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Ich knöpfe den obersten Knopf meines weissen Hemdes zu und betrachte mich noch ein letztes Mal im Spiegel. Meine Haare sind leicht zerzaust und meine Wangen blas, wobei meine Lippen bestens durchblutet sind. Ich streiche mir eine lose Wimper aus dem Gesicht und puste sie in die Luft. Laut meiner Mutter bringt das Glück und ich soll mir dabei etwas wünschen. Ich wünsche mir eigentlich jedes Mal das Gleiche, doch es wurde noch nie Real.

Meine schwarzen Lackschuhe sitzen perfekt und sind seit ein paar Tagen perfekt eingelaufen. Sie sind massgeschneidert und manchmal etwas zu hart. Ich werfe einen schnellen Blick auf meine Jaeger Le Coultre. Pünktlich wie immer.

Ich klopfe an Fiona's Tür. Höre aber nichts. Schläft sie noch? Wir haben schliesslich auch erst sechs Uhr Morgens. Langsam öffne ich die Tür und bin überrascht ein leeres Bett vorzufinden. Die Bettdecke ist fast perfekt zusammen gefaltet und das Fenster leicht gekippt. Kühle Luft strömt mir entgegen und ich atme einmal tief ein.

Stirnrunzelnd schliesse ich die Tür und mache mich auf den Weg nach unten. Ein undefinierbarer Geruch aus der Küche strömt mit entgegen.

Fiona steht blos in einem zu langem schwarzen Shirt vor mir. Ihre dünnen blasen Oberschenkel werden fast nicht bedeckt und ich höre ein leises Summen. Sie hat mich noch nicht entdeckt.

Ich räuspere mich kurz. Sie dreht sich erschrocken um und lässt das Wasserglas fallen, welches in tausend Teile zerspringt. ,,D-das wollte ich n-nicht." Stottert sie leise, kniet sich dabei auf den Boden und nimmt die Scherben zusammen. ,,Fass sie nicht an. Du schneidest dich blos." Sage ich besorgt und ziehe sie an den Armen nach oben. Zu spät. Ein langer dünner Streifen Blut tropft über ihr Handgelenk auf den spiegelglatten Boden. ,,Du hast dich geschnitten." Sage ich seufzend. ,,Komm wir gehen ins Bad." Sie folgt mir leise und ich setzte sie auf den Klodeckel. Ihr Shirt ist noch ein wenig hochgerutscht, somit kann ich meine engen weissen Calvin Klein Boxershorts sehen. Sie sind ein wenig zu gross, sehen aber unglaublich heiss aus an ihr.

Reiss dich zusammen. Sie ist siebzehn!

Ich tupfe das Blut mit einem kühlen Lappen von ihrem Handgelenk und fahre langsam mit einem einzelnen Finger darüber. Gänsehaut breitet sich auf ihrem Körper aus und ich lächle kaum merklich.

Was stimmt den nicht mit dir?!

,,Tut's seh weh?" Frage ich besorgt und höre ein leises Zischen als ich das Desinfekationsspray auf die Wunde sprühe. ,,Geht so. Eine Narbe mehr macht auch keinen Unterschied." Sagt sie mit einem kleinen Lachen, doch eigentlich habe ich das Gefühl sie würde am liebsten Weinen.

,,Wenn ich gewusst hätte das du wach bist, hätte ich mich anders verhalten. Tut mir wirklich leid." Sagt sie entschuldigend.

,,Du lebst hier. Fühl dich wohl und tu das was du möchtest. Aber warum bist du schon auf? Du könntest ruhig ausschlafen, ich muss bald ins Krankenhaus." Sage ich seufzend. Meine Motivation hält sich in Grenzen.

,,Konnte nicht mehr schlafen." Sagt sie knapp. ,,Wie lange bist du denn schon auf?" Frage ich misstrauisch. ,,S-seit du gegangen bist." Haucht sie blos. Was?! Jetzt fühle ich mich gleich doppelt schlecht. Hat sie gehört wie ich aus dem Zimmer gegangen bin?

,,Warum hast du denn nichts gesagt?"

Sie zuckt blos mit den Schultern. Ich schliesse kurz die Augen und stecke den Verband fest. ,,Das solllte halten." Sage ich locker. ,,Was möchtest du heute tun? Kann ich dich allein lassen?" Frage ich ernst.

,,I-ich a-also." Stottert sie. ,,Was möchtest du?" Frage ich schon fast lieb. ,,K-kann ich mitkommen? Will einfach nicht alleine sein." Sagt sie leise. Ich lächle sanft. ,,Bist du nicht Müde?"

,,Nein." Sagt sie schnell und schüttelt den Kopf. ,,Ich trinke noch einen Kaffee, du kannst dich anziehen und dann gehen wir. Okay?" Frage ich vorsichtig und sie nickt mit einem scheuen Lächeln.

Ich führe sie auf direktem Weg in mein Büro. Meinen Mantel hänge ich an die kleine Garderobe und ziehe meinen Kittel an.

Sie trägt meine viel zu grossen Trainerhose und einen dunkelgrauen Hoodie. Sie scheint fast darin unter zu gehen, doch es stört sie wohl nicht.

,,Also. Du kannst hier im Büro bleiben, wenn du möchtest. Ich hab gleich eine OP und bin bis zum Mittagessen nicht erreichbar. Geh einfach ins Schwesternzimmer wenn du etwas brauchst. Die Fernbedienung liegt auf der kleinen Kommode, also kannst du auch Fernsehen. Alles gut?" Frage ich ernst. Ich will das sie sich wirklich wohl fühlt. Ansonsten komme ich nie an sie heran. Ich will wissen was passiert ist und einfach helfen.

,,Danke Ethan." Sagt sie leise und ich lächle blos.

Emily knüpft mir den grünen Umhang zu und ich lege meinen Mundschutz über. Die Hände und Arme desinfiziere ich grosszügig, damit sie auch wirklich steril sind. Bakterien im OP-Saal sind ein absolutes No-Go. Damit können so viele Komplikationen entstehen, welche niemals zustande gekommen wären, hätte man die Hande desinfiziert.

Erik Bower. Siebenundzwanzig Jahre alt. Gebrochenes Knie.

Anscheinend ist er im Sportunterricht einmal falsch aufgetreten und da hat's die Kniescheibe rausgehauen. So jung und ein gutes halbes Jahr Arbeitsunfähig. Später kommt noch die stationäre Reha dazu.

Drei Assisstenitin befinden sich im Raum und warten auf meine Anweisungen. Mister Bower ist noch bewusstsein, weil ich ihn persönlich über den Vorgang informieren will.

Er liegt sichtlich nervös auf der dunkelblauen Liege und presst den Kiefer aufeinander.

,,Guten Morgen, Mister Bower." Begrüsse ich ihn mit einem beruhigenden Lächeln.

,,Morgen." Sagt er zitternd.

,,Kein Grund nervös zu sein. Das ist eine Routine Operation." Sage ich locker. ,,Sie bekommen bald die Vollnarkose und die OP dauert etwa zwei Stunden. Was wir tuen werden, habe ich ihnen gestern ja schon erklärt. Haben Sie noch fragen, Mister Bower?"

,,Und ich spüre wirklich nichts davon?" Fragt er nervös. ,,Nein, gar nichts." Er nickt bestätigend.

,,Gut, dann sehen wir uns in drei Stunden." Sage ich lächelnd und nicke Emily zu.

Sie spritz die milchige Flüssigkeit in den Venflon und keine vier Sekunden später ist er nicht mehr bei Bewusstsein.

,,Puls in Ordnung?" Emily nickt.
,,Herzfrequenz?" Emily nickt.
,,Sauerstoff?" Emily nickt.
,,Blutdruck?" Emily nickt.

,,Dann legen wir los."

Roses in SnowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt