Kapitel 3

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Relativ schnell schlief ich dann auch schon ein.

Ich wachte auf, weil sich etwas unter meinem Kopf bewegte. Ich öffnete die Augen und drehte meinen Kopf, nur um festzustellen, dass es Alex war, der sich da bewegt hatte. Erst jetzt realisierte ich, dass ich meinen Kopf auf seiner Brust abgelegt hatte und sein Arm um mich gelegt war. Bevor ich reagieren konnte schlug er auch schon die Augen auf und sah damit direkt in meine. "Morgen", murmelte er mit einer tiefen Morgenstimme, die zugegeben nicht schlecht klang. "Guten Morgen" Als ich aufstehen wollte, um in die Küche zu laufen, zog mich etwas zurück. Ich zog kurz scharf die Luft ein, da sich ein Schmerz in meinem Handgelenk meldete, als mir wieder einfiel was gestern Abend passiert war. Wie konnte ich das nur vergessen?! "Kommst du dann auch mal?", fragte ich genervt von dem Gedanken, dass ich immernoch abhängig von jemandem wie Alex war. "Lass uns doch lieber noch hier bleiben", grinste er pervers. "Alex wirklich, ich-" Mein eigener Schrei unterbrach mich, als ich wieder auf mein Bett gezogen wurde. Ich landete genau auf ihm und blickte ihm böse in die Augen. "Ich hasse dich." "Ach komm schon Zwerg, wenn wir schon einmal gezwungener Weise aneinander gekettet sind, können wir doch auch ein bisschen Spaß haben" Wieder dieses zweideutige Grinsen. Den werde ich jetzt mal richtig verwirren. Ich legte meine rechte Hand auf seine Brust und fuhr sie entlang. Er war gut gebaut, das musste man ihm lassen. Dann näherte ich mich immer mehr seinem Gesicht. Er sah mich verwirrt an, aber auch mit etwas Lust und einem undefinierbaren Blick in den Augen. Kurz bevor unsere Lippen aufeinandertrafen lies ich wieder von ihm ab. "Vergiss es. Jetzt komm, ich hab Hunger.", meinte ich und versuchte dabei einigermaßen gleichgültig zu klingen. Noch immer verwirrt stand er auf und folgte mir nach unten, wo ich anfing etwas zu essen zu machen.

Ich stand gerade an der kleinen Kücheninsel und schnitt eine Birne, als ich jemanden direkt hinter mir spürte. Alex war zwar die ganze Zeit schon neben mir gestanden (Wie sollte er auch weggehen), jedoch lenkte es mich echt ab, dass er nun anfing meinen Rücken hoch und runter zu streicheln und meinen Hals zu küssen. Ich legte das Messer und die Frucht weg, drehte mich zu ihm um und sah ihn schief an. "Was machst du da?", fragte ich. "Rache für vorhin." Ich schüttelte genervt den Kopf und drehte mich wieder um. Er machte weiter damit und lenkte mich so total ab. Rache...hm.. wenn er das haben will.. Ich wendete mich ihm zu und zog ihn zu mir herunter. Unsere Lippen trafen diesmal wirklich aufeinander. Es war kein Zungenkuss, aber unschuldig war er deshalb auch nicht gleich. Als ich mich von ihm löste, sah er mich schockiert an. "Nur Rache", sagte ich unschuldig und zuckte mit den Schultern. Der Bruder meiner besten Freundin gab kein Wort mehr von sich, während ich das Essen machte und auch als wir aßen.

Nachdem wir die Küche aufgeräumt hatten, gingen wir in den Keller, wo wir eine Zange, mit der wir die beiden Teile der Handschellen aufbrechen wollten. Als Alex es endlich geschafft hatte, meine Seite aufzubrechen, machte er sich daran seine auch loszuwerden. Endlich war ich wieder frei von dem Bruder meiner besten Freundin.

Alex war mitlerweile gegangen. Wir hatten nur noch einzelne Worte miteinander gewechselt. Ich hatte angefangen meine Sachen zu packen, da wir ja heute Abend los wollten. Mittlerweile war es 13:00 und um 16:00 Uhr wollten wir und bei den Geschwistern treffen und zusammen zum einkaufen und dann zu der Hütte fahren. Das hieß, mir blieb noch genug Zeit, um zu duschen und mich fertig zu machen. Heute Nacht hatte es nochmal stark geschneit, sodass eine dicke Schneeschicht über den Dächern, Straßen und Gärten lag. Die Laternen an den Straßenrändern hatten weiße Mützen bekommen und man konnte jeden einzelnen Fußabdruck auf den Wegen erkennen. Das hieß aber auch, dass oben auf dem Berg noch mehr Schnee lag, wir mussten also wahrscheinlich alle Sachen hochtragen und konnten nicht fahren.

Gegen 16:00 Uhr ging ich samt meiner Tasche und dem Rucksack zu den anderen, nachdem ich mich natürlich von meiner Mutter verabschiedet hatte. Als dort Ruby mit ihren zwei Taschen stand war ich sehr froh darüber, dass ihr auch nicht eine Tasche gereicht hatte. Manu war auch schon da. Als wir alle unsere Taschen und Rucksäcke in das kleine, alte Auto geladen hatten und uns verabschiedet hatten - natürlich nicht, ohne uns noch einen Vortrag anhören zu müssen, das wir auf uns aufpassen sollten - fuhren wir los.

Am Aldi angekommen packte Ruby den Zettel aus und wir liefen zusammen in den Laden. Die Jungs konnten sich natürlich kein Stück zusammenreißen und so kam es, dass Manu irgendwann Alex im Einkaufswagen quer durch die Gänge schleuderte während Ruby und ich die Gänge entlang liefen und nachdenklich vor jedem Regal besprachen, was wir doch noch brauchten. Man würde fast denken, Alex und Manu wären kleine Kinder und nicht die älteren in unseren kleinen Gruppe. Irgendwann drückte ich Ruby die Sachen in die Hand, die ich tragen musste, da unser Einkaufswagen ja von den Jungs missbraucht wurde. Ich rannte hinter Manu her, um mir den Einkaufswagen zu schnappen. "Manuu! Halt an verdammt", rief ich ihm hinterher und bekam deshalb direkt den strafenden Blick einer Mitarbeiterin. Mich schaut sie böse an aber die beiden nicht? Echt jetzt? In der nächsten Sekunde stoppte der 18 jährige den Einkaufswagen, weil er fast einen älteren Mann angefahren hatte. "Endlich. Manu ich übernehme." Er ließ von dem Wagen ab, doch Alex machte keine Anstalten aus dem Wagen zu steigen. Ich fing an den Wagen zu schieben, was am Anfang echt schwer war. "Willst du Walross nicht mal da rauskommen?", fragte ich gepielt überanstrengt. "Alles Muskeln", trällerte der große Bruder meiner besten Freundin provozierend. Ich seufzte und setzte meinen Weg fort. Ruby lud die Sachen, die wir bis jetzt in der Hand getragen hatten ein. Als wir an der Kasse standen fiel mir auf einmal etwas auf. "Leute wir müssen doch hochlaufen, wie wollen wir das alles tragen?" "Keine Sorge Zwerg. Ich habe zwei Körbe für die Einkäufe dabei.", antwortete Alex. "Nenn mich nicht so..", murmelte ich genervt, vorauf er nur leise kicherte.

Als wir an dem Parkplatz ankamen, ab dem wir laufen mussten, packten wir alle Einkäufe in die Körbe. Alex und Manu nahmen jeweils einen Korb, da die beiden ja nur einen Rucksack dabei hatten und sie ja die Männer hier waren (gar nicht sexistisch oder sooo). Da es schon relativ dunkel war, warfen schon die alten Laternen ihr gelbliches Licht auf den Waldweg, auf dem wir liefen. Ruby und Manu liefen vor uns und waren ins Gespräch gekommen. Eigentlich fand ich das Thema echt interessant, aber meine beste Freundin war höchstwahrscheinlich froh darüber, dass sie mal ein Gespräch mit Manu allein führen konnte. Also lief ich still neben Alex etwas weiter hinten. Plötzlich knackste etwas sehr laut in der Nähe und ich zuckte stark zusammen, da ich sehr schreckhaft war. "Alles ok? Das war bestimmt nur ein Tier.", meinte Alex besorgt. Seid wann machte er sich denn Sorgen um mich? "Ja, alles gut.", meinte ich etwas zögerlich. "Wir sind sowieso gleich da." Ich nickte nur. "Soll ich die Kiste auch mal tragen?", fragte ich, da meine Tasche bestimmt um einiges leichter war. "Nein, die ist voll leicht. Außerdem wärst dudoch eh zu schwach." "Hallo?? Wäre ich nicht." "Ok, dann lass uns tauschen." Er stellte die Kiste ab und nahm mir die vollgepackte Tasche aus der Hand. Ich machte mich daran, den Korb hochzuheben, lief gerademal 10 Meter und stellte ihn dann schnaufend ab. "Sag ich doch", grinste er und gab mir wieder die Tasche.

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