Kapitel 7

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Hey,

hier kommt ein neuer Teil. Viel Spaß beim Lesen und lasst gerne einen Kommentar da.

Eure sunshinestory_EB

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Irgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn das nächste was ich wusste war, dass eine Schwester mich leicht an der Schulter ruckelte. „Doktor Seehauser möchte ein paar Untersuchungen im Behandlungsraum mit dir machen", sagte sie und zwei weitere Pfleger kamen um mich in meinem Bett aus dem Zimmer zu schieben.


Ich musste nur kurz warten, bis der Arzt kam. „Grüß Gott, Melody. Wie geht's dir?", sagte er fröhlich wie immer. Ich gab keine Antwort. Er seufzte und sagte an die Schwestern gewandt: „Ich würde die Untersuchung gerne mit ihr alleine durchführen." 

Die beiden verließen den Raum und Herr Seehauser richtete meine Liege so, dass ich halb saß. Dann rollte er auf seinem Stuhl an meine Seite und sah mich aufmerksam an. 

„Versuchen wir es erst mal wieder mit dem Sprechen. Sag mir deinen Namen", forderte er mich auf. Ich wollte nicht mit ihm sprechen doch ich versuchte es trotzdem. Mein Mund formte das Wort 'Melody' doch ich bekam keinen Ton heraus. 

„Mach mal deinen Mund auf und sag 'Aaaa'", war die nächste Anweisung. Ich öffnete also den Mund und versuchte ein Wort zu formen. Ein leises Stöhnen entwich meiner Kehle. „Na immerhin etwas", murmelte der Arzt, „ich mache jetzt einen Ultraschall von deinem Kehlkopf." 

Er holte das Gerät und einen Moment später spürte ich die kalte Paste auf meiner Haut. Er bewegte den Kopf hin und her doch schien nichts zu entdecken. Er wischte mir mit einem Tuch das Gel vom Hals und sah mich wieder an. 

„Ich muss mir deine OP Wunde ansehen. Dazu muss ich das Hemd hochziehen." Mein Körper krampfte sich zusammen. Herr Seehauser seufzte und stand auf. Er kam mit einem weißen Tuch wieder zurück. Das breitete er auf meinen Beinen und meinem Bauch aus. 

„Ich verspreche dir, dass ich nur diesen Teil von deinem Bauch anschaue. Du brauchst keine Angst zu haben", redete er auf mich ein. Widerwillig lies ich mir das Hemd hochziehen. Ich spürte die warmen Finger des Mannes auf meiner Haut. Nur mit größter Anstrengung schaffte ich es nicht in Tränen auszubrechen, doch dicker Klos hatte sich in meinem Hals gebildet. 


Plötzlich klopfte es an der Tür und ein Kopf steckte sich ins Zimmer. Ich zuckte zusammen und bekam einen Hustenanfall. Ich hustete und würgte und hörte wie von weit her die Stimme meines Arztes: „Phil, ich brauche eine Nierenschale!" Gerade rechtzeitig wurde mir etwas vor den Mund gehalten. Ich spuckte Blut. 

Nach Luft ringend lies ich mich zurückfallen. Mein Bauch schmerzte. Beunruhigt tauschte der Besucher, den ich jetzt als Phil Funke erkannte, einem Blick mit dem Arzt. „Melody, ich muss mir deinen Bauch auf dem Ultraschallbild anschauen. Das ist sehr wichtig!", sagte Herr Seehauser eindringlich. 

Ich presste meine Hände auf meinen Bauch um ihn daran zu hindern ihn freizumachen. Nun schaltete sich Phil ein: „Melody, das ist wirklich wichtig. Du hast Blut gespuckt. Das ist ein Zeichen auf innere Blutungen. So etwas ist lebensbedrohlich! Ich kann auch wieder raus gehen." 

Ich sah ihn an. Ich wollte sterben. Aber keinen langsamen qualvollen Tod. Es sollte einfach vorbei sein. 

„Lass dir helfen. Lass den Arzt deinen Bauch ansehen und herausfinden was dir all diese Schmerzen bereitet. Ich sehe es dir an das du Schmerzen hast", fuhr er fort. 

Langsam gab ich meinen Bauch frei. Als ich jedoch sah, dass Phil gehen wollte wurde ich panisch. Er durfte mich nicht alleine lassen! Aus irgendeinem Grund war er der einzige, dem ich noch vertraute. Ich hob die Hand und sah ihn verzweifelt an. 

Mein Mund öffnete sich und wollte 'geh nicht' rufen doch erneut kam nur ein Krächzen heraus. Der Notarzt sah mich verwirrt an, doch schien dann zu begreifen. Er lächelte und zog sich einen Stuhl an meine andere Seite. Dann griff er ganz sanft nach meiner Hand. Es war die erste Berührung seit langem, die ich wirklich duldete. Mein Körper spannte sich an doch Phils Hand gab mir Halt. 

Nun zog Herr Seehauser mein Hemd vorsichtig weiter hoch. Ich starrte nur geradeaus an die Wand. Ich zitterte und sah aus den Augenwinkeln, wie der Arzt sich mit einem letzten Blick vergewisserte, dass es für mich okay war. 

Dann war mein Bauch frei. Ich konnte nicht anders. Ich musste darauf starren. Die Tränen waren nicht mehr zu stoppen. Keiner machte sich die Mühe mich zu beruhigen. Alle starrten sie entsetzt auf meinen blauen Bauch. 

Es war totenstill. 

"Now I'm standing here alone!" (Roundabouts - Michael Patrick Kelly)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt