Kapitel 39

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Ich stand vor dem Spiegel und betrachtete mich darin. Ich strich mir mein Kleid glatt, das grau und mit weißen Punkten übersät war, und atmete tief durch. Ich würde das Abendessen schon irgendwie über die Runden bringen. Die Frage war nur, wie ich es schaffen würde, einen weiteren Tag mit Max da unten zu verbringen, ohne, dass wir ein Wort miteinander sprachen.

Wir waren nun schon wieder einige Tage in Barcelona und heute war das Freitagstraining gewesen. Ich hatte die Zeit heute nicht an der Rennstrecke verbracht und hatte auch nicht vor, morgen dabei zu sein. Es war nun das erste Mal, seit ich für Red Bull Racing arbeitete, dass ich nicht mit dem Team mitgefahren war, sondern meine Zeit anderwärtig verbrachte.

Wieder fiel mir auf, dass ich die Zeit viel zu lange hinauszögerte. Irgendwann musste ich hinunter zum Abendessen, da ich ja auch Hunger hatte und nicht mit leerem Magen ins Bett gehen wollte. Also schloss ich all meinen Mut zusammen und machte mich auf den Weg nach unten in den Speisesaal, wo ich bemerkte, dass ich wieder mal die Letzte war.

Und wie die anderen Male auch, gab es nur mehr einen einzigen Sitzplatz. Und der war an diesem Abend genau neben Max Verstappen. Das konnte auch nur mir passieren.

Aber ich ließ mir meine Unsicherheit nicht anmerken und marschierte schnurstracks auf den Platz zu. Schräg gegenüber von mir, saß Pierre, der mich aufmunternd anlächelte. „Wir haben uns schon gefragt, ob du noch kommst", meinte er und ich sah ihn verwirrt an. „Ihr?", hakte ich nach und nahm wahr, wie sich Max neben mir anspannte. „Ja, wir", bestätigte der Franzose. Ich nickte leicht und nahm mir vom Tablett, das vor mir am Tisch stand, zu essen.

Wenn ich ehrlich war, dann hielt ich diese Anspannung zwischen Max und mir nicht aus. Er ignoriere mich zwar nicht auf die Art und Weise, wie in Aserbaidschan vor unserer Aussprache. Es war fast so, als wäre ihm nun alles egal, was zwischen uns passiert war und das machte mir Angst.

Vor allem aber wollte dieser Gedanke nicht in meinen Kopf rein. Nachdem, was er mir in Baku, nachdem er ausgeschieden war, alles gesagt hatte, war es unvorstellbar für mich, dass er sich nach so kurzer Zeit, mir gegenüber verhielt, als wären die Gefühle einfach so verpufft. Da musste doch noch irgendwas sein, oder irrte ich mich.

Ich warf Max von der Seite einen kurzen Blick zu, den er zwar nicht erwiderte, doch er merkte definitiv, dass ich ihn ansah. Ich seufzte und fuhr mir mit meiner Hand durch meine langen schwarzen Locken. Ich presste meine Lippen aufeinander und wendete meine Aufmerksamkeit wieder dem Hühnchen auf meinem Teller zu.

„Barcelona ist eine der einfachsten Strecken, da wir ja die Wintertrainings hier haben und die Strecke schon in und auswendig kennen", unterbrach Pierre die Stille, wofür ich ihm wirklich sehr dankbar war. Er musste gemerkt haben, wie sehr Max und ich uns mieden und hatte nun ein Thema angesprochen, wo zumindest Max mitreden konnte.

„Du darfst aber nicht vergessen, dass alle anderen auch auf der Strecke trainieren, also wird es schon nicht mehr ganz so einfach für uns", meinte dieser und ich sah ihn wieder von der Seite an. Kurz warf mir Max einen Blick zu, doch richtete diesen dann sofort wieder auf Pierre.

„Darf ich dich daran erinnern, dass du hier deinen ersten Sieg hattest, als du gerade mal in deiner zweiten Saison in der Formel 1 und frischer Pilot bei Red Bull Racing warst?", warf Pierre ein. Max' Mundwinkel zogen sich zu einem stolzen Lächeln, als sein Freund ihn daran erinnerte und seufzte wieder einmal.

In diesem Moment vergaß ich sogar fast, dass er und ich gerade nicht miteinander sprachen, denn sein Lächeln wirkte irgendwie beruhigend auf mich. Auch, wenn ich ihn nur von der Seite ansah und er seine Augen auf Pierre gerichtet hatte. Dieses stolze Lächeln auf seinem Gesicht war echt und ich schmolz förmlich so dahin.

Save my Heart (Max Verstappen FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt