Kapitel 11

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Ich genoss diese Zeit des Tages immer, da es einer der einzigen Momente war, in denen ich mit meiner Mutter entspannt über alles reden konnte.

Nachdem wir gegessen hatten, verschwand ich direkt wieder in meinem Zimmer, warf mich auf mein Bett und dachte über morgen nach. Schule. Ich mochte diesen Ort nicht besonders. Dort war ich als schüchterne Person eindeutig fehl am Platz. Viele Menschen, Präsentationen und Lehrer. Ich war sehr froh darüber, dass ich quasi unsichtbar war. Ich wollte nicht auffallen, das hieß nähmlich auch, dass Gerüchte über mich entstehen würden und ich mehr Feinde haben würde.

Ob Alex es wohl morgen offiziell machen würde? Er klang wirklich so, als würde er es ernst meinen. Auf meinem Handy sah ich eine neue Nachricht. 'Hey Engel, ich denke wir sollten morgen in der Schule erstmal meinen Freunden von dir erzählen. Ich hoffe, die nehmen mich Ernst...Ich habe noch nie eine wirklich ernsthafte Beziehung geführt.' Süß. Er machte sich Sorgen. Also meinte er es wirklich ernst, ich wusste, dass er sich ändern kann. Mit dem Gedanken daran, dass er mich in der Nachricht 'Engel' genannt hatte, schlief ich dann auch relativ schnell ein.

Genervt schlug ich nach meinem Wecker. Wie ich dieses Teil hasste... Immer noch verschlafen machte ich mich fünf Minuten später auf den Weg in die Küche, wo ein Teller mit Pancakes stand. Das Essen, dass meine Mutter mir an manchen Morgenden bevor sie ging auf den Tisch stellte, war noch warm. Sie ging auch nur wenige Minuten bevor ich aufstand. Ich setzte mich und schnappte mir einen Pancake, um kurz darauf genussvoll hineinzubeißen. Als der Teller leer war, lief ich wieder nach oben, um mich umzuziehen und verschwand danach im Badezimmer. Fertig mit meinem Rucksack schloss ich die Tür hinter mir und lief zu Alex' Auto, wo die anderen schon auf mich warteten. Ich ließ mich auf den Rücksitz fallen und wünschte den beiden einen guten Morgen. Dies erwiederten die Geschwister und schon fuhren wir los.

Angekommen stiegen wir aus dem Auto und ich wollte gerade zu Alex gehen, um ihm nochmal einen guten Morgen zu wünschen, doch der eben genannte lief geradewegs an mir vorbei zu seiner Clique. Plötzlich schenkte er mir keinen einzigen Blick mehr. Und als ich nochmal zurück sah, flirtete er auch schon mit einer anderen. Ich lief einfach weiter und versuchte nicht zu weinen, als ich auch schon Maya sah. Sie winkte mir zu, sodass ich zu ihr lief. Ruby war auf eine andere Schule gewechselt, dass hieß ich hatte nur noch meine andere beste Freundin hier. Sonst niemanden. Und das war auch gut so. Ich hasste Aufmerksamkeit, da mir in den dümmsten Situationen einfach immer etwas unendlich peinliches passierte. "Hey S", begrüßte sie mich und umarmte mich. "Hey", lächelte ich und wir gingen rein. Im Klassenraum setzten wir uns wie immer in die letzte Reihe und fingen an zu reden, da der Unterricht ja noch nicht begonnen hatte. Nach einer Weile begann der Unterricht und ich verfolgte den Unerricht sehr aufmerksam. Das heißt, ich schlief nach fünf Minuten fast ein und fing dann wieder an mit Maya zu reden. Plötzlich klopfte es an der Tür und ein Junge trat ein. Nicht irgendein Junge, nein. Es war mein Ex, Chris. Er wurde vor einem halben Jahr von seinen Eltern auf ein Internat geschickt. Was machte er nun wieder hier? Blieb er etwa wieder länger?! "Ach Schüler, Christoph ist nun wieder hier. Ich denke ihr könnt euch noch erinnern? Ich habe diese Ruhe im Unterricht sehr genossen, als du nicht da warst", verdrehte unsere Klassenleiterin die Augen. Er hatte sich bei Lehrern nie beliebt gemacht, da er immer redete. Ich zwar auch, aber leiser. Er nimmt keine Rücksicht. "Setz dich doch auf den freien Platz da." Sie zeigte auf einen Platz genau vor mir. Nach einer Weile drehte er sich um. "Hey", grinste er mich an. Ich beachtete ihn nicht und versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Dies fiel mir ziemlich schwer, da er mich durchgehend anstarrte. "Was willst du?", fragte ich meinen Gegenüber genervt. "Ich bin wieder da und ich habe nie aufgehört dich zu lieben." "Du hast mich geschlagen!", zischte ich zurück. "Es war ein Mal! Und ich habe mich entschuldigt, -" "Sam! Christoph! Hört bitte auf zu reden. Sonst schicke ich euch zum Direktor" Das kam von Frau Schmid, unserer Klassenleiterin. Ich wendete mich wieder der Tafel zu und bemühte mich zumindest aufzupassen, was nicht ganz klappte. Ich zerbrach mir eher den Kopf über Alex. Warum hatte er mich ignoriert? War ihm sein Ruf wichtiger? "Pst" Ich sah mich um. Christoph hatte sich wieder zu mir herum gedreht. "Lass es doch einfach." "Ach komm schon Sam! Eine Chance noch..." "Nein, du-" "Das reicht jetzt! Zum Direktor!!"

Wir saßen auf den Stühlen vor dem Direktorat. "Sam ich-" "Lass es einfach Chris." Plötzlich kam Alex um die Ecke und lehnte sich an die Wand. Er schien auch zu warten, bis sich die Tür zum Büro öffnete. "Zwerg? Was hast du denn verbrochen?" "Ich wurde von jemandem im Unterricht abgelenkt.", gab ich zurück und sah Chris vorwurfsvoll an.  Alex' Blick verdüsterte sich. "Bist du nicht ihr Ex?", meinte er sauer. "Ja und wie gesagt Sam, ich liebe dich immernoch also gib mir noch eine Chance" "Wenn du irgendwas tust, das sie nicht möchte bist du tot!", fuhr Alex Chris an. "Steht da jemand auf sie?", provozierte Chris ihn. "Ehm nein! Sie ist einfach sowas wie meine kleine Schwester. Es wäre voll ekelhaft, wenn man meiner kleinen Schwester an Wäsche gehen würde." Was?! Wie eine kleine Schwester?? Das war nicht sein Ernst. Erst erzählte er was von Liebe und nun das! Wenn er das so will... "Danke Alex, aber ich brauche keinen 'großen Bruder', der mich beschützt. Ich kann ganz gut auf mich selbst achten. Außerdem hat sich Chris denke ich wirklich verändert." Mit diesem Worten drehte ich mich zu Christoph um und küsste ihn. Dieser erwiederte den Kuss erstaunt. Als wir uns lösten, blickte ich in die vor Wut blitzenden Augen von Alex. In diesem Moment ging die Tür auf und wir wurden hereingerufen. Ich nahm die Hand des Jungen, den ich gerade geküsst hatte und betrat den Raum. Als ich die Türe hinter mir schloss sah ich nur noch in das verletzte Gesicht von Alex...

Als wir das Büro wieder verließen trat Alex ein. Toll. Eine Stunde nachsitzen. Mit Chris. Ohne ein Wort lief ich an ihm vorbei und an den vielen Menschen in der Pausenhalle vorbei. Inzwischen war Pause. Wie lange hatten wir denn da drinnen geredet? Maya lief auf mich zu und lächelte mich fragend an. "Und?" "Eine Stunde nachsitzen", antwortete ich genervt. "Komm schon, hätte schlimmer sein können" "Jaja" Wir liefen zum Klassenzimmer, wo die restliche Klasse schon versammelt stand und auf den Lehrer wartete.

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