Kapitel 16

84 2 0
                                    

"Geht klar", grinste ich, bevor ich mich wieder auf den Weg zu den anderen machte.

Nachdenklich lief ich den breiten Kiesweg entlang. Was wäre geschehen, wenn Lukas nicht zufällig da gewesen wäre? Wie weit wäre er gegangen? Hätte ich mich wirklich nicht wehren können? Doch eine Frage beschäftigte mich besonders. Sollte ich es Alex erzählen oder es eher für mich behalten? Ich wusste, wenn ich es ihm sagte, würde er ausrasten. Ich entschied mich dazu, es den anderen nicht zu sagen. Ich bog um die letzte Ecke und sah dort die anderen warten. Die Jungs diskutierten offensichtlich wegen irgendeiner Frage des Quizes, während Maya gelangweilt daneben stand. Als sie mich sah, blickte sie hoffnungsvoll zu mir. "Endlich bist du wieder da! Ich wäre mit den beiden hier fast gestorben!", meinte sie und hielt sich dramatisch die Stirn. Ich lachte kurz auf bevor wir uns wieder auf den Weg machten.

Den restlichen Tag war ich ziemlich nachdenklich, was ich mehr oder weniger gut überspielen konnte. Im Bus achtete ich darauf, möglichst weit von Chris entfernt zu sitzen. Der eben Genannte grinste mich trotzdem von hinten an. Ich versuchte ihn nicht zu beachten und die Fahrt recht schnell hinter mich zu bringen. Auf dem Campingplatz angekommen, kam Lukas auf mich zu. "Also dann nacher bei mir? So 17:00 Uhr?" Ich nickte lächelnd. Ehrlich gesagt war ich etwas unsicher, weil ich ihn und seine Kumpels nicht richtig kannte und verdammt schüchtern war, aber andererseits war es vielleicht auch einfach einmal an der Zeit über meinen Schatten zu springen. Alex stand plötzlich neben mir und legte einen Arm um meine Taille. "Lukas, was willst du?" Lukas sah Alex kurz an, doch beachtete ihn nicht weiter. "Bis später", verabschiedete er sich von mir. Ich verabschiedete mich auch mit einem "Bis dann" und lächelte ihn nochmal schüchtern an. Ich fand ihn nett.

"Was war das denn? Und warum 'bis später'?", meldete sich mein Freund zu Wort, als wir auf dem Weg zu den Hütten waren. "Ich geh nachher noch zu Lukas und seinen Freunden. Er hat mich heute gefragt, als-", ich dachte kurz nach..."Als...er mir den Weg zu den Toiletten gezeigt hat", redete ich mich raus. Alex sah mich mit einem misstrauischem Blick an. "Okay, aber sei bei ihm und seinen Freunden bitte vorsichtig. Ich habe bei denen kein gutes Gefühl." Ich nickte einfach nur und machte mich auf den Weg in unsere Hütte. Nachdem ich einen Wecker gestellt hatte, beschloss ich, mich noch eine Weile auszuruhen. Nach einer kurzen Zeit fielen mir auch schon die Augen zu.

Mit dem Klingeln meines Weckers öffnete ich meine Augen. Seufzend stand ich auf und begann mich fertig zu machen. Hieß eigentlich nur, dass ich mich umzog und mir auf die Schnelle einen Kaugummi einwarf bevor ich die kleine Unterkunft verließ und mich aus den Weg zu Lukas zu machen. Maya war mir nicht mehr begegnet. Ich vermutete, dass sie bei Alex und Simon war. Bei Lukas angekommen klopfte ich an die Tür der Hütte und öffnete diese daraufhin schüchtern. Drinnen saß eine Gruppe von Jungs, ein paar aus meiner Klasse doch auch einige aus Alex' Jahrgang. Schüchtern lief ich zu dem großen Tisch und setzte mich mit einem schüchternen 'Hallo' in die Runde. "Jungs, das ist Liv. Ich hab euch doch erzählt, dass sie heute Abend bei uns abhängt.", stellte mich Lukas den Leuten vor, die mich nicht kannten. Ich lächelte vorsichtig in die Runde. Die ganze Runde begrüßte mich sogar ziemlich nett und kurz darauf redeten alle weiter wie zuvor.

Eine Weile später saß ich bei einem Jungen aus dem Jahrgang über mir. Er war um einiges größer als ich und hatte braune - fast schwarze Haare. Er hieß Noah und ich verstand mich wirklich gut mit ihm. Er war ziemlich nett und aufgeschlossen und hatte sogar mich dazu gebracht zu reden, obwohl ich so schüchtern war. "Hey Liv, kommst du mit nach draußen eine rauchen?", fragte mich Noah. Normalerweise rauchte ich nicht oft, nur auf Partys, auf die ich normalerweise eh nicht ging was an meiner mangelnden Bekanntheit und an meiner Schüchternheit lag. Ich nickte und kurze Zeit später stand ich mit Noah draußen und rauchte eine Zigarette. Da es schon 02:00 morgens war, würde uns auch kein Lehrer beobachten, weshalb wir nicht weit weg gingen. "Lukas hat mir vorhin erzählt, warum ihr überhaupt geredet habt. Wenn ich diesem Chris begegne willst du gar nicht wissen, was passiert...", murmelte Noah. "Alles gut, du musst nichts machen. Du kennst mich nicht mal richtig.", erwiederte ich. Entgeistert starrte er mich an. "Mir ist egal wie gut wir uns kennen, wenn ein Typ so etwas tut, hat er es verdient." Erklärte er mir. "Außerdem kann sich letzteres auch ändern. Ich finde dich echt nett und wäre ziemlich gerne mit dir befreundet. Ich weiß ja nicht, wie du das siehst." Ich fing an zu lächeln. Mir war es immer sehr schwer gefallen, Freunde zu finden - vorallem so schnell. Ich nickte. "Finde ich auch. Und die Sache mit Chris war bis jetzt nie so schlimm. In der Schule lässt er mich in Ruhe - zumindest einigermaßen." "Vielleicht solltest du mal mitkommen, wenn ich Training habe. Ich gehe dreimal die Woche zum Boxen. Das hilft echt weiter, dann könntest du dich wenigstens wehren." Nach kurzem Überlegen nickte ich. "Das wäre echt nett von dir. Sind die da alle so alt wie du?" "Ja, aber das ist doch nicht so schlimm. Zwischen uns liegt ja auch nur ein Jahr. Wobei selbst ich zu den jüngeren gehöre." Ich lächelte. Das könnte mir wirklich weiterhelfen. Dann könnte ich mich endlich gegen Chris wehren. "Und selbst mit deinen Laucharmen kann man das lernen.", lachte er und drückte mir an meinen Oberarm um mir meine nicht vorhandenen Muskeln zu präsentieren. Ich begann zu lachen und eine Sekunde später stieg er in mein Lachen ein.

Trust meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt