Prolog

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Die Stille weckte mich.

Marie.
Ich heiße Marie.
Mehr war da nicht.
Nur mein Name und die Dunkelheit um mich herum.

Ich erwachte nur langsam, spürte ein kaltes Metallgitter unter mir und ich setzte mich auf. Nach einer kurzen Weile war die Dunkelheit nicht mehr so durchdringlich und ich konnte Boxen erkennen.

Wo war ich? Wie zur Hölle bin ich hier hergekommen? Ich rieb mir die Augen und dann überkam mich Panik.
Ich erinnerte mich an nichts.
Ich könnte nicht einmal sagen, dass ich mich an etwas erinnerte, das vor 'jetzt' passiert ist. Irgendetwas. In meinem Kopf war alles durcheinander, als ich verzweifelt versuchte irgendeinen klaren Gedanken zu fassen, aber da war nur das Gefühl von Angst. Ich wollte um Hilfe rufen, aber meine Stimme gehorchte mir nicht.

Ich sah mich um, suchte nach etwas, das aussehen könnte wie ein Ausgang, aber das Gitter schien nirgends eine Lücke oder ein Loch aufzuweisen.

Ich hörte Stimmen, viele Stimmen, die für mich nicht deutlicher waren als ein Murmeln.
Schnell rutschte ich zurück an die Wand, wobei ich gegen eine der vielen Kisten stieß und ein Schmerz durch meine Wirbelsäule zuckte, was mir die Tränen in die Augen trieb. Scheiße.

Ich atmete tief ein, um mich zu beruhigen, was aber nur dazu führte, dass mir die Tränen endgültig über die Wangen liefen.
Kurz herrschte wieder die Stille.
Für einen kurzen Moment schien es, als wären die, die das Gemurmel verursacht hatten verschwunden.
Ich wollte schon ausatmen, in der Annahme, dass sie für meinen Aufenthalt hier verantworlich waren und nun weggegangen sind.

Ein lautes Geräusch ertönte, das mich zusammen zucken und die Box in der ich saß wurde geöffnet. Licht durchflutete den Raum, blendete mich im ersten Moment und die Stimmen wurden nun deutlicher.
Die Angst lag mir kalt im Magen und mein Kopf pochte, als ich meine Fingernägel in meine Haut grub. Ein verdammter Alptraum, bitte sag, dass das alles nur ein Traum war.

Ich versuchte weiter weg zu rutschen, als jemand in die Box sprang und der ganze Käfig zitterte, als ich laut aufschluchzte. Die Tränen liefen weiter und fest glaubte ich, dass mein letztes Stündchen geschlagen hatte. Ich wartete auf mein Schicksal, aber es kam nicht.

Ich öffnete die Augen und ein großer Junge starrte ungläubig auf mich herab. Er wirkte sprachlos, verwirrt.

,,Ein Mädchen," sagte der Junge mit britischem Akzent, dunkelblonden Haaren und braunen Augen. Ich schluckte, als Rufe von oben in die Box drangen, mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an und sah dann nach oben, zu den Silhouetten die in die Box glotzten.

,,Was?!"
,,Ein Mädchen?"
,,Wie sieht sie aus?"

,,Haltet alle mal eure Fresse!" rief er zu den anderen, als er in den Himmel sah. Es wurde leise.

Ängstlich zusammengekauert blickte ich zu ihm hoch. Er lächelte freundlich, als er sich wieder mir zuwandte.

,,Newt, ich heiße Newt."

Ich hockte immer noch da und starrte auf Newts nun ausgestreckte Hand.

Zaghaft streckte ich ihm meine Hand entgegen, bereit sie jederzeit zurück zu ziehen. Er nahm sie und zog mich auf die Beine. Als ich stand, wischte ich mir mit dem Unterarm schnell die Tränen von den Wangen, wobei mein Blick an dem Tattoo auf meinem Handgelenk hängen blieb. Ich konnte nicht anders, als es anzustarren, vor allem, weil ich genau wusste, was es bedeutete.

,,Kannst du dich an deinen Namen erinnern, Frischling?" Newt hatte mich aus meinen Gedanken gerissen.

Ich nickte.

- - - - - -

Ich starrte ein wenig perplex in das Lagerfeuer das von den sogenannten Lichtern entzündet worden war.

Mein Kopf schmerzte und das betrunkene Gebrüll der Lichter war nicht wirklich förderlich.
Ich hatte das Bedürfnis zu weinen. Meinen Kopf auf meine Knie gelehnt, atmete ich langsam aus um mich zu beruhigen. Die Hitze des Feuers schlug mir entgegen und meine Kehle war trocken.
Ich durfte nicht heulen. Nicht. Heulen.

Als ich Schritte hörte, die auf mich zu kamen, blickte ich auf, meine Augen brannten und es dauerte einen Moment bis ich Newt erkannte, der sich neben mir auf dem staubigen Boden nieder ließ.

,,Du hast das Ganze besser aufgenommen, als manch andere, Frischling," kam es von ihm, der mir das Glas reichte, das er mitgebracht hatte und in dem eine fragwürdige Flüssigkeit hin und her schwappte.

Ich beäugte sie kurz und schüttelte dann den Kopf, bevor ich ihn wieder auf meinen Knien stützte, um die ich meine Arme geschlungen hatte. Newt seufzte.
Der Junge, der Albys Stellvertreter war, nippte an dem Glas, als ich wieder auf das Tattoo starrte.

Es war ein einfaches Dreieck, das mein Handgelenk zierte. Ein schwarzes, nicht ausgefülltes Dreieck. Eine einfache Linie.
Das Symbol für Feuer.

,,Und du bist dir wirklich sicher, dass du nicht mehr weißt, was das eventuell heißen könnte?"

Etwas genervt schüttelte ich den Kopf und antwortete, ohne den Jungen neben mir anzusehen.
"Wie ich es dir schon gesagt habe. Nein."

"Und Ja, ich melde mich, sobald ich es weiß," fügte ich hinzu, da ich die Frage erwartet hatte.

Es fühlte sich irgendwie nicht richtig an, Newt anzulügen, zumal ich nicht wirklich wusste, wieso. Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass ich die Einzige war. Das einzige Mädchen, die Einzige mit einem Tattoo, die Einzige mit Erinnerungen.

Mein Seelenverwandter, war das Erste das mir in den Sinn kam, er hat dasselbe Tattoo.

"Um das nochmal klar zu stellen." Ich sah ihn wieder an, als er nickte.
"Wir sind auf einer Lichtung, in einem Labyrinth und ihr nennt euch selbst 'Lichter'"

,,Jeden Monat kommt ein neuer die Box hoch, ein Frischling."
Ich versuchte mich krampfhaft an weiteres zu erinnern.

"Regel Nummer 1 ist, nie nach draußen zu gehen... Vor allem Nachts nicht. Deswegen gehen die Tore zu. Um diese Dinger... die Griewer draußen zu halten."

"Wir sind hier gefangen."
Ich schluckte tief, als er nach jeder Tatsache, jeder Regel die ich heute gelernt hatte, nickte.

"Genau."

Ich starrte wieder ins Feuer und beobachtete wie die Flammen an dem Holz leckten und die Funken in den Nachthimmel aufstiegen, als ein paar Augen meine Aufmerksamkeit auf sich zogen.

Er saß mir gegenüber, nur das Feuer zwischen uns.
Ein großer Junge mit asiatischen Gesichtszügen, der kein Geheimnis daraus machte, dass er mich anstarrte. Der Schwarzhaarige war nicht dabei, als ich aus der Box kam, an ihn hätte ich mich erinnert, hätte ich ihn in der Menge gesehen.
Der Schein der Flammen ließ seine Augen schwarz wirken und seine  Haut schien bronze zu leuchten.

Ich kannte ihn, er kam mir bekannt vor.

"Newt." Ich stupste den Stellvertreter an und schien ihn somit aus einem Tagtraum zu holen.

Er sah mich fragend an, als ich auf den Schwarzhaarigen deutete, der nun in ein Gespräch vertieft war.

Ich deutete mit meinem Kinn auf den bekannten Jungen. "Wer ist das?"
Nie im Leben würde ich auf die Idee kommen, überall herum zu brüllen, ich würde ihn kennen. Irgendetwas sagte mir, dass mich das bei den Lichtern nicht beliebter machen würde.
Einige hatten schon jetzt die Theorie aufgestellt, ich wäre eine Spionin der sogenannten Schöpfer.

,,Das ist der Hüter der Läufer."

Ich sah ihn fragend an. Läufer?

"Also die, die Tag für Tag durch das Labyrinth rennen und einen Ausgang suchen. Seit zwei Jahren." Ich schluckte, als ich nickte.
"Die Läufer sind die Besten von uns. Er, als der Hüter, ist der Beste der Besten, was seinem Ego nicht gerade tut gut." Er kicherte leise.

"Hey, Minho!" Newt brüllte über den ganzen Platz und die schwarz-aussehenden Augen des asiatischen Jungen schienen mich augenblicklich wieder zu durchbohren, als er zu mir blickte.

Ich schluckte. Minho, also.

Fire on Fire ~ A Maze Runner Fanfiction/Soulmate AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt