.:Kapitel 10:.

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ASHER POV


Wyoming, 2017


Wütend verkrieche ich mich hinter die alten Stallungen, schlinge die Arme unverzüglich um Mango, der mir treu gefolgt ist, und vergabe das Gesicht in sein weiches Fell, bevor sich die zurückgehaltenen Tränen ihren Weg herausfinden.

Eher friert die Hölle zu, Asher, als dass ich dich auch in diese verfluchte Stadt ziehen lasse. Schlag dir diesen Gedanken bloß aus dem Kopf!

Die aufgebrachte Stimme meines Dads hallt noch immer in meinem Kopf und ich drücke Mango enger an mich, dieser winselt leise und legt tröstend den Kopf auf meine Schulter.

"Das ist so unfair!", schluchze ich frustriert.

"Willkommen im wahren Leben." Ich zucke unerwartet zusammen und schaue auf - in die grünen Augen meines großen Bruders. Mist! Schnell drehe ich beschämt den Kopf zur Seite und wische mir mit dem Handrücken über die Wangen, während mir Mango mit seiner Schlabberattacke nachhilft.

"Du bist eigentlich langsam in einem Alter, wo du merken solltest, dass das Heulen nichts bringt", behauptet Adam, setzt sich neben mich und glättet dann die zerknüllte Broschüre über die Kunstuniversität in Los Angeles.

Ich presse die Lippen zusammen.

Stimmt, hätte das viele Weinen geholfen, wäre Alec längst schon wieder zurück...

"Naja, du bist eben noch ein Baby", seufzt er und ich drehe rasch mit empörten Augen meinen Kopf zu ihm. "Ich bin kein Baby!" Ein Grinsen, das zwei Reihen perfekter Zähne entblößt, macht sich auf Adams auf einmal sichtlich älter gewordenes Gesicht breit. "Sieh an, du kannst ja doch sprechen." Ertappt erröte ich, senke den Blick wieder und murmle etwas Unverständliches.

Ich bin nicht stolz darauf, aber seit Alecs Fortgehen habe ich mich mehr als sonst zurückgezogen und meine Familie gemieden. Besonders Adam, weil es mir das Herz brach, als er nicht zu Alec stand.

"UCLA, also. Du hast mir gegenüber nie erwähnt, dass du gerne in Los Angeles studieren möchtest", behauptet er, und sofort legt sich ein Schleier der Trauer um seine Augen. "Verübeln kann ich es dir nicht...", wispert er leise.

Meine Brust zieht sich plötzlich zusammen.

Was meint er...? Hat Adam etwa sein ablehnendes Verhalten gegenüber Alec, als er damals beschlossen hatte, außerhalb von Wyoming zu studieren, eingesehen?

Meine Augen weiten sich und ich will mich ihm erklären, dass ich es nur vor ihm verheimlicht habe, weil ich Angst davor hatte von ihm ebenfalls verstoßen zu werden, da ich denselben Weg wie Alec gehen möchte. Doch Bettys Stimme, die ihren Mann daran erinnert, dass sie zu spät zur Feier kommen, hindert mich daran.

Adam winkt sie grummelnd ab und steht auf.

"Diese unnötigen neuen Trends. Mein Gott, wer kommt auf so etwas wie eine Geschlechts-Enthüllungs-Party? Ich hoffe, Adriel kommt nicht auf die Idee ebenfalls eine zu veranstalten", seufzt er schon beim alleinigen Gedanken daran und ich beginne leise zu Schmunzeln.

Ich werde ihm alles in Ruhe erzählen, wenn er wieder zurück kommt...

"Mann, Mann! Es sieht später nach Regen aus", schnalzt er mit der Zunge, als er die dicken, grauen Wolken am Himmel sieht und mein Blick folgt seinem nachdenklichen in die Ferne.

"Bevor ich gehe, werde ich mit Paps reden."

Mein Herz macht einen Satz und ich springe in Adams Arme, sodass Mango bellend mit dem Schwanz wedelt und um uns herum rennt.

4. Straight but tempted by the Bartender (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt