Kapitel acht: Confident gay.

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Ich brauchte ein Zeichen. Irgendwas, das mir die Entscheidung abnahm, ob ich mein Glück versuchen sollte, oder ob das Bullshit war. Ich bekam mein Zeichen, jedoch anders als gedacht. Es kam zu mir einem extrem fröhlichen, extrem lauten: "HIIIIII!". Ich sah auf und direkt in das strahlendste Lächeln, dass ich je gesehen hatte. Mit beiden Zahnreihen. Wow.

"Hoseok? Richtig?", hakte ich nach und er nickte. Es schien ihn nicht zu wundern, dass ich so halbwegs wusste, wer er war. Eigentlich wusste das jeder, der sich mit dem Klatsch in der Schule auseinander setzte, oder eben nicht davon verschont blieb, selbst wenn es ihn einen Scheiß interessierte. "Was gibt es?", fragte ich und musterte ihn.

Hoseok war so ziemlich der einzige Mensch in meiner Umlaufbahn, der den Arsch in der Hose hatte, öffentlich zu seiner Homosexualität zu stehen. Er hatte es nicht leicht deswegen, aber er bot den Hatern die Stirn mit einem außerordentlichen Sinn für Humor. Ich hatte also nichts gegen ihn, im Gegenteil, aber wir waren nicht mal in der selben Klassenstufe und entsprechend kannte ich ihn nicht näher und wusste auch nicht, was er jetzt wohl von mir wollte.

Er setzte sich zu mir und sah mich kurz an. "Ich muss dich abchecken", offenbarte er. Ich lachte leise auf. "Achso? Und warum?" "Muss gucken mit wem mein Dongsaeng da so rumhängt." Erst verstand ich nicht, was er meinte, aber dann dämmerte es mir.

"Jungkook?" Er deutete mit dem Finger auf mich. "Wenn du cool bist, kannst du ihn haben, wenn nicht, dann... verschachere ich dich im Wald oder so." "Deal." "Cool." "Klingt gut."

Wenn ich cool bin, kann ich ihn haben, das Zweite, was er sagt ist cool. Also konnte ich ihn jetzt haben, oder was? "Was meinst du damit? Ich kann ihn haben?" "Das findest du schon selbst raus." Hilfreich. Hoseok grinste. Scheinbar tat er das immer.

"Also... Notendurchschnitt, wie viele Exfreundinnen, Zukunfstpläne, Hund oder Katze, Lacrosse ist sexy, das war nur ne Zwischeninfo, ich teste deine Aufmerksamkeit, Lieblingseissorte, schon mal was gebrochen, wann ist der nächste Vollmond und Titten oder Arsch?"

Perplex sah ich ihn an.

"Äh...", ich musste erst mal alles wieder auf die Reihe bekommen. "Also... Keine Ahnung, ich rechne die Durchschnitte immer erst am Ende des Jahres aus, um zu gucken, ob es irgendwo brennt, aber das tat es bisher nie. Zwei Exfreundinnen, beide noch Freunde von mir, aber nicht megaeng, wenigstens aber kein Krieg, nicht mal lowkey, Zukunft ... ich will nicht obdachlos werden, beides, Lacrossy ist supersexy, Haselnuss, ja natürlich, den Ellenbogen, beim Training, das passiert... Ich glaube wir haben nächste Woche wieder Vollmond und keine Ahnung, bei der einen waren es die Titten, bei der anderen der Arsch?" Abschließend gab es ein Lächeln oben drauf.

Er pokerfacte mich. Was ein Arsch.

"Hab ich bestanden?" Hoseok lachte leise. "Du hättest nicht mal alles beantworten müssen, ich verarsch dich doch nur. Aber doch ja, cool. Stehst du vielleicht auf Kerle?" Er zwinkerte mir voll übertrieben zu und ich lachte belustigt.

"Keine Ahnung, war noch keiner bei, aber schließ ich nicht aus." Er nickte fast abwesend, dann sah er auf. "Da kommt doch mein Prinz." Er stand auf und pfiff Jungkook ran, der unsere Richtung ansteuerte. Er setzte sich neben Hoseok. "Ihr beide zusammen?", fragte er überrascht und Hoseok lächelte, während er Jungkook fürsorglich ein paar verrutschte Haarsträhnen richtete. "Wir haben uns ganz zufällig getroffen", behauptete er.

Jungkook schien ihm das nicht abzukaufen. Er sah mich an und warf dann einen Seitenblick zu seinem Hyung. "Hat er dich belästigt? Glaub ihm nichts, was er sagt." Er beugte sich etwas über den Tisch. "Er spinnt", sagte er lautlos und tippte sich gegen die Stirn. Hosoek schlug ihn fröhlich in die Niere, was Jungkook mit einem "Aaaaaauuutch" quittierte und damit, dass er sich wieder zurück lehnte.

"Hyung, ich hab dir gesagt, du sollst ihn in Ruhe lassen", sagte er und lehnte seinen Kopf an Hoseoks Schulter, während dieser begann zu essen. "Meine Mutter sagte auch, dass die mich enterbt, wenn ich jemals einen Mann in meine Idividualdistanz lasse und jetzt schau dich an, schon wieder hängst du an mir." Er reichte ihm was von seinem Essen und ich fragte mich willkürlich, ob dieses Essen an andere verteilen, wohl von Hoseok auf Jungkook abgefärbt hatte.

Ich begann ebenfalls zu essen und sah mich um. Die Jungs mit denen ich sonst zusammen aß, hatten sich wo anders zusammen gerottet. Aber es war schon okay, wenn ich einmal nicht bei ihnen saß. Die meisten waren vom Team, die sah ich sowieso noch später. Ich fing Jimins fragenden Blick auf und bedeutete ihm, dass alles gut war, ich aber hier sitzen bleiben würde. Er nickte das ab und wandte sich wieder dem Rest der Leute an seinem Tisch zu.

Mein Blick wanderte zurück zu Hoseok und Jungkook und es war mehr als offensichtlich, dass sie beide sehr gern andere Menschen anfassten und sich Nahe standen. Jungkook hatte sich inzwischen eine von Hoseoks Händen genommen und spielte mit dessen Fingern rum. "Du brauchst unbedingt mal wieder eine Maniküre, Hyung." Das klang ziemlich homo. "Naaah, das ist jedes Mal eine qual, wenn du das machst. Du bist wie ein Fleischer." Auf Jungkooks Züge schlich sich ein kleines, fast teuflisches Lächeln. Das war dann doch nicht mehr sooo homo.

Nicht, dass Maniküre wirklich nur was für Schwule war, aber ich versuchte gerade Indizien zu finden. Waren die beiden etwa ein Paar? Wenn nicht... stand Jungkook auf Kerle? Sie waren süß zusammen, das musste man ihnen lassen. Aber irgendwie nicht auf eine Art und Weise, die auf ein wirkliches Paar schließen ließ. "Seid ihr irgendwie zusammen oder so?", fragte ich und Jungkook sah nur auf. "Auf keinen Fall", schnaubte Hoseok. Jungkook zog einen Schmollmund. "Ich dachte du liebst mich, Hyung?" Hoseok wedelte mit der Hand, aber so übertrieben, dass man merkte, dass er das nicht ernst meinte.

"Schoooon, aber schau... Du frisst mir so schon alles weg. Was würde das nur werden, wenn ich Gefühle für dich hätte?" Jungkook überlegte gespielt. "Ja stimmt... Meine Liebe ist trotzdem allein deine, Hyung." "Brauchst du etwa Geld?" "Jup." Ich musste lachen. Ja, nein. Sie waren wohl doch, wie Yoongi Hyung und ich. Nur schräger. Und in lieb zueinander.

Das Essen war wirklich gut, um Jungkooks besten Freund kennen zu lernen - ich mochte Hoseok wirklich gern, doch irgendwie lieferte mir das alles immer noch keine wirklich klare Antwort darauf, ob Jungkook vielleicht die Gesellschaft von Jungs bevorzugte.

 

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