Ich erwischte mich dabei, wie ich unseren eigenen kleinen Schulstern beobachtete. In dem Buch ging es nicht nur um mich, es ging auch um ihn. Autor-nim schien zwar deutlich mehr in mich verknallt zu sein, als in ihn, aber nichtsdestotrotz war er Teil des Ganzen. Also beschloss ich, ihn aufzusuchen, wenn er mal nicht von einer Traube Mädchen umgeben war, als sei er ihre Bienenkönigin. Mein Vater war Hobbyimker, ich wusste wie sowas aussah.
Als er und zufällig auch ich (ich schwänzte (nicht nachmachen)) eine Freistunde hatten war meine Chance gekommen. Ohne ein Wort, ging ich auf ihn zu und schmiss das Buch in sein Gesichtsfeld, mehr oder weniger auf das, was er gerade las.
Er erschreckte sich und ich lachte leise, als er mir riesige aufgerissene Augen zu mir aufsah. "Hi", begrüßte ich ihn mit einem Grinsen und sprang auf den Tisch an dem er saß, um mich dann ihm gegenüber in den Schneidersitz zu setzen.
"Hi", erwiderte er unsicher und ich konnte nichts dagegen tun, dass er mich damit amüsierte. Er wurde ein wenig rot, was eigentlich ganz süß war. Man hätte mich bestimmt mir schlimmeren Partien mischen können.
Ich konnte es fast ein wenig verstehen, denn er war objektiv betrachtet, hübsch? Ebenmäßige Gesichtszüge, große, ausdrucksstarke, dunkle Augen, bisschen zu lange Wimpern. Kann gut sein, dass man ihn als hübsch genug empfand, damit er der zweite Protagonist in einem Homo-Teenie-Roman sein konnte.
Jungkooks Blick wanderte auf das Buch. "Was ist das?", fragte er und klang angespannt. Scheinbar hatte ich ihn gerade gestört, das tat mir zwar leid, aber nicht genug leid, um wieder einfach so abzuziehen. "Das verrate ich dir gleich, das wird dich sicherlich auch amüsieren. Aber zuerst: Falls du mich nicht kennst, ich bin Taehyung." Ich reichte ihm die Hand und er sah sie einen Moment misstrauisch an. "Jeder kennt dich, Kim Taehyung", meinte er nur, gab mit jedoch schließlich die Hand und ach du scheisse hatte er weiche Hände.
"Dich doch auch, Jeon Jungkook. Deswegen auch das hier", ich tippte auf das hochwertige Notizbuch, welches in Leder gebunden war und soweit ich sagen konnte auch eine gute Papierqualität hatte, "Irgendjemand an dieser Schule hält und zwei Hübschen für ein noch hübscher Paar." "Paar?" "Partner." "Partner?"
Gab ein Zischen von mir und lächelte ein wenig lasziv. "Boyfriends."
Jungkooks Augen würden noch größer und sein Mund formte ein stummes Oh. "Boyfriends", sagte er schließlich und öffnete das Buch, um zu lesen. Ich ließ es ihm ein paar Zeilen, doch dann schnappte ich es ihm wieder weg und er sah mich vorwurfsvoll an, als würde er etwas sagen wollen. Doch er hielt sich zurück. Ich versuchte zu erfassen, was wohl in ihm vorging, aber Jungkook hatte ein undurchdringliches Pokerface aufgesetzt. Er strich sich ein paar der rot gefärbten Haare aus der Stirn und sah mich dann abwartend an.
"Das ist jetzt meins", sagte ich mit einem leisen Lachen, "zumindest bis ich herausfinde, wem es gehört." Er runzelte die Stirn. "Wozu denn? Derjenige würde sich nie melden. Gib es doch einfach im Sekretariat ab, dann kann sich der, der es verloren hat, dort wieder abholen...", meinte er vorsichtig und ich lächelte breit. Wahrscheinlich hatte er Recht und das war die einfachere Version, aber ich wollte wissen, wem das Buch gehörte.
"Wo bleibt denn da der Spaß?", fragte ich also und tippte auf dem Rücken des Buches herum. "Es gehört dir nicht", betonte er und ich sah ihn einen Moment lang nachdenklich in die Augen. Ihm schien nicht wohl bei der Sache, das verstand ich auch. Ich war auch erst peinlich berührt gewesen, als ich davon erfahren hatte. Doch nachdem ich etwas gelesen hatte, wurde das ganze schon irgendwie unterhaltsam.
"Technisch gesehen habe ich Copyright auf mich. Und du auf dich. Also gehört die Story uns. Bist du denn nicht neugierig, wer über uns beide schreibt? Soll ich dir was vorlesen, sie ist gar nicht so schlecht und diese Weiberschrift, kann man echt gut lesen. Ich bin schon im zweiten Kapitel." "Um Himmels Willen, nein!", entfuhr es dem jungen Schauspieler und er räusperte sich danach leise. "Ich meine... Bitte mach das nicht, das wird nur awkward." Ja genau, das war genau meine Reaktion, als Yoongi mir vorgelesen hatte. Er brauchte sicher auch nur ein bisschen Zeit, sich an den Gedanke zu gewöhnen, ein Buchheld zu sein.
Jungkook lehnte sich etwas zurück und schien awkward mit allem. Ich stupste ihn sanft gegen die Schulter. "Hey", meinte ich aufmunternd, "Keine Sorge, ist nicht so, als würde das deiner Reputation schaden oder so. Würde es nicht mal, wenn ich das öffentlich machen würde", ich legte den Kopf auf die Seite, "ist ja nicht unsere Schuld, dass wir zwei Schnuckelchen sind. Wissen doch alle, dass wir hetero sind." Er sah zu mir auf und nickte, wenn auch nicht besonders überzeugt.
"Du würdest das doch nicht veröffentlichen?", fragte er nachdenklich. Ich schüttelte schnell den Kopf. "Nein, auf keinen Fall. Nicht weil ich Angst hätte oder so. Aber für so einen Bitchmove habe ich dann doch zu viel Respekt vor der Autorin." Seine Augen weiteten sich ein bisschen. "Wieso?", fragte er leise. "Weil sie ganz gut schreibt und weil es dann doch ihr Geheimnis ist."
Er nickte das langsam ab. "Ja... ich denke da hast du recht", meinte er und fuhr mit den Fingern durch das Buch, welches er immer noch vor sich hatte und er gelesen hatte, bis ich zu ihm gekommen war. Sorgsam strich er durch die Seiten, während er ein wenig in Gedanken zu sein schein. Dann sah er mich wieder an.
"Was wirst du ihr sagen, falls du sie findest?" Die Frage kam, nachdem er sich eine Sekunde genommen hatte, um das zu überdenken. Ich rutschte vom Tisch runter, an ihm vorbei. Er drehte den Kopf nach mir und wich etwas zurück, was mich wunderte, vor allem, wenn man bedachte, wie touchy er immer mit den Mädchen war. "Dass sie es veröffentlichen soll", antwortete ich und zwinkerte ihm zu, ehe ich mich auf den Weg zu meiner nächsten Stunde machte.
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Picture me. || Taehyung Version ||
FanfictionTaehyung ist beliebt. Als gutaussehender, charmanter Captain des Lacross Teams ist das auch kein Wunder und die Fangirls rennen ihm in kleinen Scharen hinterher. Alles könnte so schön sein, müsste er nicht feststellen, dass Fangirls zu seltsamen Di...