Claus blinzelte mich verwirrt an. Ich ihn ebenso. "Was machst du hier?", zischte ich ihn an. Ich sah ihm an, dass er nach Worten suchte. "Ich wollte mir was leckeres holen. Dann habe ich gesehen, dass du dich von deinem Date verabschiedest und wollte dich fragen, ob du auch was willst." Er faltete sein Hände vor seinem Bauch. Ich hob meine Augenbrauen. "Alles klar. Und das soll ich dir glauben? Als ob du freiwillig den Weg bei der Kälte läufst. Du hättest mir doch eher geschrieben, ob ich dir nicht was mitbringen kann." Vorwurfsvoll verschränkte ich meine Arme vor der Brust. Claus seufzte. "Ich hatte Sorge um dich, weil du so lange nicht online warst, dich mit jemanden triffst und keine Ahnung. Dann bin ich hinterher, um zu schauen, ob alles okay bei dir ist." Er sah mich entschuldigend an. Doch ich schüttelte verärgert den Kopf. "Ich hasse es, wenn mir hinterher spioniert wird. Das weißt du ganz genau." Claus nickte. "Tut mir leid. Ich habe mir echt nur sorgen gemacht." Ich wusste, dass er es nicht böse meinte. Augenverdrehend rieb ich mir mit Daumen und Zeigefinger über die Augen." Und, willst du jetzt noch was zu Essen oder nach Hause?" "Ein Quarkbällchen und dann nach Hause. Und du musst mir alles erzählen!"
(...)
Ich lag auf dem Sofa und döste vor mich hin. Immer wieder fielen meine Augen zu. Doch ich blieb wach, denn Patrick und ich schrieben. Gleich für morgen hatten wir uns verabredet, um den Tannenbaum zu kaufen. Ich trug die ganze Zeit ein Lächeln auf den Lippen. Patricks Nachrichten machten mich glücklich.
"Willst du nicht ins Bett?" Claus betrat den Raum und setzte sich aufs Sofa zu meinen Füßen. "Ich kann nicht schlafen", murmelte ich und legte meine Füße, die in der Decke eingewickelt waren, auf seine Beine.
"Wieso nicht?" Claus grinste mich an. Ich sah wieder auf mein Handy, doch Patrick war offline. "Ich glaube ich habe mich verliebt." Lächelnd öffnete ich sein Profilbild. Ein Foto, wo er auf dem Fahrrad sitzt. Im Kontrast mit wunderschönen Lichtern. Ich konnte nichts gegen dieses Bauchgefühl machen. "In Patrick? Aber ihr kennt euch doch gar nicht wirklich." "Er kommt morgen zu uns Claus. Gegen fünf." Sein Gesicht war emotionslos. "Soll ich dann irgendwie raus oder so?" Ich runzelte die Stirn bei seiner Frage. "Nein? Warum?" Er zuckte mit den schultern. "Ich will nicht stören." Er strich über mein Schienbein. "Das tust du nicht, Claus. Was redest du für einen Scheiß? Du bist mein bester Freund und Mitbewohner. Du gehörst hier her und kannst gern mit uns die Zeit verbringen." Ich richtete mich auf, zog die Beine von Claus und stand vom Sofa auf. "Und jetzt gehen wir schlafen. Morgen müssen wir beide Aufräumen, bevor Patrick kommt.(...)
Ich ging zwischen den verschieden großen Tannenbäumen hindurch. Der war krumm. Der war zu groß und der zu klein. Ich wollte den Perfekten ersten Baum für Claus und mich. Doch irgendwie war keiner so, wie ich ihn wollte. Claus meinte nur, er solle buschig sein. Ich schritt bis nach ganz hinten. "Kann ich Ihnen helfen?" Ich drehte mich um und blickte in Patricks grinsendes Gesicht. Er stand dort, seine Jacke über sein orangenes Hemd gezogen, Schal um den Hals und Mütze auf dem Kopf. "Ich suche einen Baum. Einen, der circa so groß ist wie ich und Buschig." Ich grinste. Patrick ging an mir vorbei. "Also, ich kann Ihnen diesen Anbieten." Ich folgte ihm und dann zeigte er auf einen buschigen Baum, der nur ein wenig kleiner war als ich. "Zehn Prozent Mitarbeiter Rabatt, wenn sie ihn in den nächsten Zehn Minuten kaufen." Er hatte seine Hände hinter dem Rücken und grinste frech. "Gekauft."
Somit ließ ich ihn verpacken, gab Patrick Geld und er ging mit dem Zettel in den Laden, um ihn zu kaufen. Ich wartete draußen, bei dem Verpacker.
Und als Patrick wiederkam, fuhr er mit einem Auto vor. "Sie haben ein Taxi bestellt?" Ich grinste ihn nur an. Ich liebte seinen Humor. Patrick stieg aus und zusammen frachteten wir den Baum in den Kofferraum. "Und jetzt zu dir." Wir stiegen ein, ich nannte meine Adresse, er startete den Motor und wir fuhren los.
Den Weg über, bis vor die Haustür, unterhielten wir uns über alles mögliche. Meine Hände wurden ganz schwitzig, weil ich nervös war. Weil ich glücklich war. Mein Herz klopfte wild und meine Augen konnte ich fast keine Sekunde von ihm nehmen. Wie er grinsend, lachend und dennoch konzentriert aussah. Wie er den Schulterblick machte, den Gang wechselte oder lenkte. Ganz egal. Jede Bewegung faszinierte mich.
"Mein Mitbewohner ist auch zuhause. Also wenn du jemanden rumlaufen siehst, der aussieht wie Jesus, wunder dich nicht." Ich schloss die Tür auf und hielt sie offen. "Komm rein." "Danke." Patrick quetschte sich mit dem Baum durch die Tür und den Flur. "Hier?" Er blieb vor der Tür stehen. "Eins weiter", kicherte ich und ging zu ihm, um ihm beim tragen zu helfen. Dann schloss ich unsere Wohnung auf und rief hinein. "Wir sind da!" Sofort hörte ich in Claus Zimmer, wie die Musik leiser wurde. "Schuhe aus?" Patrick sah mich fragend an. "Ja. Jacke kannst du da aufhängen." Wir lehnten den Baum gegen die Wand. "Kann ich?" Patrick hob seine Hände, um zu deuten, dass er mir die Jacke abnehmen will. Ich drehte mich um und ließ ihn sie mir abstreifen. Mein ganzes Inneres kribbelte.
Patrick hing erst meine und dann seine Jacke auf die Garderobe. Ich zerrte, während er sich die Schuhe auszog, den Baum ins Wohnzimmer. Das Feuer loderte schon und wärmte den ganzen Raum angenehm. "Ihr habt einen Kamin? Ist ja cool." Begeistert schaute Patrick ins Feuer. "Hilfe", keuchte ich nur. Ich versuchte gerade, den Baum aufzurichten. Kichernd kam er auf mich zu und half mir. "Wir müssen ihn in die Halterung stellen." "Bück dich." Patrick kicherte. Lachend kniete ich mich nieder und griff an den Stamm. "Links. Jetzt wieder rechts. Drin!" Schnell schraubte ich die Scharniere fest. "Ist er gerade?", fragte ich und stellte mich neben Patrick. "Mach ihn auf, dass wissen wir es." Er stupste mich mit der Schulter an. So wie gestern auf dem Markt. Und wieder diese wohlige Wärme. "Warte, ich hole eine Schere." Schnell lief ich in die Küche und kam mit der Schere wieder. Ich setzte an der Verpackung an und Schnitt langsam auf. Die Äste des Baumes breiteten sich mit jedem weiteren Schnitt mehr aus. Und als ich das letzte Stück Netz einfach oben drüber ziehen konnte und zurück trat, staunte ich. Er passte perfekt in die freie Ecke. "Wow." Ich war wirklich begeistert. "Jetzt müsst ihr ihn nur noch schmücken." Patrick strahlte mich an.
"Ihr habt ihn schon aufgestellt?" Claus kam ins Wohnzimmer. "Ja. Wenn du willst, können wir ihn schmücken." Ich lächelte Claus an. Dieser sah zu Patrick. Argwohn lag in seinem Blick. Doch dann zogen sich seine Mundwinkel wieder nach oben. "Claus." Er streckte Patrick die Hand hin. "Patrick." Dieser schüttelte sie. "Ich weiß, Manu hat schon viel über dich erzählt." Ich wurde rot. Claus war so ein wichser. "Eh, ja. Also. Schmücken?" Ich ging zum Schrank, öffnete die Klappe und holte die Deko heraus, die wir gekauft hatten. "Soll ich wirklich mitmachen?", fragte Patrick uns. Claus sah zu mir. "Ja." Ich drückte ihm eine Packung Lichterketten in die Hand. Claus die zweite. Ich öffnete, während die Beiden die Ketten auseinander friemelten, die Verpackung der Kugeln.
"Wir brauchen Musik." Claus drückte mir die Kette in die linke Hand und setzte sich aufs Sofa. Ich lachte auf. "Wir schuften und du machst den DJ?" Claus grinste mich an. "So siehts aus." Er suchte auf YouTube Musik. Kopfschüttelnd sah ich zu Patrick, der auch nur grinsend zu mir sah. Und dann, mit beschaulicher Musik, schmückten Patrick und ich, unter dem wachsamen Auge von Claus, den Christbaum. Erst die beiden Lichterketten, die Kugeln, die restliche Deko und zum Schluss, setzte ich die Christbaumspitze auf.
Zufrieden blickte ich auf das Ergebnis. Patrick stellte sich neben mich und bestaunte den Baum genauso wie ich. "Hübsch ist er." Er sah mich an. Direkt in meine Augen. Ich würde am liebsten sagen: so wie du. Und jetzt küss mich. Doch ich biss mir auf die Lippe und sah wieder nach vorne. "Was sagst du, Claus?" Patrick sprach ihn an. Er stand jetzt auch auf, stellte sich neben mich und schaute. "Von der Perspektive ist er hübsch. Von der vom Sofa auch. Eure arbeit wurde abgenommen." Claus lachte auf.
"Ich bin auch ziemlich Stolz auf unsere Leistung." Patrick griff um meine Hüfte und zog mich ein Stück zu sich ran. Ich schluckte. So nah war mir noch nie jemand gekommen, den ich nur so kurz kannte. Doch es gefiel mir, wie seine große Hand sich an meine Taille legte und unsere Hüften sich berührten. Ich sah zu ihm. Mit glänzenden Augen sah Patrick mich an. "Soll ich euch alleine lassen?" Claus. Das Kribbeln in meiner Brust stoppte, als Patrick mich losließ. "Oder gucken wir uns einen Weihnachtsfilm an und essen dabei Lebkuchen, Spekulatius und trinken Kinderpunsch?" Er griff unter den Couchtisch und holte die Naschereien hervor. "Das hört sich gut an." Patrick ging zum Sofa und setzte sich. "Ich koche den Punsch auf." Claus ging an mir vorbei. Das Augenzwinkern war mir dabei nicht entgangen.
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Das war Türchen Vier.
Was hättet ihr denn gerne, was im nächsten Türchen passiert?
LG
Mula
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Der Advent / Kürbistumor
FanfictionHier entsteht vom 01.12.2018 bis zum voraussichtlichen 24.12.2018 ein Adventskalender. Der Adventskalender wird von euch, den Lesern, gestaltet. Ihr bringt Ideen, Dialoge etc. ein und ich werde es in die jeweiligen Kapiteltürchen einbringen. So ents...