Türchen 19 - Allerliebster

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Ich saß auf meinem Bett, noch in Handtuch gewickelt. Meine nassen Haare lagen mir auf den Schultern. In der Hand hielt ich mein Handy. Patrick hatte jetzt, um die Zeit, eigentlich Feierabend. Wie so ein Stalker, starrte ich auf sein onlinezeichen, doch es änderte sich nicht. Seufzend legte ich das Handy auf mein Kissen und stand auf, um mich abzutrocknen und anzuziehen. Ob er heute wirklich vorbei käme? Ich hoffte es. Ich wünschte es mir.

Fertig angezogen, machte ich mir einen Tee, ging danach ins Wohnzimmer und setzte mich auf den Teppich, vor dem Kamin. Gedankenverloren starrte ich in die wärmenden Flammen, die rote Schatten auf mich warfen. In meinem Kopf spielte sich das Gespräch ab, welches ich mit Patrick führen wollte. Ob er Weihnachten mit mir feiern wollte. Nur wusste ich nicht, wie ich fragen sollte. Eher drum herum oder geradeaus? Ich nippte am Tee. Es würde sicherlich Peinlich werden, wenn er ablehnen würde. Ich würde mir vorkommen wie der letzte Idiot. Vielleicht sollte ich vorher fragen, was er an Weihnachten treibt. Wen er sagt, er verbringt es mit jemanden, dann frage ich nicht.

Als meine Tasse fast leer war, schellte es plötzlich an der Tür. Als wäre das Kaminfeuer unter meinem Hintern entfacht, sprang ich auf, stellte die Tasse auf den Tisch und rannte förmlich zur Tür, um sie zu öffnen. Sofort kam ein grinsender Patrick den Flur entlang. In der Hand hielt er ein kleines Paket, welches in blaues Geschenkpapier eingewickelt war. Umschlungen mit einer großen schwarzen Schleife. "Hey", lächelte Patrick. Seine Wangen waren rosig. Ich wusste nicht, ob es von der Kälte draußen kam oder davon, dass ich vor ihm stand und er mir das Geschenk übergeben wollte. "Na", lächelte ich ihm entgegen. Wieder wurde ich nervös, was ich zu verstecken versuchte. Patrick trat an mir vorbei und stellte sich neben die Garderobe, sodass ich die Tür schließen konnte. Jedoch zog er sich nicht aus, sondern sah mich erwartungsvoll an. Dann, als ich mich zu ihm drehte, lächelte er breit und streckte mir das Geschenk hingegen. Ich hob meine Augenbrauen. "Aber, es ist doch noch gar nicht Weihnachten." Ich nahm es in die Hände. "Ich weiß. Aber, wenn ich bis dahin warte, dann hat es schon einen Pelzmantel an." Patrick gluckste kurz auf. "Muss ich Angst haben?", fragte ich ihn, doch er schüttelte den Kopf. "Mach auf." "Dann zieh dir die Schuhe aus und wir gehen ins Wohnzimmer. Da ist es bequemer." Ich wollte los gehen, doch er hielt mich mit den Händen an den Schultern fest. "Ah, ah, ah. Ich habe etwas vor. Und das ist draußen. Pack jetzt aus." Ich lachte vergnügt auf. Patrick zog mich so weit nach hinten, sodass er seine Arme um mich legen konnte. Nun stand er hinter mir und ich fest umschlossen in seinem Arm. Mein Herz tanzte in meinem Brustkorb hin und her. "Na schön", lächelte ich und fuhr mit dem Finger an der zugeklebten Stelle entlang, um gleich darauf das Papier runterzureißen.

Unter dem Papier befand sich eine kleine Schachtel. "Was ist das?", fragte ich verwirrt. "Mach auf", hauchte Patrick mir jedoch nur ins Ohr. Eine wohlige Gänsehaut wanderte meinem Rücken herab. Ich öffnete die Schachtel und zog dann das, was da drin war, heraus. Ich grinste. "Für meinen allerliebsten Manuel", las ich laut vor. Es war ein kleines Lebkuchenherz, welches wackelige Ränder hatte. Der Guss war blau, leicht verschmiert und unregelmäßig. Die Schrift war krumm und schief und gequetscht. Es war wunderschön. "Danke", hauchte ich. Ich war überwältigt, dass er mir sowas gemacht hatte. "Für meinen liebsten", sagte Patrick und küsste meinen Hinterkopf. Ich fühlte nichts mehr, außer Glück. Ich drehte mich in seinem Arm um und umarmte ihn fest. Ich war so glücklich, dass mir Tränen in die Augen stiegen. "Danke", wiederholte ich mich also schniefend. Patrick lachte leise. Vermutlich war er überrascht über meine Reaktion. Jedoch war es das schönste persönlichste Geschenk, was mir je jemand gemacht hatte. 

"Und jetzt zieh dir was über, wir gehen raus." Er löste sich von mir und nahm meinen Schal vom Kleiderhaken. "Wohin?", fragte ich und legte das süße Geschenk auf die Kommode. "Wirst du dann sehen." Patrick grinste auf mich herab. Ich band mir gerade meine Schuhe zu. "Muss ich angst haben?", fragte ich ihn dann belustigt. Er zuckte mit den Schultern. "Hm, das weiß ich nicht." In meinem Kopf kamen die verrücktesten Ideen. "Kino?", fragte ich. "Nein." "Gehen wir was essen?" "Nein." "Was dann?" Ich schlüpfte in meine Jacke. Patrick grinste nur. "Wirst du dann sehen." Er reichte mir meine Mütze. "Gut, dann muss ich mich wohl überraschen lassen", grinste ich und zog mir die Mütze auf. "Aber ich gebe Clausi noch schnell bescheid. Nicht, dass er sich wundert, dass ich einfach weg bin." Ich ging zu seinem Zimmer. Ich sah nochmal nach rechts, zu Patrick, der vor dem Spiegel stand und sich musterte. Grinsend über sein Verhalten, klopfte ich an Claus Tür und wurde sofort herein gerufen. Ich öffnete und streckte meinen Kopf rein. "Ich bin nochmal draußen." Claus nahm sich die Kopfhörer von den Ohren und nickte. "Gehst du auf den Weihnachtsmarkt?" Ich wusste es nicht. "Wenn ich dran vorbei komme, bringe ich dir gebrannte Mandeln mit." Ich grinste. Claus strahlte auch sofort über beide Ohren. "Du bist der Beste." "Für dich immer, Clausi." Dann schloss ich schmunzelnd seine Tür. "Können wir los?", fragte Patrick sofort. "Sicher." Ich ging zur Tür und öffnete sie. "Seesterne zuerst", grinste Patrick und ging vor mir hindurch. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. "Alles klar." 

Wir verließen das Haus und Patrick führte mich die Straße herab, zur Busstation. Während wir gingen, griff er nach meiner, im Handschuh steckender, Hand. Händchen haltend gingen wir über die frei geschippten Gehwege. Ich war immer noch gespannt darauf, was Patrick mit mir vorhatte. 

Lange standen wir nicht an der Bushaltestelle, bis der Bus kam, der uns in die Innenstadt brachte. Im Bus ergriff ich meine Chance, ihn zu fragen. "Was machst du eigentlich Weihnachten?" Patrick legte seine Hand auf meinen Oberschenkel ab. "Nichts." "Wie, nichts?", fragte ich erschrocken. Doch ein kleiner Teil von mir freute sich. Der andere fand es traurig, dass er so allein war. "Mein Kumpel kann nicht kommen, weil die kleine Schwester Krank ist und sie Zeit miteinander verbringen wollen, solange es noch geht. Und da ist es verständlich, dass er absagt. Und ich fahre nicht gern zurück nach Hamburg, um dort in einem Hotel zu schlafen und meine Tante oder so zu besuchen. Da fühle ich mich nur fehl am Platz." Patrick sah aus dem Fenster. Mein Herz klopfte immer schneller, desto näher ich kam, meine Frage auszusprechen. Ich öffnete den Mund, schloss ihn wieder. Dann machte ich ihn wieder auf und wieder zu. "Was willst du fragen?", grinste Patrick mich nun an. Erschrocken blickte ich ihm in die braunen Augen. "Du wolltest doch was fragen?" Patrick durchschaute mich. Ich nickte. "Was denn?" Er lächelte. "Ja, wenn du naja. Wenn du an Weihnachten allein bist, vielleicht willst du ja Heiligabend mit mir verbringen. Also, bei meiner Familie." Mein Kopf schien zu glühen. Patricks braunen Augen sahen in meine grünen. "Akzeptiert deine Familie das denn, wenn einfach ein fremder mit ihnen feiert?", fragte er mich dann. "Die wünschen sich sogar, dass ich mal jemanden mitbringe." Sachte legte ich meine Hand auf die von Patrick, die noch immer auf meinem Oberschenkel lag. "Dann würde ich mich freuen, mit dir Weihnachten zu verbringen."

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Türchen 19. Nur noch paar Tage, dann ist schon Heiligabend. Habt ihr denn schon alle Geschenke beisammen?

Und schreibt mir unten rein, was Patrick mit Manuel vorhat und auch, was am Abend noch alles passiert. Seid kreativ :)

Lg Mula

Der Advent / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt