Vergangenheit 1

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„Es war eine schwere Zeit, damals. Du musst wissen, es herrschten grosse Kriege zwischen den Welten. Die Tage waren lang, dunkel und kalt. Allvater Odin und sein Gefolge rüsteten sich für den grossen Kampf. Auch Thor und ich machten uns bereit. War Thor auch der grosse Krieger und wollte unbedingt in die Schlacht, war ich doch derjenige, der sich eher zurückhaltend verhielt. Ich wollte keinen Krieg, lieber war ich mit meiner Mutter in den Gärten des Palasts und habe ihr vorgelesen. Und dennoch folgte ich Thor ins Gefecht. Nicht zuletzt, weil ich dachte, es würde meine Chance auf den Thron erhöhen, wenn ich siegreich zurückkäme. So kam es, dass wir uns bald schon in Muspelheim wiederfanden.

Muspelheim, die Heimat der Feuerriesen, die mit ihrem ewigen Feuer Verderben und Tod über die Welten bringen wollten. Thor hatte Mjöllnir und ich meine Magie. Wir waren ein unzertrennliches Gespann, und es schien, als könnten wir alles und Jeden besiegen. Doch dann wendete sich das Blatt. Thor verriet mich. Es war weniger durch Absicht, als durch das naive Denken eines Jungen. Er war zu beschäftigt, seinen eigenen Weg zu gehen. So merkte er nicht, wie die Feuerriesen mich erwischten. Das Feuer und die Hitze hatten mir schon immer mehr zugesetzt, als den Anderen, doch als sie mich packten, dachte ich, es wäre vorbei. Ihre Hitze, ihr glühend heisser Atem nahm mir die Sicht und der stinkende Qualm, den sie ausstiessen raubte mir den Atem. Noch immer spüre ich die stechenden Schmerzen auf meiner Haut, als sie mich berührten. Sie hatten vor, mich zu Tode zu quälen. Höhnisch und langsam.

Die Feuerriesen wollten mich als Trophäe, mich, den Königssohn. Doch ich konnte entkommen. Mit letzter Kraft, erzeugte ich eine Illusion, ein Ebenbild von mir, welches sie für wenige Sekunden ablenkte. Diese Sekunden waren es, die es mir ermöglichten zu fliehen. Ich erschuf ein Portal, was an und für sich schon so kraftraubend ist, dass nur ein Narr es erschaffen würde, um in eine andere Welt zu kommen. So landete ich schliesslich in Midgard. Verletzt, dem Tode nah und allein.“

„Warum bist du nicht nach Asgard zurück, dort hätten sie dich doch eher heilen können als hier, oder nicht?“

„Ja, doch mein Stolz liess das nicht zu. Wäre ich nach Asgard zurück, hätte ich meine Niederlage eingestehen müssen. Lieber wäre ich gestorben. Und Midgard bekam von den ganzen Kriegen nicht das Geringste mit, deshalb habe ich mich so entschieden. Ich war schwer verwundet und ein gebrochener Mann. Das Einzige woran ich mich noch erinnern kann, war ein Wald. Es war so ruhig, so friedlich. Ein wundervoller Platz zum Sterben. Vögel zwitscherten und die Sonne liess ihre sanften Strahlen durch die Baumkronen gleiten. Das Plätschern eines nahegelegenen Baches zog meine Aufmerksamkeit auf sich und mit letzter Kraft liess ich mich in das kalte, wohltuende Wasser gleiten. Dann wurde alles schwarz.

Das Erste was ich fühlte, als ich wieder zu Bewusstsein kam, waren die pochenden Schmerzen. Eigentlich hätte ich sterben sollen. Meine physischen und psychischen Kräfte waren am Ende. Genauso wie meine Magie. Ich hätte mich nicht mehr selbst heilen können. Und doch lebte ich. Ächzend öffnete ich die Augen. Ich lag auf einem weichen Bett. Man hatte mir meine Kleidung ausgezogen und meine Wunden mit einer scharf riechenden Paste eingeschmiert, welche meine Augen tränen liess. Dem Sonnenlicht nach, welches durch das Fenster schien, war es frühester Morgen. Ich hatte keine Ahnung wo ich war, oder wie lange ich schon hier lag. Doch was ich wusste, war, dass man mich gerade noch mehr erniedrigt hatte, als wenn ich nach Asgard zurückgegangen ware. Ein Mensch. Ein Midgardian hatte mir geholfen. Das war so erniedrigend. Ein Gott war auf die Hilfe eines Midgardians angewiesen. Niemals würde ich mir das verzeihen. Mühsam versuchte ich, mich aufzurichten. Schwerer Fehler. Der Schmerz, welcher vorhin durch meine Adern pulsierte, schien förmlich zu explodieren und ich dachte, mein ganzer Körper stehe in Flammen. Und gerade als ich sah, wie eine Person, der Figur nach eine Frau, ins Zimmer schritt, verlor ich erneut das Bewusstsein.

Das nächste Mal als ich aufwachte, war es tiefste Nacht. Der Mond schien hell und kalt. Ich war so durstig. Alles flimmerte und drehte sich. Sogar als ich die Augen schloss war mir schwindlig, da sich auch meine Gedanken immer im Kreis drehten. So erschöpft. So durstig. Gerade als sich wieder ein Bewusstseinsverlust ankündigte, spürte ich eine sanfte Hand an meinem Arm.

Aura - Connected by Fate // Loki FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt