Kapitel 12

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Wir liefen zum Klassenzimmer, wo die restliche Klasse schon versammelt stand und auf den Lehrer wartete.

Verträumt sah ich aus dem Fenster. Schneeflocken fielen langsam und sanft von Himmel, an dem Fenster im dritten Stockwerk, wo ich gerade saß, vorbei und blieben dann am Boden liegen. Es war mittlerweile die letzte Stunde heute. Mathe. Ich bin nicht so basic 'Ich mag kein Mathe, ich versteh da nichts'. Ich war mal sehr gut in Mathe, ich hatte richtig Spaß an diesem Schulfach. Aber dann bekam ich meinen jetzigen Mathelehrer und seitdem verstand ich nichts mehr. Demnach hatte ich auch keine Freude mehr daran, da ich mir alles selbst beibringen musste. Das war meiner Meinung nach nicht der Sinn von Schule. Ich fand, dass die Mathestunden, die ich besuchte verschwendete Zeit waren, da ich sowieso nur schlief. Als das erlösende Klingeln ertönte sprangen alle hektisch auf und rannten förmlich aus dem Raum. Ich war eine der wenigen Leute, die immer ganz gemütlich das Zimmer verließen. Ich meine, natürlich wollte ich auch nichts anderes, als mich aus dem Staub zu machen, jedoch machte ich deshalb noch lange keinen Sport. Bevor ich aber das Klassenzimmer verlassen konnte, hielt mein Lehrer mich auf. "Sam, kann ich ganz kurz mit dir reden?" Schüchtern nickte ich und lief aus das Pult am Ende des Zimmers zu. "Deine Mathenoten haben sich verschlechtert. Weißt du, woran das liegen könnte?" Zu gerne hätte ich 'Wegen Ihnen' geantwortet, aber für sowas war ich zu schüchtern. Ich schüchtelte also nur den Kopf. "Hm, dann würde ich dir Nachhilfe vorschlagen. Ich werde jemanden für dich finden. Komm bitte morgen nach der letzten Stunde in diesen Raum. Dann könnt ihr die erste Nachhilfestunde direkt noch diese Woche machen." "Ok...", antwortete ich, drehte mich um und ging. Na toll... Nachhilfe war ja eine Sache. Aber Freitagmittag Nachhilfe war Selbstmord. Warum hätte es nicht wenigstens abends sein können? Maya und Ruby wollten mich morgen Abend auf eine Hausparty mitschleifen. Ich hatte nicht viel Lust darauf, weil ich da eh keinen kannte.

Ich scloss die Tür auf ich lief ins Haus. "Hallo mein Schatz, ich habe heute früher Schluss!", brüllte meine Mutter aus der Küche. "Alles klar Mama!", schrie ich zurück. Sie tauchte im Flur auf. "Du musst doch nicht so schreien. Ich höre dich doch auch so Schatz." Hä? Mütter musste man auch nicht verstehen oder? Ich grinste und lief kopfschüttelnd die Treppen zu meinem Zimmer hoch. Dort ließ ich mich an meinem Schreibtisch nieder um Hausaufgaben zu machen. Ich arbeitete sehr konzentriert, bis etwas gegen mein Fenster flog. Ich schreckte hoch und blickte zu der Stelle, an der der Gegenstand auf der Scheibe aufgeschlagen hatte. Ein Stift. Alex lächelte mich entschuldigend an. Wollte er wirklich jetzt sagen, dass es ihm Leid tat? Dachte er im Ernst, dass ich mich noch auf ihn einlassen würde? Ich lief zu meinem Fenster und betrachtete nochmal sein Gesicht, in dem Reue und Entschuldigung zu erkennen war. Dann ließ ich mit einem Ruck den Rolladen runter. Er spielte sicher nicht mit mir. Ich rannte nach unten als meine Mum mich zum Essen rief.

Am darauf folgenden Morgen lief ich zur Schule. Ich kam sicherlich zu spät, aber das war mir mehr als recht. Im Unterricht müsste ich Chris wiedersehen und dann auch noch so tun als wüde ich ihn mögen. Ich wusste wirklich nicht, was ich mal an ihm gefunden hatte. Als ich das Schulhaus betrat war die große Eingangshalle wie leer gefegt. Auf den Gängen lief niemand. Wie spät war ich denn?? Ich hastete zu dem Zimmer, in dem ich nun Erdkunde hatte. Als ich den Raum betrat, blickte mich der Lehrer schon sauer an. "Sam, warum bist du so spät?! Zu deinem Glück haben wir noch nicht angefangen über die Klassenfahrt zu sprechen. Setz dich." Schnell lief ich in Richtung meines Platzes. Dabei viel mir auf, dass viel mehr Stühle und auch Schüler im Raum waren als sonst. "Also Leute, wir fahren am Montag gemeinsam mit dem Jahrgang über uns ins Ferienlager wie ihr wisst. Wir werden die Zeit auf einem Campingplatz verbringen, auf dem ihr immer zu zweit in einer kleinen Hütte  wohnt. Wie ihr wisst werden wir eine Woche dort bleiben und verschiedene Dinge unternehmen. Immerhin gibt es in Italien viele schöne Orte. Habt ihr Fragen?", fragte unser Lehrer in die Runde. "Wann werden wir losfahren?" Diese Stimme kannte ich doch. Nein. Bitte nicht. Ich wendete mich der Stimme zu und blickte in die wunderschönen, braunen Augen von Alex. Na toll. Jetzt hab ich bei der Klassenfahrt nicht nur Chris am Hals sondern auch ihn. "Das ist eine gute Frage Alex. Wir werden Montagmorgen um 06:00 Uhr losfahren. Also alle früh aufstehen und seid pünktlich. Alle nickten und die Fragen gingen weiter.

Nach der letzten Stunde lief ich zum Zimmer meines Mathelehrers und wartete auf ihn und meinen neuen Nachhilfelehrer. Als sie um die Ecke bogen und ich sah, wer es war wollte ich schon fliehen, jedoch hatten sie mich schon gesehen. "Hallo Sam, das ist dein Tutor. Er ist sehr gut in Mathe und hat schon anderen Schülern geholfen. Alex, das ist Sam. Viel Spaß beim lernen", damit verließ er uns auch schon wieder. Nett von ihm. Ich sah Alex kurz wütend an und wollte mich schon umdrehen, um zu gehen, als mich eine starke Hand von meinem Vorhaben abhielt. Ich seufzte. "Hätte ich gewusst, dass du es bist, wäre ich nicht hierher gekommen." "Sam, ich weiß du bist nicht erfreut darüber, aber ch wusste es genauso wenig wie du. Wenn du Probleme in Mathe hast, kann ich dir helfen. Du bist zur Zeit nicht gut auf mich zu sprechen, ich kann dir aber helfen...", redete er auf mich ein. "Eine Stunde. Wenn es nichts bringt treffen wir uns nie wieder für Nachhilfe." Damit betrat ich das menschenleere Klassenzimmer.

Erstaunt blickte ich auf die gelösten Aufgaben. Er konnte echt gut erklären. "Siehst du, du kannst es doch wenn du es erst einmal verstanden hast." "Danke Alex..", meinte ich kleinlaut. "Es tut mir so leid Sam. Ich wollte es meinen Freunden wirklich sagen aber-" "Dann war dir dein Pseudo Badboy Image wichtiger? So sehr kannst du mich nicht mögen, dass du es einmal ablegst oder?" Ich fing an meine Sachen in den Rucksack zu packen. Schnell lief ich aus dem Raum direkt zu den Damen-Toiletten. Dort schloss ich mich in einer Kabine ein und weinte eine Sekunde später auch schon los. Seit dem Tag, an dem Alex mich verleugnet hatte, hatte ich noch keine einzige Träne geweint. Nun fiel mir die ganze Last ab und ich rutschte an der Tür nach unten auf den Boden, wo ich sitzen blieb. "Sam?", hörte ich eine Stimme rufen und kurz danach betrat die Person den Raum. Ich verstummte. Der Bruder meiner besten Freundin lief alle Türen ab, kam aber an meiner nicht weiter, da ich diese ja abgesperrt hatte. "Hey...Zwerg..es tut mir leid. Aber ich habe Angst, dass meine Freunde mich auslachen. Wenn du willst kann ich dran arbeiten, dann sag ich es ihnen bald." Ein schniefen meinerseits. "Versprochen. Ich werde das klären, aber wein doch nicht." Ich stand auf und wischte meine Tränen weg. Als ich die Tür geöffnet hatte, lief ich schnell auf ihn zu und zog ihn in einen Kuss. Vielleicht war das gerade dumm und naiv, aber ich wollte ihn einfach nur küssen und ihm eine zweite Chance geben. Als wir uns lösten, lächelte er mich sanft an. "Aber lass es uns keinem, wirklich KEINEM sagen. Wenn du es nähmlich wieder nicht schaffst, will ich nicht, dass Ruby es nochmal mitkriegt wie du mich verletzt.", meinte ich. Er nickte. "Wird zwar nicht passieren, aber ein bisschen Heimlichtuerei ist auch ganz spannend", grinste er.

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