Chapter 22

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Harry Pov.:
"Harry, was ist bitteschön los mit dir?", wirft mir Sia an den Kopf. Ihre Stimme nicht ruhig, wie sonst, sondern leicht aufgebracht. Die Hände hat sie in ihre Seiten gestemmt und ihr verwirrter, leicht wütender Blick liegt auf mir. So steht sie vor mir und strahlt ihren Ärger förmlich aus, er umgibt sie wie eine Aura. "Was soll das bitte?" Sie erhebt ihre Stimme wieder, als ich nicht antworte. Doch sie ist nicht die Einzige, die am Kochen ist. "Was das soll? Du wolltest nur kurz die Zwillinge bei Liam abliefern und dann herkommen.", werfe ich ihr entgegen. "Ja und das habe ich getan!" Ich schüttle meinen Kopf. "Also dauert 'nur absetzten' jetzt zwei verdammte Stunden?", knurre ich wütend und sie schnaubt. "Es tut mir leid, dass es länger gedauert hat, aber Liam hat mich reingebeten und ich dachte mir auf einen kurzen Kaffee kann ich bleiben!" Sie schnaubt wieder, bevor sie etwas leiser hinzufügt. "Ich konnte ja nicht wissen, dass du auf die Uhr starrst bis ich wieder komme." Nun werde ich nur noch wütender und ich spüre einen Stich in meinem Herz. "Ich konnte ja nicht wissen, dass du und Liam euch plötzlich so nahe seid, dass ihr stundenlang beim Kaffee sitzt.", sage ich höhnisch, die Zweideutigkeit eindeutig in meiner Stimme vernehmbar. Mein Kommentar scheint sie überrascht zu haben, denn sie zieht scharf die Luft ein und starrt mich kurz fassungslos an, bevor sich ihre Züge verhärten und sich ihre Augenbrauen wütend zusammenziehen. "Es tut mir Leid, wenn ich nun mal eine gute Beziehung zum Vater meiner Kinder haben will. Aber wenn es dir so beliebt werde ich mich natürlich nicht mehr mit ihm treffen und meine Kinder von ihm fernhalten. Hast schon Recht, das ist sicher viel besser für sie!" Ihre Worte triefen vor Sarkasmus und nun weiß ich, dass sie wirklich angepisst ist. "Du weißt, dass ich das nicht meinte!" Sie lacht nur trocken. "Oh, was meintest du dann? Dass ich eine verdammte Schlampe bin und hinter deinem Rücken mit Liam vögel?", fragt sie wieder sarkastisch, doch ihre Stimme ist dünner und bricht fast bei ihren Worten, während ich die Tränen sehe, die sich in ihren Augen sammeln. "Das ist natürlich sooo viel besser!" Sie beißt ihre Zähne zusammen und starrt mich böse an, während nun Schuldgefühle in mir aufsteigen. "Nein, das meinte ich natürlich nicht!", gebe ich zu und sie sieht mich nur abschätzig an. "Aber ich werde nunmal eifersüchtig, wenn du mich warten lässt um deine Zeit mit einem anderen Typen zu verbringen, der Kinder mit dir hat und dich für sich haben will." Sie sieht mich wieder leicht überrascht an. "Was redest du da für einen Blödsinn? Liam ist nicht an mir interessiert, wir sind nur Freunde und haben nunmal Kinder miteinander, weil da früher mal was war." Durchdringend blicke ich in ihre Augen, um nach einem Zeichen zu finden, dass sie lügt, doch das tut sie nicht. Ich seufze und schüttel meinen Kopf, während ich mich auf die Couch fallen lasse. Ich kann nicht wirklich böse auf sie sein, sie sieht es selbst ja noch nicht einmal. "Sia, selbst ein Blinder kann erkennen, dass Liam eindeutig an dir interessiert ist, wie du es ausgedrückt hast. Er liebt dich noch immer!", versuche ich meinen Standpunkt klar zu machen, doch sie schüttelt ihren Kopf. "Und du liebst ihn auch noch." Die Worte verlassen meine Lippen, bevor ich sie zurückhalten kann und mein Herz verkrampft sich, als die Einsicht meinen Körper durchfährt. Sie zieht scharf die Luft ein. "Was redest du da bitte? Du weißt, dass ich dich liebe!"

Sia Pov.:
Wie kommt er nur auf diese dumme Idee? Ich und Liam? Wie könnte ich Liam nach all dem noch lieben? Ich kann ihm noch nicht einmal richtig vertrauen, er würde mir wieder nur das Herz brechen, wie damals. Sein Seufzen holt mich wieder aus meinen Gedanken, die in meinem Kopf Amok zu laufen scheinen. "Das weiß ich und ich weiß auch, dass du meinst was du sagst, genauso wie ich es meine, wenn ich sage, dass ich dich liebe.", stellt er klar und hebt seinen Kopf. Seine grünen Augen bohren sich in meine und ich hoffe, dass all das hier nun vorbei ist, denn mein Herz zieht sich schmerzvoll zusammen. Ich habe Angst, wie das hier endet. Angst, dass er geht und mich alleine lässt. Ich schaffe es nicht, ich kann nicht ohne Harry. "Aber du liebst auch ihn. Auch wenn du es noch nicht bemerkst, du liebst ihn noch immer, wie am ersten Tag. Es war immer Liam." Ein müder Blick legt sich über seine Augen, die nun leicht verschleiert sind. "Ich habe es schon immer gewusst.", sagt er mehr zu sich selbst als mir. "Du magst mich lieben, doch du liebst ihn mehr! Der einzige Grund, dass du bis jetzt bei mir warst, ist dass du Angst hast diese Gefühle zuzugeben..." Meine Kehle ist wie verschnürt, als ich ihn nun so ansehe. "Du hast mal wieder eine verdammte Mauer gebaut, um dich selbst zu beschützen, doch ich kenne dich Sia. Ich weiß, dass du ihn liebst. Ich sehe eure Blicke, wie ihr euch berührt und ich fühle die Spannung." Mit diesen Worten erhebt er sich und reißt mich aus meiner Trance. Bevor er weiterkommt stehe ich vor ihm und versperre ihm den Weg. "Nein Harry, ich liebe dich!" Ich betone jedes Wort, während ich versuche ihn vom Gehen abzuhalten. "Ich fühle nichts mehr für Liam!", beteuere ich und versuche ihm meine Gefühle klar zu machen, während ich ihm ins Vorzimmer folge, wo er sich seine Schuhe und Jacke anzieht. Ich will nicht, dass er geht. Panisch versuche ich ihn aufzuhalten und an seine Sachen zu kommen, doch er schafft es trotzdem und so wendet er sich schließlich der Tür zu. "Harry, ich liebe dich, bitte lass mich nicht allein." Ich wimmere schon fast, was so gar nicht meine Art ist, doch alles was ich zurzeit fühlen kann ist die Panik, die mein Herz gefangen hält. Ich beobachte, wie seine Schultern einsacken und kann ein Seufzen vernehmen, bevor er sich zu mir dreht. "Sia, ich würde dich nie allein lassen.", sagt er mit rauer Stimme. "Aber ich muss gehen. Wir zwei, das hier klappt nicht, wenn du ihn liebst." Er streckt seine Hand aus und legt sie an meine Wange, die von meinen Tränen ganz nass ist. "Wenn du dir das mal eingestehst wirst du mich verstehen."

Patience (Sequel to Pretending)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt