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Wie erwartet ist Emily eine ganze Stunde zu früh da, um ihren Boss abzulösen. Ich würde nicht behaupten das wir Freunde sind, doch ich kann mich immer voll und ganz auf sie verlassen. Ihre braunen strohigen Haare sind zu einem laschen Knoten am Hinterkopf zusammen gebunden und ihre kleinen Fältchen unter den Augen sagen eigentlich schon alles. Genau wie ich-Kaum geschlafen. 

''Für Sie, Sir.'' Sagt sie schmunzelnd und reicht mir eine grosse Tasse meines Lebens Inhaltes. Kaffee.

''Du bist meine Rettung Emily Baxter.'' Sage ich gierig und nehme einen grossen Schluck der bitteren Brühe. Ich verziehe das Gesicht, als die Hitze meine Zunge verbrennt. ''Ist noch heiss.'' Sagt sie schnell, doch es ist sowieso zu spät. ''Kein Problem.'' Sage ich schnell und stelle die Tasse auf meinen Schreibtisch. ''Wie geht es unserer Patientin?'' Fragt Emily neugierig. ''Ehrlich gesagt weiss ich es nicht so genau. Sie war jedenfalls gut ansprechbar und hat ihre ganze Bettwäsche inklusive mir voll gekotzt. Doch sie konnte mir nicht sagen wie sie hier her gekommen ist.'' Sage ich seufzend. Ich mache mir wirklich Gedanken darüber. ''Sollte wir nicht die Polizei rufen?'' Fragt sie langsam. ''Wer weiss wer das getan hat? Vielleicht war es ein schlimmes Verbrechen und sie suchen sie hier?'' Sagt sie schon fast panisch. Sie kann sich echt gut in Dinge hinein steigern. 

''Ich denke wir sollten zuerst selbst mit ihr sprechen. Die Polizei können wir später noch rufen.'' Sage ich mit vollem Mund, als ich den letzen Schluck meines lauwarmen Kaffees trinke. 

08.00 Uhr. Meine Armbanduhr stimmt auf die Sekunde genau. Ich streife meinen Kittel über und stecke das frische Hemd in meine schwarze Anzugshose. Es geht doch nichts über den edlen und feinsten Stoff Italiens. 

Miss Winter ist zu meinem Erstaunen wach, isst jedoch kaum etwas. Die Brötchen sind unberührt, genau wie der Orangensaft. Lediglich die Pillen hat sie geschluckt. Ihre Haare hat sie zu einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden und ihr Nachthemd entblößt die rechte Schulter. Ihre Wangen sind leider noch immer ohne jeglichen Farbton. Wenn man die blau gefärbten Flecken vergessen würde. 

''Guten Morgen, Miss Winter. Konnten Sie noch ein bisschen schlafen?'' Frage ich mit einem kleinen Lächeln, als sie scheu mein frisches Hemd begutachtet. ''Geht so.'' Antwortet sie knapp. ''Haben Sie schmerzen?'' Frage ich mit einer hochgezogenen Augenbraue und will mein Protokoll ausfüllen. ''Ein wenig.'' Sie scheint wirklich nicht sehr gesprächig zu sein. ''Wie sind sie gestern hier her gekommen?'' Frage ich vorsichtig. ''Ich weiss es nicht, Sir.'' Innerlich seufzend notiere ich ihre genauen Wortlaute auf dem Blatt Papier. ''Was wissen Sie, Miss Winter?'' Sie wendet ihren Blick von meinem Gesicht ab und krallt ihre Finger in die Bettwäsche. Eine kleine Haarsträhne löst sie aus dem Zopf und ich würde ihn gerne hinter die schön geformten Ohren streichen. Zum ersten Mal kann ich auch ihre Augen richtig erkennen. Kupferfarben. Ich dachte ich hätte mir das nur eingebildet. Aber es ist wirklich so. Ihre Nase ich stark geprellt und ihre Lippen blutig. Es sieht schlimm aus und ich fühle mich wie damals. Es ist fast genauso. Gestern habe ich es einfach nicht bemerkt. 

Wie sie da liegt. Verletzt. Narben die sie für immer kennzeichnen werden. Die Angst, die sich in ihren Augen spiegelt. 

Alles genau wie damals.

''Wer ist Jack, Miss Winter?'' Frage ich leise, als sie nicht antworten will. Ihre Augen werden für einen Moment aufgerissen und dann nimmt sie die gleiche Haltung ein wie vorhin. Ohne jegliche Emotionen. ''Ein Freund.'' Sagt sie knapp. ''Können wir in Kontaktieren?'' 

''Das möchte ich nicht. Ich kann nicht zurück. Jetzt noch nicht.'' Eine kleine Träne kullert aus ihren Augen und bahnt sich einen Weg die Wange hinab bis zum gebrochenem Schlüsselbein. ''D-das ist okay.'' Stottere ich leise und lege eine Hand auf ihre Schulter. ''Sie bleiben noch ein wenig hier.'' Beruhige ich sie. ''Danke, Sir.'' Sagt sie sanft lächelnd und presst die Zähne aufeinander. ''Ihre Hand, Sir.'' Sagt sie murmelnd. ''Tut mir leid.'' Meine Güte ist das peinlich. Ich drücke meine Finger auf ihr gebrochenes Schlüsselbein. 

Roses in SnowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt