𝒦𝒶𝓅𝒾𝓉𝑒𝓁 𝑒𝒾𝓃𝓊𝓃𝒹𝓏𝓌𝒶𝓃𝓏𝒾𝑔

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Sehun

Da schläft man einmal und dann sind alle weg. Wie unglaublich freundlich!

Das ist echt eine Frechheit! Da meldet man sich schon freiwillig das Autofahren in der Nacht zu übernehmen und verzichtet auf seinen Schlaf und dann legt man sich nur für zehn Minuten hin und alle sind weg.

Genervt drehte ich mich auf meinen Rücken und schaute an die Zimmerdecke. Immer noch etwas müde überlegte ich, was ich denn jetzt machen kann, so ganz alleine in einer fremden Stadt in der man sich einfach verlaufen kann.

Ach egal!

Mit Schwung stand ich auf, bereute es aber sofort, da mir schwindelig wurde. Nachdem ich mich wieder gefangen hatte zog ich mir meine warme Straßenkleidung an und beschloss etwas spazieren zu gehen.

Leise hörte ich Glöckchen klingeln und beschloss mich dem Geräusch zu nähern. Vor mir türmte sich ein wunderschöner Weihnachtsmarkt, der in weihnachtlichen Farben leuchtete und eine kleine Wolke, die nach gebraten Mandeln roch, flog mir entgegen.

Weihnachtmärkte sind schon etwas Schönes. So würde ich sicherlich auch empfinden, wenn er mich nicht an Irene erinnern würde. Kurz bevor sie, dank meiner Eltern, spurlos verschwunden war, hatten wir uns versprochen gemeinsam Liebesäpfel auf einem Weihnachtsmarkt zu kaufen.

Jetzt war es nur noch eine traurige Erinnerung und eine lächerliche Tradition meinerseits. Langsame trottete ich wie jedes Jahr zu einem Verkaufsstand und bestellte zwei Äpfel.

„Zwei kandierte Äpfel bitte.", „Zwei kandierte Äpfel bitte."

Verwundert drehte ich mich nach rechts und erblickte ein Mädchen in meinem Alter, die gleichzeitig mit mir das selbe bestellte hatte.

Sie lächelte mich süß an und nahm ihre Bestellung an was ich mit einem nicht ganz so aufrichtigem Lächeln erwiderte und ebenfalls die Äpfel bezahlte.

"Für deine Freundin?", versuchte sie ein Gespräch zu starten. Ich lächelte traurig: „Nein eher eine traurige Tradition.", „Oh, möchtest du darüber reden?" fragte sie vorsichtig.

Ich überlegte kurz. Warum eigetlich nicht? Es wurde langsam Zeit, dass ich mit jemanden darüber spreche und warum nicht mit jemand wildfremden, den ich eh nie wieder sehe?

„Du musst nicht, wenn du nicht willst" versuchte sie mich nicht unter Druck zu setzten: „Nein, nein schon okay", ich seufzte entlastend und schaute zum Himmel hoch.

„Vor ein paar Jahren habe ich meiner damaligen Freundin versprochen, dass wir auf dem nächsten Weihnachtsmarkt  zusammen Liebesäpfel essen werde. Doch leider ist es nie dazu gekommen", „Oh mein Gott, das tut mir leid. Ist sie verstorben? Ich wollte keine alten Wunden aufreißen", wurde das Mädchen panisch.

Ich lachte nur über ihre Reaktion: „Nein, keine Sorge, sie lebt. Glaube ich zumindest, denn sie ist, zusammen mit ihrer Familie, vor ein paar Jahren spurlos verschwunden", neugierig schaute das Apfelmädchen zu mir auf. Scheinbar soll ich weiter erzählen.

„Du musst wissen, dass ich kurz vor ihrem Verschwinden, sie meinen Eltern vorgestellt habe, die hinterher gar nicht begeistert davon waren, dass ich in einer Beziehung mit einem armen Mädchen aus der Unterschicht bin. Ich komme nämlich aus gutem Hause musst du wissen", ich seufzte traurig auf, als ich mich an die schöne Zeit, die ich mit Irene hatte erinnerte.

„Deine Eltern sind blöd! Ich mag es nicht, wenn Leute andere nur wegen ihres Sozialenstandes verurteilen!", ich nickte zustimmend. „Hey willst du nicht zusammen mit meiner Freundin und mir über den Markt laufen? Wird bestimmt lustig! Oh ich heiße übrigens Yerim aber nenn mich einfach Yeri." Sie wollte mir ihre Hand entgegenstrecken, merkte dann aber, dass sie ja in jeder Hand einen Apfel hielt.

Nachdem wir beide eine Hand frei hatten gaben sie wir uns: „Freut mich. Mein Name ist Sehun", „Nun denn Sehun kommst du mit uns? Wir müssten aber noch auf meine Freundin warten", fragte sich mich ein zweites Mal und mit einem „Gerne doch" gingen wir zu dem vereinbartem Treffpunkt. Ich habe eh gerade nichts zu tun, also warum nicht sich unterhalten und über den Weihnachtsmarkt laufen?

„Du musst sie sehr geliebt haben", kam Yeri zurück auf das Thema. „Ich habe sie nicht nur sehr geliebt, ich liebe sie immer noch sehr. Deswegen kaufe ich auch jedes Jahr zwei Liebesäpfel", ich lachte etwas verzweifelt auf.

„Gibt es wirklich keine Informationen wo sie sein könnte? Ich will dir irgendwie voll gerne helfen!", schaute sie mich mit großen Augen an, „Nein. Abgesehen von den Infos die ich vorher über sie wusste gibt es nichts. Sie hat ihre Handynummer gewechselt und auf Sozialmedia gibt es auch nichts mehr von ihr. Das haben bestimmt alles meine Eltern so geplant", verfluchte ich sie ein weiteres Mal.

„Wie heißt sie denn, was ist mit ihren Freunden und wo wohnte sie denn?", wurde ich ein weiteres Mal mit Fragen überhäuft, die ich alle samt gerne beantwortete, da Yeri es nur lieb meinte und ich ihre Freundlichkeit nicht unfreundlich ablehnen wollte. „Ihr Name ist Irene, ihre Freunde haben ebenfalls keinen Kontakt mehr zu ihr und sie lebte wie ich immer noch in Seoul."

„Irene sagst du?... in Seoul.... du Sehu-", doch Yeri wurde durch ein Mädchen unterbrochen die in ihrer wahrscheinlich Höchstgeschwindigkeit zu uns gerannt kam.

Ihre seidigen schimmernden pechschwarzen Haare flogen ihr hinterher und verliehen dem Moment etwas Bezauberndes. Schwer atmend hielt sie sich mit ihren Hand und den scheinbar neugemachten Nägeln an der Schulter von Yeri fest. Ihr Gesicht war zu Boden gerichtet aber ich konnte mir gut vorstellen, dass es vor Anstrengung rot sein musste, da sie ziemlich laut und schwer atmete.

Sie hatte eine schmale und zierliche Figur und trug eine schwarze Hose, darüber einen roten Mantel und eine farblich abgestimmt goldenen Umhängetasche. Ihr gesamtes Auftreten erinnerte mich an Irene.

„Es tut mir leid das ich so spät bin", atmete das Mädchen schwer.

Selbst ihre Stimme ähnelte Irenes. Wenn ich mich doch nur noch genau an ihre bezaubernde Stimmer erinnern könnte.

„Nicht schlimm, Süße. Viel wichtiger, wie hieß noch mal der Typ mit dem dir deine Eltern Kontakt verboten haben, weil sie sonst ihren Job verlieren?", fragte Yeri das immer noch nach unten schauende und schweratmende Mädchen.

„Mann Yeri, ich hab doch schon gesagt, dass ich nicht gerne darüber rede", sie hob ihren Kopf und es traf mich wie ein Blitz, „Sein Name war Se..h...un", unsere Blicke trafen sich und mit weitaufgerissenen Augen schaute sie mich an.

Vor mir stand doch tatsächlich meine Irene! Sie hatte sich etwas verändert, war erwachsener geworden, aber dennoch erkannte ich sie direkt.

„Tada! Darf ich vorstellen Sehun, der seine große Liebe vermisst und ihre Beschreibung passt genau auf dich, Irene", trällerte Yeri glücklich.

Christmas FightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt