfach nicht in Ruhe lassen. Ich kann ihnen nichts erzählen. Ich darf ihnen einfach nichts erzählen. Als Ethan das mitbekommen hat, war er wirklich wütend. Er hat sie rausgeschmissen und gesagt das ich Ruhe brauche. Ich war im Dankbar dafür.
Ich stelle mich vor den Spiegel im Badezimmer. Er hat einen dunklen Rahmen und eine kleine Wölbung, welche mich noch dünner erscheinen lässt. Das erste Mal sehe ich mich an. Ich konnte es die letzte Woche einfach nicht. Meine Haut ist blass. Flecken in allen möglichen Farben ziehen meinen Oberkörper, mein Gesicht, selbst meine Brust und meine Arme. Ich schliesse die Augen. Ich möchte es nicht sehen. Meine Lippen sind so gut wie verheilt. Mein rechtes Auge ist violett umrahmt und auf meiner Wange kann ich noch immer seine starken Finger spüren.
Ich spüre salzige Flüssigkeit meine Wangen hinab rinnen und versuche es stark zu unterdrücken. Doch es kommt in riesigen Bächen. Als würden sie mich die Schlucht hinab reissen. Ich reibe sie mit meinen Händen weg, doch es nützt nichts. Das erste Mal weine ich richtig. Bilder und Stimme dringen in mein Bewusstsein und ich kann es nicht abschalten. Alles ist wieder da. Ich konnte es die letzten Tage so gut verdrängen. Doch wenn ich mich nackt im Spiegel ansehe, kann ich es weder Verleugnen noch Vergessen. Es ist Real. Meine Realität.
Warme Wasser prasselt über meinen Körper und ein brennen durchströmt meinen Körper. Getrocknetes Blut vermischt sich mit dem Wasser und läuft verdünnt den kleinen Abfluss hinab. Ich reibe meine Haare mit Shampoo ein. Rosenduft. Das ist definitiv nicht seins. Sein Haar riecht anders. Männlicher.
Wie er gesagt hat, liegen frische Kleidung von ihm auf meinem Bett. Eine schwarze Jogginghose, eine weisse Boxershorts und ein dunkelgrauer Pullover, welcher viel zu gross ist. Ich schlüpfe hinein und atme den frischen Duft einmal ein. Ich bürste meine feuchten Haare durch und binde sie zu einem laschen Knoten an meinem Hinterkopf. Noch einmal sehe ich mich im Spiegel an. Ich kann nur noch die Flecken in meinem Gesicht sehen und wieder einmal schaffe ich es zu verdrängen. Es einfach wegzuschieben und zu vergessen, doch ich weiss, dass das nicht die Lösung ist. Einmal wird es mich einhohlen. Ich werde es nicht mehr wegschieben können. Doch nicht Heute.
Tomaten. Der Duft von warmen Tomaten steigt in meine Nase. Ethan steht in der Küche, trinkt einen Schluck Rotwein und summt leise vor sich hin. Er wirkt entspannt. Ich räuspere mich kurz und gehe in die Küche.
''Ich mache Spaghetti. Ich hoffe das ist in Ordnung?'' Fragt er hoffnungsvoll und ich nicke leicht. ''Ich mag Spaghetti.'' Füge ich hinzu.
''Möchtest du etwas Trinken? Du kannst auch Fernsehen oder den Radio einschalten. Die Bücherei habe ich dir gezeigt falls du gerne liest.'' Sagt er optimistisch. Ich setzte mich auf einen Barhocker und sehe ihm einfach beim Kochen zu. Es beruhigt mich. Er drängt mich nicht zum Sprechen, er lässt mir Zeit und das finde ich gut.
''Soll ich mir deine Verletzungen noch einmal ansehen? Deine Rippen könnte ich wieder abbinden, dann schmerzt es nicht mehr all zu sehr.'' Sagt er leicht.
''Ja.'' Sage ich knapp. ''Wollen wir zuerst Essen und dann schaue ich es mir an?''
''Ja.''
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Roses in Snow
RomanceFiona Winter, 17, wunderschön und klug. Zwei schöne Eigenschaften, welche dir jedoch schnell zum Verhängnis werden. Ihre Eltern waren in der Mafia und haben versucht da raus zu halten. Jedoch verliebt sie sich schnell in ein Mitglied von Ihnen. Jac...