Kapitel 9

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Destiny holte einen kleinen Brief raus und begann zu lesen.
Liebe Destiny,
Ich weiß, dieser Brief kommt unerwartet, aber es ist sehr dringend.
Du kennst mich nicht, aber ich bin kein Feind.
Bitte verzeih mir, dass ich dich so unerwartet mit meinen Problemen belaste.
Mir ist etwas verloren gegangen. Etwas sehr wichtiges.
Der Talisman wird dich leiten, wenn der Gegenstand in der Nähe ist.
Vielen Dank für Deine Hilfe.
Ayieon.
Destiny schaute den Brief verdutzt an.
Dann guckte sie in den Umschlag und zog einen kleinen Ring heraus. Er war hübsch, aus Platin, mit einem kleinen Edelstein, der wie ein Stern leuchtete.
Ayieon...
Wer war das? Ein Freund? Ein Feind? Und was war das für ein Gegenstand.
So viele Fragen häuften sich in ihrem Kopf.
Sie versuchte, die Geschichte zu verstehen.
Also. Da war Ayieon. Er hatte etwas verloren. Und sie musste es suchen? Das ergab keinen Sinn.
War dieser Gegenstand überhaupt in ihrer Welt? In Ayi Meta? Irgendwo in ihrer Nähe?
Hm... merkwürdig.
Sie entschied sich, einen kleinen Spaziergang zu machen und über alles nachzudenken.
Rasch verließ sie ihr Zimmer und ging den Korridor entlang, als sie um die Ecke bog und volle Kanne in Amir reinrannte.
„Entschuldige! Ich habe sie nicht gesehen"
Amir lachte nur leicht. „Hättest du mich gesehen, hättest du wohl sowieso den anderen Korridor genommen. Ach ja, und wir duzen uns, oder?"
„Sicher, ich habe es vergessen, und nein, ich würde dir nicht einfach so aus dem Weg gehen"
„Wohin des Weges dann, wenn ich fragen darf?"
„Spazieren. Der Brief, das magische Ding was dieser A-Ayieon oder so sucht. Ich verstehe das alles nicht"
Amir lächelte.
„Ich kann es dir erklären, wenn du möchtest"
Destiny nickte.
Begleitung könnte sie brauchen.
Sie waren aus der Schule raus.
„Nun ja" begann Amir zu erzählen.
„Ich kannte den Vater von Ayieon.
Ein mächtiger aber gutherziger Herr. Ayiméta hatte er gegründet, in einer Welt, geprägt von Chaos und Zerstörung. Nun, Ayieon ist sein Sohn"
Destiny nickte.
„Seinen Vater nannte man den Ayi.
Er war einer der ersten friedlichen Zauberer"
Sie setzten sich auf eine Bank auf dem Marktplatz. Amir seufzte schwer.
„Der Ayi wurde ermordet. Sein Sohn konnte fliehen, ich habe ihm geholfen"
Destiny schaute den jungen Lehrer an.
Er schaute ernst, als würde er alles vor seinen Augen geschehen sehen.
„Ayieon wurde älter und verschwand aus meinen Augen, und ich ging meinen Weg"
Dann zog Destiny eine Augenbraue hoch. „ Als wir zusammen in unserer Kindheit gespielt haben, warst du selber ein Kind. Wie konntest du dann..."
„Ich bin..." er stockte.
„Was bist du? Was?"
„Ich bin kein Mensch, kein Ayi, kein Gestaltenwandler oder sonstiges"
„Aber was dann?"
„Ich bin ein Efreet. Ein Feuergeist. Ich habe kein Alter. Als ich dich gesehen habe, habe ich mich verwandelt, mein Alter gewechselt... nun ja"
„Aber wieso?"
„Kannst du es dir denken? Kannst du es denn nicht sehen?"
„Leider nein..."
„Verdammt nochmal ich habe mich in dich verliebt"
Destiny schaute Amir fassungslos an. „W-wirklich?"
„Ja, du... ich... ähm"
„Ich weiß immernoch nicht wer du wirklich bist"
„Ich bin ein Efreet. Ich habe Ayieon geholfen, bis ich meinen eigenen Weg gegangen bin und dich gesehen habe. Dann habe ich dich aus meinen Augen verloren und bin Lehrer geworden..."
„Um den Gegenstand zu suchen?"
„Exakt"
„Ich werde gerne helfen, und..."
„Hm?"
„Ich... ich liebe dich auch. Es hat mir mein Herz zerrissen, dass wir uns so gestritten haben"
„Ich bin Dir nicht mehr böse. Ich will es nicht sein" Amir lächelte.
Es war nicht etwa sein schämisches Grinsen, nein, es war ein liebes Lächeln.
Destiny lehnte sich an seine Schulter.
Sie erinnerte sich an ihre Kindheit, damals, mit Amir.
„Erzähl mir was" sagte auch Amir verträumt „wenn du es möchtest"
Die Gestaltenwandlerin holte tief Luft.
„Weißt du noch?
Im Irrgarten, wo wir uns nie reingetraut haben?"
Amir nickte.
„Und dann wollte ich gehen, und du hast immer gesagt, es gibt keinen Ausweg, wenn man drinnen ist, bleibt man drinnen"
„Ich habe Dir immer zugetraut, rein zu gehen"
„Erinnerst du dich an das Lied?"
Amir zögerte.
Dann atmete er tief ein.
There is no way out of this maze,
There is no way out of this maze,
What should I do,
Where should I go,
If there's no way out of this maze.
„Ich erinnere mich" flüsterte Destiny.
Dann begann auch sie zu singen.
Leise, aber durchdringlich.
Can you hear my voice my call,
Stay with me and we won't fall,
How does it end,
Remember you said,
Stay with me and we won't fall!
Amir wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.

Wo die Magie kein Ende hatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt