Prolog

8.7K 239 45
                                    

Ein weiterer, verregneter Abend in London. Ich lief durch die Straßen der Stadt, meinen Kopf gesenkt, schnell und unscheinbar. Diese Stadt und ihre Bewohner hassten mich. Sie gaben mir verächtlich Spitznamen, warfen Steine nach mir oder gaben mir lediglich verachtungsvolle Blicke.

Wie ich es hasste.
Wie ich sie hasste.

In meinen durchnässten Kleidern rannte ich durch die Gassen, ohne ein Ziel vor Augen, bloß weg. Weg von zu Hause, weg von meinem Vater.
Seit Mutter tot war, schlug er mich, sperrte mich ein, ohne Essen, ohne Trinken. Ich war ihm nicht gut genug oder einfach egal.

Ungewollt. Verstoßen.

Ehe ich es mir versah, fand ich mich auf dem Friedhof wieder.
Ich erfüllte meinen Ruf als Todesengel und bejahte die Gerüchte dadurch, dass dies mein Liebster Ort war.
Doch es war mir egal.
Sowas von Scheiß egal!
Ich setzte mich in die Trauerhalle des Friedhofs und schloss meine Augen. Ich hörte das summen der Grillen, den passenden Regen, ab und zu ein Hudebellen.
Es war hier so friedlich.
Nie könnte man denken, dass diese Stadt dunkler und abstoßender als irgendetwas anderes auf dieser Welt war.

Niemals.

Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, als ich mich wieder zurück nach Hause begab. Es musste viel gewesen sein, denn es dämmerte schon, der nächste Tag war angebrochen.
Ich heilt inne, als ich vor der Villa meiner Familie stand.
Sollte ich wirlich reingehen?
Ja.
Ich betrat den ungewöhnlich stillen Flur.
"Vater?" rief ich verunsichert. Mit schnellen Schritten ging ich in Richtung seines Arbeitszimmers.

Ich klopfte an. Nichts.
Ich rief nach ihm. Nichts.
Ich öffnete die Tür. Und schrie.

Mein Vater lag da, Blut verschmiert in seinen dunkelblauen Anzug, Blut befleckte den braunen Teppich und die Wände, Blut strömte ununterbrochen aus seinem Hals. Ich konnte den entsetzten Gesichtsausdruck meines Toten Vaters erkennen, seine leeren weißen Augen schienen so erschrocken.

So ein schwacher und zerbrechlicher Mensch.

Doch er hatte es verdient.

Erschrocken über meine eigenen Gedanken hielt ich mir die Hände vor den Mund.
Ich rantte in die Küche.
"Delilah?"
Keine Antwort.
Ich schaute hinter den Tresen. Mir stockte der Atem.
Delilah lag, ein Messer in ihrer Brust, zusammengesunken auf den eigentlich weißen, von Blut rotgefärbten Fliesen.

Nein. Nein nein nein. Sie sollte nicht tot sein. Sie durfte nicht tot sein.

"Delilah?" fragte ich mit zitternder Stimme nach meiner Zofe. "Bitte...", flehte ich sie an, "Bitte!"
Ich fing an zu weinen. Delilah war das einzige was mich jahrelang am Leben gehalten hatte. Sie war wie eine Mutter für mich gewesen. Sie war mein ein und alles. Und sie war tot.
Ich hätte da sein sollen. Ich hätte statt ihrer sterben können. Mein Leben war sowieso wertlos. Tränen liefen an meinen Wangen hinunter als ich ihre kalte Hand nahm und sie an mich drückte.
"Leb wohl"
Flüsterte ich, obwohl ich wusste,dass sie längst tot war und alles Leben aus ihr gewichen war. Und ich konnte nichts daran ändern.

5.Jahre später

Mit gesenktem Blick lief ich die Straßen Londons entlang. Auf dem Weg zum längst verlassenen Friedhof. Ich hatte ein paar Blumen und ein Weihnachtsgesteck bei mir.
Dieser Friedhof war bis vor ein paar Jahren noch benutzt worden. Damals kamen zumindest an Weihnachten alle zu ihren Liebsten. Auch wenn diese schon längst vergraben unter der Erde lagen.
Jetzt nicht mehr.
Es gab einen neuen, größeren Friedhof, auf welchem Vorallem die Reichen ihre Verstorbenen bestatten ließen. Alle Welt rühmte sich damit, einen Toten dort begraben zu haben.
Affig.
Schließlich war es nur ein Friedhof. Und nur weil es alle machen, muss man es ja nicht auch.
Mit meinen Händen glitt ich über die eiskalten Ränder der Grabsteine. An einem besonders schönen, marmornen blieb ich stehen.
Dies war das einzige Grab, welches nich mit Efeu oder irgendwelchem anderen Gestrüpp überwuchert war.
Es war Delilahs Grab.
Jahrelang hatte ich es gepflegt und jahrelang kamen die Erinnerungen von vor 5 Jahren zurück.
All das Blut. Die Toten.
Angewiedert verwarf ich den Gedanken daran und legte die Blumen und das Gesteck ahf Delilahs Grab. Ich versuchte alles so schön wie möglich anzurichten.
Als ich einigermaßen zufrieden war kniete ich mich hin und betete. Ich glaubte nicht an Gott, noch an irgendetwas anderes,aber der Gedanke, dass Delilah mich vielleicht irgendwo hören konnte, machte mich glücklich.
Wenn auch nur ein bisschen.
Mit einem Seufzer stand ich auf. Schnell wischte ich mir den Dreck von meinem schwarzen Kleid.
Ich drehte mich noch einmal zu ihrem Grab, als ich dann mit schnellem Schritt nach Hause ging.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Hallöchen^^
Inu hier, ich hoffe euch hat dieses Kapi gefallen.
Da in 4 Tagen Weihnachten ist musste ich es einfach einbringen <3

Schreibt mir doch mal wie ihr es fandet, und damit, bis zum nächsten Mal!
Eure Inu

Undertaker x reader Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt