Chapter 3 - The Gala

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Nervös tippelte ich einige Stunden nach der Unterhaltung mit Phillip durch einen der Ballsäle, umgeben von lauter reichen -und leider manchmal auch etwas arroganten- Leuten.
Dabei ging ich noch ein letztes Mal meine Rede durch, während Thomas ein paar der Gäste begrüßte.
In wenigen Minuten würde ich die Spendengala eröffnen.

Er war nur auf meinen Wunsch hin auch heute Abend hier erschienen, was -nebenbei bemerkt- erst spontan zustande gekommen war.

Eigentlich wollte Pia heute an meiner Seite stehen, doch Jamie war über Nacht krank geworden, weshalb wir ihn nicht alleine lassen wollten.

Okay, wir hatten auch eine Nanny für ihn und seine Schwester, aber wenn es möglich war, dann verbrachten meine Frau und ich stets möglichst viel Zeit mit unseren Kindern.

„Und, schon nervös?", fragte Tommy mich nun und trat auf mich zu. Mit einem schwachen Lächeln nickte ich.

„Und dieses Kleid sorgt nicht gerade dafür, dass es mir besser geht!", beschwerte ich mich leise.

Daraufhin blickte mein Bruder an mir hinunter und pfiff leise.
„Schick, schick! Noch pompöser ging wohl nicht, was Kleine?", scherzte er.

Genervt verdrehte ich meine Augen.

„Sagt der Mann mit dem wohl teuersten Anzug im ganzen Saal!", hörte ich mich nun selbst kontern.

So gerne ich Tommy auch hatte, manchmal waren er und Phil einfach nur nervenaufreibend!

Plötzlich fiel mein Blick auf seine teure Armbanduhr.

„Zeit anzufangen...", murmelte ich, der Prinz nickte.

„Viel Erfolg, Charlie! Du schaffst das!", sprach er mir gut zu und ich ging zu dem Rednerpult auf dem kleinen Podest, welches an einer der Stirnseiten des Saales aufgebaut war. 

Wie man es mir von klein auf beigebracht hatte, wartete ich ein paar Sekunden, bis alle Anwesenden Platz genommen und mir ihre Aufmerksamkeit geschenkt hatten.

Ich setzte ein Lächeln auf und begann zu sprechen.

„Hilfe zu erhalten ist etwas, dass für uns vielleicht normal erscheint, doch leider können viele Menschen -besonders Kinder- nur davon träumen...". 

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Mit einem überaus stolzen Lächeln schloss Tommy mich nach der Rede in seine Arme. Derweil machte sich der nächste Sprecher auf den Weg nach Vorne. 

„Das war unglaublich bewegend, Charlie!", schwärmte mein Bruder. Er saß an einem der insgesamt 12 runden Tische, links von uns befand sich Englands Premierminister, welcher vor knapp zwei Monaten gewählt worden war.

Dieser stand nun übrigens auf und hielt mir höflich seine Hand entgegen. „Guten Abend, Mister Roberts. Es freut mich sehr, dass wir uns nun auch endlich kennenlernen!".

„Es ist mir eine Ehre hier zu sein, eure Hoheit", entgegnete er.

Damit setzte ich mich zwischen ihn und meinen Bruder und begann den Worten der anderen Redner zu lauschen.    

Was ich jedoch nicht schaffte, war es, dabei meinen Blick vom Premierminister abzuwenden. 
Ich war mir ja selbst schon peinlich!

Charlie! Hör' auf damit!, schalt ich mich selbst, doch meine Augen blieben an dem -noch recht jungen- Mann haften.

Irgendwann stieß Thomas mir seinen Ellenbogen in die Seite und holte mich damit in das Hier und Jetzt zurück.
Sein Blick zeigte mir, dass er mich vermutlich die ganze Nacht über ausfragen würde, was mein Verhalten zu bedeuten hatte, aber ich schüttelte einfach unauffällig meinen Kopf. 

Woran dachte der Prinz bloß?! 
Man wird sich doch mal einen Mann ansehen dürfen, oder etwa nicht?!

Und außerdem: Ich würde wohl kaum irgendwann auf die Idee kommen, über den Minister herzufallen. 

Es war nur einfach so, dass mir irgendwas in meinem Inneren zubrüllte, dass ich etwas wichtiges vergessen hatte. - Und das hatte ich in dem Augenblick realisiert, als ich Mister Roberts die Hand geschüttelt hatte. 

„Dürfte ich Sie um diesen Tanz bitten, Eure Hoheit?", unterbrach besagter Mann nun meine Gedanken.

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass die ersten Leute bereits auf die Tanzfläche verschwunden waren, so vertieft war ich in meine Gedanken gewesen.

„Ich...natürlich... Es würde mich sehr freuen!", antwortet ich -noch immer etwas verwirrt- und klammerte mich an seiner Hand fest, welche er mir erneut entgegenhielt.

Den kritischen Blick meines Bruders ignorierte ich gewisslich. Sollte er doch denken, was er wollte!    

Schon hakte ich mich bei dem Politiker ein, ließ mich zum Parkett führen. 
Vielleicht würde mir so ja wieder einfallen, was mir entfallen war.

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Bild oben:
Charlie's Kleid
( https://goo.gl/images/FrARQx am 10.02.2019)

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