Ungewollter Besucher

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„Nein, bitte, ich will nicht zur Arbeit“, murrte Aura in ihr Kissen, als die Titelmelodie von Harry Potter aus ihrem Handywecker erklang. Genervt versuchte sie mit ihren Fingern die Schlummertaste zu erreichen. Nach dem fünften Versuch erreichte sie den Touchscreen und die Musik verstummte. Sie drehte sich um und schlief weiter. Doch schon zehn Minuten später klingelte der Wecker erneut. Dieses mal säuselte ihr Céline Dion ins Ohr, wie sehr sie doch ihre Liebe vermisse. „Wah, dieses Lied wird SOWAS von aus meiner „Wach-Auf-Liste“ geworfen“, dachte die Braunhaarige, während sie die Schlummertaste diesesmal gekonnter drückte. Als die Charmed Melodie erklang, stand Aura entnervt auf.

Gähnend und mit nackten Füssen tappte sie ins Bad. Sie schaltete das Licht ein und betrachtete sich im Spiegel. Eine kleine, braunhaarige Person mit grossen blauen Augen stand ihr gegenüber. Ihre Augen waren das Einzige, was ihr wirklich an ihr gefiel. Ihr Po war ihrer Meinung nach einfach viel zu gross und wollte nicht so recht zum Rest ihres Körpers passen. Und ihre Brüste waren zu klein. Sie verdrehte die Augen und zog ihr Alice Cooper- T-Shirt aus, welches sie als Pijama verwendete. Dann stellte sich unter die Dusche. Der kalte Wasserstrahl traf sie mitten ins Gesicht. Sie schrie überrascht auf. „Ok, jetzt bin ich definitiv wach“, murmelte sie. Nach einer Weile wurde das Wasser wieder warm und nach wenigen Minuten war das ganze Badezimmer voller warmem Dampf. Während sie duschte dachte sie über das letzte Buch nach, welches sie gelesen hatte. „Chroniken der Unterwelt – City of Bones“ Darin ging es um eine junge Frau, welche erfuhr, dass sie eine Schattenjägerin sei und nun auf Dämonenjagd gehen sollte. Dabei durfte die Liebe natürlich auch nicht fehlen. Aura lächelte. Das wäre doch einmal was. Aber leider gab es sowas nur in ihren Büchern. Sie stieg aus der Dusche und machte sich bereit für die Arbeit. Sie arbeitete in einer kleinen Buchhandlung in Zürich.

„Zitronensorbet“, sagte ihr Handy. Ja, Aura war ein riesiger Harry Potter Fan und sie liebte lustige Klingeltöne. Vor allem den Blick der Leute, wenn plötzlich Dumbledores Stimme erklingt. Lächelnd packte sie ihr Handy und setzte die Kopfhörer auf. Sie schloss die Wohnungstür auf , und öffnete das Facebook App. Fünf neue Nachrichten und 12 Benachrichtigungen. Aura verdrehte die Augen. Da war man einmal acht Stunden nicht online und dann das. Ihre Augen waren auf das Smartphone gerichtet, als sie gegen etwas, oder besser gesagt, gegen jemanden stiess und auf ihr Hinterteil fiel. Das würde einen blauen Fleck geben. Wenigstens war ihr Smartphone nicht kaputt gegangen. Sie blickte auf und sah einen grossen Mann mit langen, schwarzen Haaren und den schönsten grünen Augen, die sie jemals gesehen hatte.

„Oh, das tut mir jetzt aber leid“, sagte er und grinste sie schief an. Er bot ihr die Hand an, welche sie zuerst gar nicht bemerkte. „Danke“, flüsterte sie, als sie seine Hand nahm und sich aufhelfen liess. „Ist schon ok. Nichts passiert“, antwortete Aura. Der Mann lächelte breit und liess, zu ihrem Bedauern, ihre Hand los. „Ähm... Ich habe Sie hier noch nie gesehen, suchen sie jemanden?“, frage sie. „Oh, ich denke, ich habe bereits gefunden, wonach ich gesucht habe“, antwortete er und lief geradewegs in ihre Wohnung. Vor Empörung blieb Aura die Luft weg. „Was? Hören Sie. Das geht so nicht. Kommen Sie sofort aus meiner Wohnung! Ich kenne Sie doch gar nicht.“ Wütend ging Aura zurück und funkelte den Schwarzhaarigen böse an. Dieser drehte sich um und sagte: „Oh, wie unhöflich von mir. Ich bin Loki Laufeyson, rechtmässiger König von Asgard und ich wohne ab jetzt hier.“ Mit diesen Worten setzte er sich auf das Sofa. Das musste ein Albtraum sein. „Ich... Was? Hören Sie, ich muss gehen, sonst verpasse ich den Bus. Wären Sie so freundlich, jetzt sofort meine Wohnung zu verlassen? Sonst rufe ich die Polizei.“ „Oh... und du denkst wirklich, diese... Polizei macht mir Angst?“, grinste Loki. Langsam wurde es Aura zu bunt. Sie packte ihn am Ärmel (Was trug der überhaupt für Kleider?) und beförderte ihn nach draussen. „So, und jetzt gehen Sie bitte“, zischte sie, schloss die Tür ab und rannte zur Bushaltestelle.

Während der Arbeit konnte sie sich nicht richtig konzentrieren. Immer wieder dachte sie an den geheimnisvollen Mann zurück. Loki... Woher kannte sie diesen Namen nur? Und warum fühlte es sich so vertraut an, seinen Namen nur schon zu denken?

Sie sah auf und sah, wie ein Kunde sie mit fragenem Blick ansah. „Ich... Entschuldigung, was suchten Sie nochmals?“, fragte sie und damit verbot sie sich jegliche weitere Gedanken an den Mann mit den grünen Augen.

Abend:

„Hier kommt die Sonne“, sang Till Lindemann laut in Auras Ohren. Sie öffnete die Tür und gab sich ganz der Musik hin. Augen zu und... HEADBÄNG. Oh ja, sie liebte Rammstein. Die Musik dröhnte in ihren Ohren und schaltete alles um sie herum aus. Sie fühlte sich so frei. Dabei sang sie laut und falsch mit. Bei ihrem Lieblingspart angekommen, fing sie an, Luftgitarre zu spielen. YEAH, Let's Rock! Wen kümmert es schon? Sie war schliesslich allein in ihrer Wohnung. Sie ging, immer noch headbangend, ins Wohnzimmer und hielt plötzlich mitten in der Bewegung inne, als sie eine Gestalt auf dem Sofa sah. Es war Loki. Er war sichtlich verwirrt. Aura errötete. Shit, wie peinlich war das denn? „Ich... ehm...“, stotterte sie und schaltete die Musik aus. Dann fiel ihr auf, dass er in IHRER Wohnung sass. Auf IHREM Sofa. Obwohl sie ihn doch heute morgen rausgeworfen hatte. „Guten Abend“, sagte Loki und legte das Buch, welches er gelesen hatte (Nietzsche – Jenseits von Gut und Böse) zur Seite. „Was sollte das denn werden, wenns fertig ist?“, fragte er. Seine zuckenden Schultern und der Ton, welcher wie ein Schnauben klang, deutete darauf hin, dass er mehr schlecht als recht versuchte, nicht zu lachen. „Ich... Was tun sie hier in meiner Wohnung?“, rief sie. Mannomann, wie peinlich. Ihr Kopf fühlte sich so heiss an. „Nun, ich sagte doch, ich wohne ab jetzt hier“, sagte er und stand auf. „Hören sie...“ „Nein, du hörst mir zu, Aura. Ich werde hier wohnen, egal was dein Gegenargument ist. Oder willst du mich echt da draussen schlafen lassen?“ Er zeigte mit einem Finger aus dem Fenster. Der Schnee hatte sich verdichtet und es war kalt und nass. Aura seufzte. Er hatte recht. Sie konnte ihn nicht mit gutem Gewissen da draussen schlafen lassen. Sie verfluchte ihn innerlich. „Ok, heute Nacht dürfen Sie hier bleiben, aber morgen wenn ich zur Arbeit gehe, will ich, dass Sie gehen. Und woher kennen Sie meinen Namen?“ „Warum denn so förmlich, Aura? Nenn mich einfach Loki, okey?“ Er strich ihr über den Kopf und ging in die Küche. Stirnrunzelnd folgte ihm die Brünette. Das Ganze gefiel ihr gar nicht.

Aura - Connected by Fate // Loki FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt