Chapter 9 - Lost and Found

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Ich opferte die nächsten Monate vollkommen meinem Privatleben.

So verbrachte ich viel Zeit mit meiner Familie, aber auch mit Jack. Mal trafen wir uns bei ihm, mal bei mir und mal an einem öffentlichen Ort, wie zum Beispiel meinem Lieblingsmuseum. 

Es tat wirklich gut, dass ich ihn nun wieder in meinem Leben hatte, auch wenn sich unser Verhältnis etwas verändert hatte. 

Klar, wir konnten noch immer über die gleichen Sachen lachen und verstanden uns meistens auch ohne Worte, aber trotzdem war da irgendwas, dass ich nicht wirklich beschreiben konnte.
Etwas angespanntes. 

Aber das auch nur, wenn wir nicht alleine waren. 

Was so ziemlich immer war, da ständig irgendwelche Paparazzo hinter uns her waren, um eine angebliche Affäre aufzudecken.
Oder um einfach irgendwelche Lügen zu verbreiten.

Verdammt, ich wollte doch einfach nur Zeit mit meinem Kumpel verbringen, den ich so lange nicht hatte sehen können!
Was war daran denn bitte so schwer?!

Also entschloss ich mich irgendwann den Rat meiner Frau zu befolgen und ein Interview zu geben. Natürlich auf Rücksprache mit Jack.

Wir hatten im Vorfeld geklärt, was ich sagen würde und wie viel wir der Welt von früher preisgeben wollten.
Früher oder später hätte man sowieso erfahren, dass wir uns schon so lange kannten.

Lächelnd schüttelte ich nun also die Hand von Mister Bennett, einem der vertrauswürdigsten Journalisten.
Mit ihm hatte ich bereits ein paar Mal zu tun gehabt, zum Beispiel als Philippa und ich uns verlobt hatten.

„Lange ist es her, eure Hoheit... Deshalb ist es mir heute eine umso größere Ehre, wieder einmal mit Ihnen im Gespräch zu sein!“, begrüßte er mich.
Schon nahmen wir Platz.

„Prinzessin Charlene, bekanntermaßen reden Sie nicht gerne um den heißen Brei herum, deshalb frage ich direkt, was uns alle so interessiert: Wie ist das Verhältnis eurer Hoheit zu Premierminister Roberts?“.

„Ehrlich gesagt kennen wir uns schon eine ganze Weile. Wir waren zusammen an der Universität und haben uns dann leider aus den Augen verloren“, entgegnete ich.
Aus irgendeinem Grund war ich heute nervöser als sonst.

Der Journalist nickte bedächtig, schien kurz zu überlegen, ehe er mir eine weitere Frage stellte.

„Können wir darüber noch ein kleines Bisschen mehr erfahren? Bitte!“.

Ich amte seine Geste nach, holte einmal tief Luft. Meine Hände lagen verknotet auf meinen Oberschenkeln.

„Der Premierminister und ich studierten zusammen. Zu dieser Zeit waren wir so eng befreundet, dass wir uns sogar eine kleine Wohnung geteilt haben. Es war eine sehr schöne Zeit...“.

Mister Bennett überkreuzte seine Beine, ich strich derweil behutsam mein indigo-farbenes Kleid glatt. Es hatte sich beim Hinsetzen etwas gekräuselt.

Wie gerne würde ich gerade eine einfache Jeans tragen!
Aber nein, das wäre ja nicht angemessen...Pah! Wie ich Kleiderordnungen doch hasse...

„Prinzessin Charlene, wir kennen uns nun ja auch schon eine Weile, deshalb weiß ich mittlerweile, dass Sie mit jeder Unterhaltung auch ein Ziel haben. Wie lautet es diesmal?“.

Oha, so direkt hatte ich ihn ja noch nie erlebt!
Offenbar wurde er selbstbewusster.

„Premierminister Roberts, meine Frau und ich sind der Meinung, dass es in den letzten Wochen viel zu viele unbegründete Gerüchte und Spekulationen über eine mögliche Beziehung zwischen ihm und mir gab.
Wir sind uns einig, dass diese...Vorwürfe -und nichts anderes sind sie- aus der Welt geschafft werden sollten!“, entgegnet mein manchmal etwas troziges Ich.

„Demnach sind Sie in Ihrer Ehe mit Duchess Philippa noch immer glücklich?“.

Sofort spürte ich, dass mein Kopf zu nicken begann.

„Mehr als das. Es könnte gar nicht besser laufen und unsere beiden Sonnenscheine halten uns momentan ziemlich auf Trapp. Wie gut, dass wir so nahe bei meinem Bruder George leben!“.

Uns beiden entfuhr jeweils ein kleines, leises Lachen.

„Hat sich das gute Verhältnis zwischen Ihnen und Ihrer Familie geändert, seit Prinzessin Amelie und Prinze James die königliche Familie mit ihrer Anwesenheit bereichen?“.

„Nein, wieso sollte es? Und wenn, dann haben sie uns nur noch enger zusammengeschweißt, als wir ohnehin schon waren...“.

Erneut nickte der Mann.

„Und wie ist es mit Duchess Annette? Gerüchten zufolge...“.

„Meine Schwägerin und ich verstehen uns prächtig!“, unterbrach ich ihn.

Ich konnte einfach nichts schlechtes über sie sagen, egal ob ich wollte oder nicht. Das konnte ich Phil nicht antun.

Wenn ich doch nur gewusst hätte, wohin mich diese Lüge noch führen würde...

Little RainbowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt