Kapitel sieben: Effizente Gehirnfunktionen.

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Ich griff nach den Chips und nahm mir ein paar aus der Tüte, die ich mir dann genüsslich einverleibte. Von einem Knuspern meinerseits begleitet traf ich den vorwurfsvollen Blick von Yoongi Hyung. "Was hab ich dir gesagt zu Chips und Bett?", brummte er und schmiss mit einem Stift nach mir. "Ist ja nicht meins", antwortete ich nur und er stand auf. Sein Weg führte ihn zu mir rüber und er verpasste mir eine auf den Hinterkopf, dann nahm mir die Tüte weg.

"Taehyung. Es ist nicht so, dass ich dich nicht gern hier habe, aber... warum genau gehst du mir auf den Sack?" Er setzte sich zu mir und ich streckte mich auf seinem Bett aus. "Hyung. Was glaubst du, ist meine Sexualität?" Yoongi zog eine Augenbraue hoch. "Wieso fragst du das? Ist nicht so, als seist du vollkommen unerfahren und wüsstest nicht, was dir gefällt, oder?", fragte er und ich sah ihn an.

Ja. Normalerweise waren es Mädchen, die mich anzogen, doch wenn ich genau darüber nachdachte, konnte ich nicht mal sagen, was mich an denen, die ich gehabt hatte angezogen hatte. Zumal ich definitiv auch nicht zu denen gehörte, die zum Spaß Sex mit Fremden hatten. Ich urteilte nicht über One Night Stands. Jeder konnte machen was er wollte. Es war jedoch nichts für mich, denn ich brauchte so etwas wie eine Vertrauensbasis. Mehr noch, merkte ich nur wieder, das ich erst angefangen hatte, meine Exfreundinnen sexy zu finden, nachdem ich sie näher kennen gelernt hatte.

Yoongi lachte nur auf. "Wieso fragst du das?", hakte er noch mal nach und ich sah ihn an. "Weil du mich am besten kennst." Auf seinen Lippen breitete sich eins seiner seltenen, doch echt süßen Lächeln aus.

"Das ist attraktiv", ließ ich ihn wissen. "Gott bewahre, Taehyung", antwortete er nur und schüttelte amüsiert den Kopf. "Du verstehst nicht, was ich meine. Ich will nichts von dir Hyung, aber mal sachlich. Du bist attraktiv. Obwohl männlich. Ich verbringe glaub ich zu viel Zeit mit Jungkook." Das hat ich wahrscheinlich wirklich. In den letzten Tagen liefen wie und dauernd über denn weg. Ich ihm (absichtlich), er mir (etwas weniger absichtlich). Es endete immer damit, dass wir die Pausen zusammen verbrachten.

Yoongi legte sich neben mich und zog sich ein Kissen ran. Kurz betrachtete er mich forschend. "Spucks aus, komm, was geht da in deinem Kopf vor, erzähl Hyung alles." Ich schaute an die Decke, als könnte ich da einen Anfang finden. "Seit ich das Notizbuch lese, denke ich über Sachen nach, die ich vorher nicht wirklich ignoriert habe, viel mehr ist es so, dass ich nur nicht drauf gekommen bin. Dann verbringe ich jetzt auch noch so viel Zeit mit Jungkook..." Ich ließ den Satz in der Luft hängen.

"Du weißt aber, dass er Jungkook im Buch nichts mit dem Echten zu tun hat?", machte er mich auf das offensichtliche aufmerksam und ich grinste schief. "Und wie. Er ist ähnlich, irgendwie, aber der Story-Jungkook ist viel weniger zurückhaltend. Der echte ist dagegen echt brav. Aber es macht Spaß Zeit mit ihm zu verbringen. Ich mein die letzten zwei Wochen oder so, hängen wir echt viel zusammen rum und ich weiß auch nicht. Er ist echt touchy? Aber nur, wenn er es nicht mitbekommt? Und ich mag das? Außerdem... finde ich ihn süß?"

Yoongi schwieg. Er wartete anscheinend, ob ich noch mehr zu sagen hatte, doch ich war mit dem bisschen schon beschäftigt. "Jetzt willst du von mir wissen, ob du schwul bist?" "Ich bitte dich Hyung. Ich bin nicht schwul. Ich will von dir wissen, ob ich auf Männer stehe." Er sah mich nur done an und machte es sich etwas bequemer. "Idiot", schimpfte er nur gutmütig. "Die Antwort weißt du längst."

Er hatte recht. Allein, dass ich mit dem Gedanken spielte, zeigte doch, dass ich nicht rein hetero war. Ich hatte auch kein Problem damit. Meine Eltern wären sicher auch cool damit, wenn ich einen Kerl anschleppte, dennoch war es noch immer etwas befremdlich für mich, weil ich vorher eben noch keinen Mann anziehend gefunden hatte. Jungkook jedoch hatte etwas an sich. Allein die Art und Weise, wie er einen von der Seite ansah, wenn man irgendwas sagte, was ihm wieder die Sprache verschlug.

"Ich weiß halt nicht, ob ich, nur weil ich ihn süß finde, davon ausgehen kann, eventuell auch für einen Mann mehr zu empfinden, oder ob es wirklich nur das ist. Mehr nicht. Verstehst du? Hyung, dich finde ich wirklich attraktiv. Du bist hübsch und so. Aber ich könnte mir nie vorstellen... nah. Ih." Yoongis Augen wurden schmaler. Dann atmete er kurz durch. "Erster Teil: danke. Zweiter Teil: Halts Maul, Kackbratze." Er verspasste mir einen unmotivierten Schlag zwischen die Schultern.

"Der Grund, warum du nicht noch mehr auf mich stehst ist, erstens, dass wir uns schon von klein auf kennen. Also ich klein und du noch viel kleiner. Zweitens, bist du kein Idiot. Und ein Beziehungstyp. Ich würde nicht ausschließen, dass du dein Glück nicht schon mal versucht hättest, wenn du ein Freundschaft plus Typ wärst, aber dann hätte ich dich in die Eier geboxt. Doch zurück zur Beziehung. Du kennst mich lange und gut und wir beide wissen, dass wir ganz furchtbare Boyfriends wären, weil deine Bedürfnisse sich so gar nicht mit meinen decken. Dein Hirn erkennt das, also findest du mich zwar hübsch aber Ih."

Ich nickte schon mal. Effizient!! Da war was dran. Ich wusste schon, warum ich Yoongi Hyung fragte, der hatte einfach immer den Durchblick. "Okay", murmelte ich, "Also denkst du ich kriege noch ein Problem mit Jungkook?", fragte ich und Yoongi setzte sich auf. "Problem?", fragte er forschend. "Jungkook steht auf Mädels", womit wir endlich beim Hauptproblem angekommen wären.

"Ich wiederhole es für dich Slowburner noch mal, du bist kein Idiot. Wenn es nichts zu holen gibt, funktioniert dein Gehirn insofern sehr gut, dass es deine Gefühle gut steuert. Wenn er also wirklich einfach nur auf Mädchen stehen würde, dann würdest du nicht über die Dinge nachdenken, über die du nachdenkst. Ich bin mir sicher."

Okay, beruhigend. Ich sollte das beobachten. Das Yoongi mein Hirn wohl besser kannte als ich selbst, sollte mich gruseln, aber nein, es kam mir logisch vor.

"Also Hyung", begann ich also, "Wie haben Männer miteinander Sex?", fragte ich völlig unverblümt. "Warum fragst du mich das?", sagte er mit gerunzelter Stirn. "Weil du sonst alles weißt?", gab ich zurück und er rollte mit den Augen. Dann erhob er sich wieder von seinem Bett. Er angelte nach dem Stift, nicht weil er ihn brauchte, eher, um ihn gegebenenfalls noch mal nach mir werfen zu können.

"Googlen wir das jetzt?", fragte ich ihn. "Ich kann nicht glauben, dass ich sowas mit dir mache", beschwerte er sich und setzte sich zurück an den Computer. Er öffnete den Browser auf seinem Pc. Sein Suchverlauf war ohnehin fragwürdig, da kam es wohl nicht mehr drauf an.

 

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