Kapitel dreizehn: Layers of Love.

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Jungkook senkte den Blick wieder. "Er denkt es ist Hoseoks Schuld", erzählte er weiter. "Ich hasse, dass er so auf ihm rumhackt. Er kennt ihn nicht wirklich, er weiß nur, dass er der Älteste von den Jung-Kindern ist, offenkundig schwul und mein Freund. Also hat natürlich Hoseok mir diese Flausen in den Kopf gesetzt. Es ist frustrierend weißt du? Hoseok beschützt mich vor allem, aber ich schaffe es nicht mal, meinen Vater davon abzuhalten, Unsinn über ihn zu erzählen. Hoseok hat jeden Respekt der Welt verdient." Während wir sprachen bezahlten wir auch und schließlich zogen wir unsere Jacken wieder über.

"Apropos Hoseok Hyung", nahm ich den Faden wieder auf, als wir nach draußen traten. "Hat er sich eigentlich bei Jimin gemeldet?", fragte ich einfach aus Neugier und um eventuell das Thema aus was erfreulicheres zu wechseln. Ich ging einfach los, weil in der Nähe der Strand war und ich noch nicht nach Hause wollte. Tatsächlich schlug er die gleiche Richtung an. "Nicht nach Hause?", fragte ich. Er schüttelte den Kopf. "Nicht heute."

Er seufzte und legte den Kopf in den Nacken. Dann sah er wieder nach vorn. "Der Typ von der Umkleide?", hakte er nach. Ich nickte. "Nein, dem hat er nicht geschrieben, das wird er auch nicht." Wir schlenderten zusammen los und ich sah ihn von der Seite an. "Warum nicht?" "Weil Hoseok in Wahrheit noch viel introvertierter ist als ich." Ich dachte darüber nach, während wie die Absperrung passierten, die zum Strand führte. Der Sand dämmte unsere Schritte und machte es etwas schwerer vorwärts zu kommen. Wir waren aber auch nicht sonderlich wählerisch in der Wahl eines Platzes, sondern schmissen uns einfach wie auf ein unsichtbares Zeichen hin in den Sand. Die Sonne war bereits unter gegangen und nicht mehr stark genug, die ersten Sterne zu überstrahlen.

"Hoseok hatte bisher kein Glück, wenn es um sowas ging. Erst hatte er diesen Typen, ihn abgeschossen hat mit den Worten 'Ich wollte nur experimentieren", dann dieser Idiot, der nicht wusste, was er an ihm hatte..." Jungkook schwieg, dann seufzte er tief. "Dann noch die Sache mit mir..." Ich sah ihn erstaunt an. "Du weißt davon?", fragte ich und er lachte leise. "Du doch auch." Die Antwort war so ernüchternd. Klar, wenn ich das durchschaut hatte, dann hatte Jungkook es auch getan.

"Wenn jemand so mit dir umgeht, wie Hoseok mit mir, dann weißt du, dass du geliebt wirst und ich hasse mich immer noch ein wenig dafür, dass ich seine Gefühle nicht auf die selbe Weise erwidern konnte, denn wir wären ein super Paar gewesen. Aber es sollte nicht sein. Ich liebe ihn schon, sehr sogar, aber eben ganz anders. Das Einzige, was ich also tun konnte war, sobald ich es bemerkt habe, so respektvoll damit umzugehen, wie es nur ging. Keine falschen Hoffnungen schüren, genau auf ihn aufzupassen. Ich hätte ihn ja drauf angesprochen, doch ich konnte sehen, wie er es mit sich selbst ausmachte."

"Was, wenn das nur Fassade gewesen wäre?", fragte ich und schaute in die kräftiger werdenden Sterne. "Nicht bei ihm. Ich kenne ihn wie mich selbst. Ich wusste, wann es ihm schlecht ging, ich wusste, was er etwas Ruhe vor mir brauchte, ich wusste, wann er drüber weg war und ich weiß, dass er mir nur das beste wünscht und er weiß, dass ich nicht happy bin, wenn er nicht happy ist, also... das klingt alles sehr kompliziert." Er rutschte etwas an mich ran und legte seinen Kopf auf meine Schulter.

"Warum hast du ihn nicht darauf angesprochen?", meine Frage ging fast im Rauschen des Meeres unter und die salzige Luft verwehte unsere Haare. "Das ist auch kompliziert. Er hat nicht mit mir drüber gesprochen, weil er wusste, dass ich mir die Vorwürfe meines Lebens machen würde, weil ich eben nicht so fühle wie er und ich hab ihn nicht drauf angesprochen, weil ich nicht wollte, dass er weiß, dass ich das längst tue. Doch wir haben es irgendwie dadurch geschafft und jetzt kann uns gar nichts mehr trennen."

Nachdenklich nickte ich, während ich meinen Rucksack etwas zurecht rückte, auf dem mein Kopf lag. "Das ist einfach wundervoll. Ich meine, ich hätte nie gedacht mal auf eine so tiefe Freundschaft zu stoßen, wie eure." Jungkook lachte nur leise. "Weißt du. Wenn jemand an Hoseok ran will, dann muss er auch erst mal durch den Gütetest." Ich lachte auf, sagte aber nichts weiter dazu. Ich war immer noch stolz auf mein irgendwie-Hoseok-Gütesiegel. "Hoseok ist anders als ich", führte Jungkook weiter aus. "Hyung vertraut niemandem einfach so. Er mag keine Menschen. Er mag nur Hunde und Katzen. Vielleicht noch Sugarglyter oder sonstige Haustiere, die die Laune heben und einem Liebe geben, ohne was zu verlangen. Wenn dieser Jimin also wirklich zu ihm vordringen will, dann muss er sich Mühe geben."

Ich würde mir das merken. Ich erinnerte mich daran, dass ich erst heute nach dem Training gesehen hatte, wie Jimin sein Handy gescheckt hatte und enttäuscht schien. Vielleicht gab ich ihm ja einen Tipp. Er sollte vielleicht mit Jungkook sprechen. Wenn ihm das dann doch zu anstrengend war, dann war das wohl so. Aber vielleicht war Jimin das, was Hoseok brachte? Er war ehrlich. Die loyalste Person, die ich kannte.

"Was ist dein Lieblingssternbild?", fragte Jungkook schließlich nach einer weile und nahm eine meine Hände. "Und warum hast du so schöne Hände, das ist super unfair?" "Warum hast du so weiche?", fragte ich gegen und er zuckte mit den Schultern. "Weil ich sie eincreme?" Warum war er manchmal nur so trocken? "Meine Hände sind so gewachsen", antwortete ich also in Ähnlicher Manier und er kicherte. "Ich mag den großen Wagen", sagte ich also, "ist der einzige den ich finde." "Auch so...", antwortete Jungkook, als hätte er die Erkenntnis der Welt erlangt.

"Magst du Eis...?"

So ging das weiter, bis der Morgen wieder graute. Ich wurde nicht mal müde. Wir redeten über dies und jenes und ich konnte mich nicht mal wirklich an alles erinnern, was wir besprachen, doch es war auch egal, dass wir im Prinzip unsere Zeit verschwendeten. Wir waren zusammen und darauf kam es an. Ich liebte jede Sekunde und verliebte mich immer mehr in den Jungen Mann, der auf meiner Schulter lag.

 

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