Es ist halb fünf am Morgen, als ich durch ein dumpfes Geräusch wach werde. Meine Augen öffnen sich nur langsam und ich rieche einen ekelhaften Geschmack. Miss Winter sitzt kerzengerade im Bett und übergibt sich auf die himmelblaue Bettwäsche. Ihre Hände verkrampfen sich um ihr Nachthemd und ihre rosa Haarsträhnen fallen in getrennten Strähnen vor ihr Gesicht.
Ich stehe schnell auf und halte ihre Haare nach hinten. Sie übergibt sich noch genau zwei Mal und ich streiche ihr sanft über den Rücken um sie beruhigen. ,,Mir ist schlecht." Stöhnt sie gequält. „Jetzt ist es vorbei." Sage ich sanft. Sie würgt noch einmal und fällt dann völlig erschöpft zurück auf's Kissen.
Die Medikamente und die wahrscheinlichen Tritte in den Bauch waren wohl der Auslöser für diese typische Reaktion.
Die Morgenschicht kommt erst um sieben. Ich ziehe die Bettdecke vorsichtig ab und werfe sie in den metallischen Wäschekorb im angrenzenden Badezimmer. Zum Glück ist sie Privatpatientin, ansonsten hätte ich mir jetzt noch des Gejammer der anderen Patienten anhören dürfen, welche aufgewacht sind. Ich hohle einen feuchten Lappen und wische ihr kurz über das Gesicht und den Mund, um ihr gleich darauf ein Glas Wasser zu geben.
Sie ist wach.
Gierig leert sie das Wasser und verlangt nach noch einem. Ihre Stimme ist fein und lieblich, sie erinnert mich an die von Scarlett Johansen. Eine wunderbare Schauspielerin. Nach dem sie mir das Glas zurück in die Hand gedrückt hat, höre ich ein leises Schluchzen. Tränen kullern über ihre blasen Wangen und ich würde ihr gerne helfen, doch habe keine Ahnung wie ich das anstellen soll. Wie verrückt streicht sie ihre Haare nach hinten und wird hysterisch. ''Miss Winter. Beruhigen Sie sich.'' Sage ich sanft und binde ihr Haar nach hinten. ''Wo bin ich?!'' Fragt sie panisch. ''Im Krankenhaus, Miss Winter. Mein Name ist Ethan Finnegan und ich bin ihr behandelnder Arzt.'' Sage ich schlicht und inspiziere die Flecken von Erbrochenem auf ihrem Hemd.
''Wo ist Jack?'' Fragt sie stotternd. ''Jack ist nicht hier, Miss. Wissen Sie noch was gestern passiert ist?'' Frage ich vorsichtig. Ihre Schultern spannen sich nicht mehr an und sie legt sich beruhigter zurück. Tränen laufen nicht mehr all zu arg über ihre Wangen und ihr Körper bebt nicht mehr vor Schreck.
''N-nein.'' Stottert sie, doch so ganz glaube ich ihr das nicht. ''Na gut.'' Gebe ich nach. ''Darf ich ihr Hemd ausziehen, Miss? Wir sollten es wechseln. Ich bringe ihnen gleich noch frische Bettwäsche.'' Sage ich ehrlich. Eigentlich wäre das ja auch gar nicht meine Aufgabe, doch wenn ich schon einmal hier bin.
''O-okay.'' Sagt sie kein Stück verlegen. Ich knöpfe ihr Hemd auf und ziehe es über ihre dünnen Arme. Wenn ich einen Patienten habe, interessieren mich der Busen oder sonstiges überhaupt nicht. Das schaltet man irgendwie ab.
Ich versuche nicht wirklich hinzuschauen, um es ihr trotzdem nicht zu unangenehm zu gestalten. Ich hohle ein frisches auf dem Schrank und streife es ihr über. ''Ich möchte Duschen.'' Sagt sie leise und richtet ihr Hemd. ''Das geht leider noch nicht. Ihre Wunden würden fürchterlich brennen, ausserdem müsste jemand mitkommen falls sie in der Dusche zusammenfallen.'' Sage ich ernst und gebe ihr den Lappen um sie ein wenig frisch zu machen. ''Das ist mir alles so peinlich.'' Stottert sie beschämt. ''Das muss es nicht.'' Sage ich leicht lächelnd. ''Si-sie haben auf ihrem H-emd.'' Sagt sie leise und zeigt auf meinem Hemd. Tatsächlich befinden sich Sprenkel in verschiedenen grössen auf meinem schneeweissen Hemd. ''Das ist nicht so schlimm.'' Winke ich ab. Ich hab noch zwei Ersatzhemden in meinem Büro, genau für solche Fälle. Warum habe ich den meinen Kittel nicht mehr an?
''Kann ich Sie schnell alleine lassen? Ich geh mich schnell umziehen und nach dem Frühstück habe ich Visite bei Ihnen.'' Sage ich lächelnd. ''Gehen?'' Fragt sie schüchtern. ''Ich komme in-'' Ich schaue schnell auf meine Armbanduhr. ''zwei Stunden wieder.'' Sage ich leicht und lege meine Hand nochmals auf ihrer Schulter. ''O-okay.'' Sagt sie leise. ''Versuchen Sie noch ein bisschen zu schlafen.''
Ich lächle sie noch einmal kurz an und verschwinde in meinem Büro. Ich tausche mein Hemd durch ein dunkelblaues und ziehe einen frischen Kittel an. Der Geruch von Erbrochenem hat sich wie festgesaugt. Emily müsste eigentlich gleich kommen und dann müssen wir sehen was wir mit der Patientin machen. Sie scheint nicht wirklich Gesprächig zu sein, wenn es darum geht warum sie hier ist. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass sie noch zu schwach ist.
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Roses in Snow
RomanceFiona Winter, 17, wunderschön und klug. Zwei schöne Eigenschaften, welche dir jedoch schnell zum Verhängnis werden. Ihre Eltern waren in der Mafia und haben versucht da raus zu halten. Jedoch verliebt sie sich schnell in ein Mitglied von Ihnen. Jac...