Irina Pov.:
Aufgeregt stürme ich in mein Klassenzimmer, lege schnell alles Wichtige auf das Lehrerpult und ordne es, damit ich nicht total unorganisiert und chaotisch wirke. Warum ich so in Eile bin? An dem Ganzen ist nur mein verfluchter Freund Schuld, der unbedingt mit mir aufstehen wollte, da er meinte ich bräuchte Unterstützung. Tja, mit seiner Hilfe bin ich jetzt spät dran, da er dachte ich sei zu unentspannt und er müsse mich etwas ablenken. Ich schnaube leise auf und sehe, dass die erste Schülerin durch die Tür kommt, also schaue ich kurz auf die Uhr und werde noch panischer. Bevor allerdings noch mehr Schüler kommen versuche ich mich zu beruhigen, schließlich sollen sie mich nicht für ein leichtes Opfer halten, sonst kann mein Job hier schnell zum Albtraum werden. Ich sammle mich und atme einmal tief durch, dann klingelt es auch schon und die Schüler strömen in die Klasse. Als endlich alle da sind schenke ich ihnen ein Lächeln und stelle mich laut vor. "Guten Morgen, ich bin ab diesem Jahr eure neue Mathe Lehrerin, Miss RIEDER." Ich drehe mich zur Tafel um und schreibe meinen Name auf das dunkle Grün. Kurz bevor ich fertig bin kann ich ein anzügliches Pfeifen vernehmen, doch ich beschließe es jetzt noch zu ignorieren, denn ich habe eh vor, ihnen gleich zu sagen, was Sache ist. "Also ich habe nicht vor Ihnen das Jahr zur Hölle zu machen, glauben Sie es oder nicht, meine Schulzeit ist noch nicht lange her und ich bin hier um Ihnen wirklich was beizubringen!", lächle ich die erste Klasse an. "Ich glaub eher, dass ich Ihnen noch was beibringen kann." Ich fixiere den jungen Mann, der das gesagt hat mit meinem Blick und sehe, dass er mich, lässig mit seinem Stuhl schaukelnd, dreckig angrinst. Ich bin nun nicht mehr aufgeregt, sondern ruhig, ganz ruhig. "Wie heißen Sie?" Mein Tonfall ist nun nicht mehr nett und locker, sondern trocken und sachlich. "Ryan Collins, merken sie sich's, sie müssen schließlich wissen, was sie schreien müssen." Ich lasse mir meine Wut nicht anmerken und bin die Ruhe schlechthin, als ich ihn nun zuckersüß anlächle. "Okay, Mr. Collins, jetzt hören Sie besser mal genau zu und das gilt für die ganze Klasse! Ich habe nicht vor eine von diesen spießigen, strengen Lehrerinnen zu sein, die ihnen das Leben zur Hölle macht. Bringen Sie mir jedoch nicht denselben Respekt, den ich Ihnen gegenüber bringe, so bin ich durchaus imstande Ihnen dieses Jahr so richtig einzuheizen.", stelle ich klar, wobei ich durch die ganze Klasse blicke, dann fixiere ich wieder Mr. Supercool. "Und glauben Sie mir Mr. Collins, das ist jetzt in keinem spaßigem Sinne gemeint!" Ich atme tief durch und lasse meine Worte sickern, bevor ich noch ein paar letzte Worte an ihn richte. "Jetzt hören Sie auf zum Schaukeln, Mr. Collins." Mit einem Lächeln wende ich mich wieder an alle. "So, für heute habe ich noch was Nettes geplant, also stellt euch mal alle vor und nennt mir drei Dinge die ihr mögt." Als Erstes ist ein Mädchen an der Reihe, die sich als Ally Singer vorstellt und Bücher, Ballett und den Frühling mag, dann nehme ich einen Jungen von weiter hinten im Raum an die Reihe. Nach ein paar Schülern meldet sich mein neuer Lieblingsschüler, man beachte den Sarkasmus zu Wort. "Mein Name ist Ryan Collins, aber das wissen Sie ja schon.", sagt er selbstbewusst und mit einem schiefen Grinsen. "Ich mag mein Bett, Sex und Sie, also in Kombination, obwohl das Bett variabel ist, Ihr Pult wirkt auch sehr einladend." Ich atme tief durch und knirsche mit meinen Zähnen. "Okay Mr. Collins, bis Morgen lernen sie mir Pi, bis zu den ersten 15 Nachkommastellen." Er schnaubt nur und grinst breit. "Was wenn nicht? Bestrafen sie mich dann?" Er sagt es so schmutzig, dass ich mich am liebsten übergeben würde, doch ich lasse mich von seiner anstößigen Betonung auf Bestrafen nicht beirren und bleibe professionell. "Ja, Mr. Collins, das werde ich, aber nicht so wie sie es gerne hätten." Er grinst, als hätte er gewonnen, doch ich bin noch nicht fertig. "Für jedes nicht Wissen oder fälschliches Aufsagen einer Stelle werde ich ihnen ein Minus eintragen und wenn sie es gar nicht lernen, dann werden sie bei mir im Unterricht mit der Benotung F starten und sich, soweit sie nicht durchfallen wollen, hocharbeiten müssen, was bestimmt nicht leicht sein wird." Ein Handyläuten ist zu vernehmen und ich blicke scharf in die Richtung, wo ich gerade ein Mädchen etwas auf ihrem Telefon tippen sehe, wahrscheinlich als Antwort auf die SMS. Ich wende mich kurz von Mr. Supercool ab und gehe zu ihr, mit meiner Hand ausgestreckt. "Miss Parker, dürfte ich bitte Ihr Handy haben? Sie werden es am Ende des Unterrichts wiederhaben können!" Es mag zwar als Frage formuliert sein, doch der Befehl ist eindeutig und sie legt mir eingeschüchtert das Handy in die Hand. Ich sehe noch mehr Schüler auf ihre Handys linsen und mir wird klar, dass ich so konzentriert auf meinen neuen Lieblingsschüler war, dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass die Schüler um mich herum die ganze Zeit geschrieben hatten. "Okay, wenn ich noch ein Handy sehe, dann verdamme ich die ganze Klasse zu einer Hausaufgabe, die sicher mehrere Stunden dauern wird und sehr schwer in das Gewicht der Note eingerechnet wird!", stelle ich klar und die meisten schauen mich geschockt an, doch eine Gruppe Jungs grinst, wahrscheinlich Mr. Collins kleine Freunde. Dieser kann es natürlich nicht sein lassen. "Miss RIEDER, entspannen sie sich mal, sie brauchen mal wieder guten Sex! Hätte ich von Anfang an gewusst, dass Sie mit diesem One Direction Loser zusammen sind hätte ich Sie natürlich nicht so gereizt! Denn jetzt kann ich Ihre schlechte Laune nur allzu gut verstehen. Sie brauchen mal wieder jemanden, der es Ihnen so richtig gut besorgt, da Ihr Boybandfuzzi das anscheinend nicht hinkriegt." Das war also das, was sie sich gegenseitig per SMS geschickt haben. "Sie haben sich eben auf 20 Stellen hochgearbeitet.", sage ich so ruhig wie möglich, während ein paar Schüler lachen. "Tja, dann muss ich mich wohl wieder an Ihnen runterarbeiten, glauben Sie mir, das wird ein ganz neues Gefühl für sie sein, nach so einer langen Beziehung mit einem lausigen Bild von Mann." Ich atme tief durch. "Okay, reden wir mal Klartext, Mr. Collins. Meine Beziehung tut hier in dieser Klasse nichts zur Sache und ich bezweifle, dass Sie jemals so erfolgreich sein werden, wie mein One Direction Loser. Ich sehe nämlich genau, wie ihr Leben ablaufen wird. Mommy und Daddy werden, genau wie Sie diese Schule bezahlen auch irgendein 'tolles' College dafür bezahlen, dass es ihre minderbemittelte Persönlichkeit aufnimmt. Sie werden irgendwas studieren und wahrscheinlich ihren Abschluss mit Hilfe von Daddys Geld schaffen. Doch Sie werden noch immer der kleine verwöhnte Bengel von heute sein, der unsicher ist, weil Mommy und Daddy ihm nicht genug Aufmerksamkeit und Liebe geschenkt haben, und diese Unsicherheit mit übertrieben coolem Verhalten überspielt. Sie werden die Enttäuschung der Familie sein und irgendeinen Posten in Daddys Firma haben, der unwichtig ist, aber Sie werden einfach so tun als wären Sie wichtig und werden Leute niedermachen, um sich besser zu fühlen. Doch irgendwann sind ihre Eltern weg und nicht mal mehr die scheren sich wenigstens etwas um Sie. Dann sitzen Sie alleine da, denn keine Frau wird sich jemals dazu herabgelassen haben mit einem minderbemittelten Mann, ob jetzt körperlich oder geistig, wie Sie es sind eine Beziehung einzugehe, dafür hat die gesamte weibliche Bevölkerung nämlich zu viel Hirn." Innerlich schnaube ich triumphierend, da ich ihn gerade in meiner besten Sia-Manier fertig gemacht habe. Doch ich seufze, da ich einfach nur eine angenehme Unterrichtsatmosphäre haben will. "Also Sie haben jetzt zwei Möglichkeiten: Ich vergesse das Ganze und wenn Sie zukünftig in meinen Unterricht kommen bringen Sie mir den Respekt entgegen und lassen diese obszönen Bemerkungen. Oder ich engagiere den teuersten Anwalt, den mein lausiges Bild von Loser Mann, auftreiben kann und gehe wegen sexueller Belästigung vor Gericht. Was würden da Mummy und Daddy nur davon halten, wenn du Sie jetzt schon so sehr enttäuschst und blamierst." Die ganze Klasse ist still, man könnte eine Stecknadel fallen hören und so zucken alle erschrocken zusammen, als es endlich zum Stundenende läutet. "Bis Morgen Mr. Collins.", sage ich zuckersüß und setze mich dann an meinen Schreibtisch. Zum Glück habe ich nach dieser Stunde zwei Freistunden und so beschließe ich einfach mir etwas zu Essen zu holen, da ich nun echt Kohldampf habe. Als ich über die geschäftigen Korridore gehe bekomme ich immer wieder Blicke zugeworfen und ich weiß nicht, ob sich schon rumgesprochen habe, wie ich Mr. Supercool fertiggemacht habe, oder ob ich so angestarrt werde, weil ich mit Niall Horan liiert bin. Das ist mir allerdings egal und so ignoriere ich die Blicke einfach, während ich mir ein Schokocroissant und einen Kakao kaufe, womit ich dann wieder in meinem Klassenraum verschwinde.
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Patience (Sequel to Pretending)
FanfictionSequel zu Pretending ;) Published: September 8th 2014 Finished: March 22nd 2015