.:Kapitel 4:.

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NOEL POV





"Ich will noch 'ne Runde!", rufe ich lustlos, mit dem Finger schnippend, während mein Kopf zur Seite gedreht auf der Tischplatte liegt. Eine ältere Dame mit einem lila Hut, die vor dem Verkaufstresen auf ihre Bestellung wartet, mustert mich abschätzend. Was meine ohnehin miese Laune noch weiter vermiest.

"Was gibt es zu glotzen Lady? Noch nie jemanden seinen Kummer in Cremetörtchen ertränken sehen? He?", keife ich sie an und wische mir dabei mit dem Handrücken über den mit Sahne verschmierten Mund. Geschockt starrt sie mich mit großen Augen an und weicht sofort zurück.

Ich öffne den Mund zu einer erneuten verbalen Attacke, doch schließe ihn sogleich wieder, als ich den tödlichen Blick vom Biker Bäcker sehe. Mit einem aufgesetzten Lächeln setze ich mich schnell wieder hin und nehme meine Depri-Haltung ein.

Nachdem der Biker Bäcker die alte Schachtel auffordert mich zu ignorieren, weil ich ja wohl nicht mehr ganz frisch im Kopf bin, verabschiedet er sie und geht nach hinten. Jelly, wie unhöflich! Obwohl, etwas Wahres ist ja dran. Ich bin schon verrückt. Joy setzt mir die nächste Ladung Cremetörtchen vor, schubst mich mit seinem Hintern etwas zur Seite und setzt sich neben mich in die lederne Sitzecke.

"Pause, Pause, Pause", sagt er mit einer Sing-Sang-Stimme, ehe er aus seiner Schürze sein Handy rauszückt und sein Bildschirm entriegelt. "Du hast zwar gerade erst deine Schicht begonnen, aber lass ruhig schon die Tiddies hängen." Der rosahaarige schielt mich wegen meiner sarkastischen Äußerung angewidert an. "Bitch! Wer bist du? Etwa Ebenezer Scrooge? Ich bete für deinen knochigen Arsch, das er die kommenden Mitarbeiterstreiks überlebt." Mit gespielter Empörung schnappe ich nach Luft. "Mein Arsch ist nicht knochig. Frag Alexander, der jede Nacht ein ganzes Buffet serviert bekommt."

Joy lehnt sich nur mit einem amüsierten Grinsen zurück und beginnt in seinem Handy zu tippen. Gerade als ich meinen Kopf wieder auf den Tisch legen will, öffnet sich die Tür und Eugene tritt ein. "Hey, du siehst besser aus als du in deinen 350 Whatsapp Nachrichten geklungen hast", behauptet er, zieht seinen Trenchcoat aus und setzt sich auf den Hocker gegenüber von uns. "Jelly, Genieee! Ich fühle mich wirklich ziemlich emooo", quängele ich, rutsche mit dem Oberkörper über den Tisch und schlinge die Arme um ihn.

Seufzend verdreht Eugene die Augen.

"Was reimt sich auf Nüsse außer Küsse?", fragt Joy spontan in die Runde und macht dabei ein angestrengt nachdenkliches Gesicht. "Warum willst du das wissen?" Joy ist so in Gedanken vertieft, dass er es nicht mitbekommt. Also antworte ich an seiner statt. "Sexting mit Rocco!" Vor Schock steht Eugene der Mund offen und er blinzelt mich ungläubig an.

"Jelly! Ich hab's Samenergüsse!", klatsche ich aufgeregt über meinen tollen Einfall in die Hände. "Das ist ja noch viel besser als Blutergüsse!" Joy schließt sich lachend meiner Euphorie an und wir hüpfen gemeinsam im Sitzen auf und ab, während uns Eugene anguckt, als hätten wir den Verstand verloren.

"Joy, lass den Mist! Ich hab kein Bock mehr auf Roccos Gewinsel, das du ihn zutextest", fordert der Biker Bäcker leicht verärgert, doch seine Miene erhellt sich schnell wieder, als er Eugene zur Begrüßung einen Kuss auf die Lippen haucht, nachdem er ein Teller mit Bretzeln vor ihn hinstellt. "Danke", murmelt Eugene leise und errötet bis über beide Ohren. Hach. Riecht es hier gerade nach Relationship Goals, oder bilde ich mir das nur ein?

"Ach komm, Chef! Er spielt nur das bekannte Spiel: ich bin nicht leicht zu haben. Sonst hätte er mich doch schon längst blockiert", grinst Joy selbstsicher, während er weiterhin an seinem schmutzigen Text schreibt. "Jelly, da muss ich Joy allerdings recht geben." Der Biker Bäcker richtet den Blick jetzt auf mich und verschränkt die Arme. "Deine Cremetörtchen wurden dieses Mal nicht zufällig zum Mitnehmen eingepackt."

4. Straight but tempted by the Bartender (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt