.:Kapitel 5:.

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►CONNOR POV


2015, UCLA Department of Art

Der Tag, auf den ich so hart hinarbeitete, ist endlich gekommen. Meine Graduierung. "Ich bin so stolz auf dich." Die ermutigenden Worte, die Heute jeder gerne hören würde, sind nicht an mich gerichtet.

Abseits stehend beobachte ich, wie ein bis über beide Ohren grinsender Vater seinen Sohn umarmt, während die Mutter den Moment mit der Kamera einfängt. Das hätte ich sein können, wenn ich mich dazu entschieden hätte weiterhin in einer Lüge zu leben, doch ich bekannte mich zu meinem wahren Ich und wurde auf die Straße gesetzt.

Ohne mir die Mühe zu machen mich von meiner Klasse zu verabschieden, mit denen ich eh nie interagiert habe, verlasse ich mit meiner raschelnden schwarzen Robe vorzeitig die Abschlussfeier. In der einen Hand halte ich meinen Hut und in der anderen mein Diplom. Was der Schlüssel für eine hoffentlich bessere Zukunft sein soll.

Meine Schritte verlangsamen sich und ich bleibe vor meinem Werk, das mich endgültig zum Ziel gebracht hat, stehen. Ob es mein Ego puscht, das es soviel Anerkennung von meinen Professoren bekommen hat und jetzt an der Wand der Universität hängt? Nicht wirklich. Sachte streiche ich mit den Fingerkuppen über die Pastellfarben auf der Leinwand. In die ich unbeabsichtigt all meine Gefühle hineinfließen lassen habe.

"Beeindruckend", erklingt plötzlich eine tiefe Stimme hinter mir und ich drehe mich mit klopfenden Herzen um. "Tyson? Was machst du denn hier?", frage ich überrascht und zugleich durch sein Kompliment beschwingt.

Mit einem Lächeln mustert er mein Auftreten, weswegen ich erröte und verlegen den Blick auf einen Knopf an seinem Jackett fokussiere. "Du nimmst dir sonst nie frei, deswegen hat es mich neugierig gemacht und hier bin ich", erzählt er und überreicht mir ein Blumenstrauß. Gerührt nehme ich den Strauß selbstverständlich entgegen und umarme ihn herzlich.

"Du hättest dir wegen mir keine solchen Umstände zu machen brauchen", wispere ich und rieche an den frischen Rosen. "Das ist doch das Mindeste für meinen Freund", erwidert er und mein Herz schlägt einen Satz aus. Mit großen Augen schaue ich zu ihm auf.

"Nur wenn du das auch wi-"

"Ich will!", grätsche ich ihm schnell ins Wort und ergreife fest mit beiden Händen seinen Arm. Dabei fällt achtlos mein Diplom zusammen mit dem Strauß und dem Hut zu Boden.

Wir hatten zwar seit einem Jahr etwas am Laufen, doch es war nichts weiter als einvernehmlicher Sex gewesen. Nie im Leben hätte ich mir so etwas erträumt.

"Okay, wollen wir zur Feier des Tages etwas Essen gehen?"

Ich nicke und will losgehen, doch halte inne als ich Tysons tiefen Blick auf mir spüre, bevor ich aber fragen kann, was los ist, beginnt er schon zu sprechen: "Du hast das gut gemacht. Ich bin stolz auf dich."

Mir wurde es erst bewusst, wie sehr ich das zu hören brauchte, nachdem Tyson es ausgesprochen hat. Ich bin so überwältigt, dass mir schon die Tränen über die Wange laufen. Stumm schließt mich Tyson in die Arme und streichelt mir tröstend den Hinterkopf, während mein Körper von meinem Schluchzen durchschüttelt wird.

"D-Danke..."


Jetzt...


Ich nehme die Hand langsam runter und trete ein Schritt von meinem Gemälde zurück. Hier begann und fand alles was ich mir wünschte ein Ende. Ich schob die Kunst beiseite und arbeitete Vollzeit als Barkeeper. Nur um so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen zu können. Ohne mit der Wimper zu zucken gab ich meine erste Liebe für ihn auf und komme jetzt schamlos zurück nachdem er mich fallen gelassen hat.

4. Straight but tempted by the Bartender (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt