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Schweigend essen wir weiter und ich genieße das vielleicht letzte Essen. Ich bin mir nämlich nicht sicher, wie ich mich entscheiden werde. Die letzte Sushirolle kaue ich langsam und nachdenklich. Was sollte ich machen? Weiterleben oder dann doch sterben? Mein Blick geht in's leere. Aber wenn ich sterbe, habe ich zwar das leichte los gezogen, aber dann wären ja noch die anderen da! Familie und Freunde! Sie alle hätten einen großen Verlust zu ertragen! Also wäre es doch eigentlich besser, wenn nur ich gehe oder? Wenn nur ich die Schmerzen habe. Was ist eine gegen viele? Ein schmerzendes Herz gegen unzählige? Ich schlucke den Rest hinunter und lege meinen Kopf auf meine Hand.

"Du denkst über die entscheidung nach oder?" fragt Jeff und ich nicke leicht, ohne ihn anzusehen. Er seufzt und packt seine Pizzaschachtel zusammen. "Da kann ich dir nicht helfen kleine. Du musst dich auch fragen, ob du freiwillig bei einer Gruppe voller Mörder sein willst." Ich runzle die Stirn und sehe ihn dann DOCH an. "Erst meckerst du, weil du auf mich aufpassen musst und dann gibts du mir ratschläge?" Sein Gesicht ist ernst und einige Strähnen seines rabenschwarzen Haare's fallen in sein Gesicht. "Ich bin vielleicht auch ein Mörder und fand es nicht ganz so prickelnd, dass du mich mit einem Buch verprügelt hast. Aber wenn du wirklich meinst, mit uns zusammen zu wohnen, dann kann ich dich nicht töten und muss mit dir auskommen. Lieber fange ich jetzt schon damit an!"

Überrascht über die Logik sehe ich wieder auf die leere Sushi-packung. "Ich weiß es einfach nicht. Ich meine... Einerseits hätte ich damit auf einen schlag alle Sorgen und Probleme los! Keine Ängste mehr und nichts! Aber andererseits..." Ich fange an, mit einem Essstäbchen zu spielen. "Andererseits muss ich an die anderen denken. Ihre Schmerzen die sie hätten, wenn sie mich getötet vorfinden. Die Trauer und die Wut auf unbekannte. Wäre es dann nicht einfacher, nur ein Herz herauszureissen, anstatt unzählige andere?" Ich habe meinen überlegungen freien lauf gegeben und alles ausgesprochen. "In allen Geschichten, die ich gelesen habe war es immer so, dass die Person das zuhause verlassen und alles hinter sich lassen musste. Aber sie hatte sich nie wirklich mit der Familie verstanden und Freunde waren auch nie oder kaum da! Aber ich?" traurig sehe ich auf. "Ich habe all das..."

Jeff verschränkt die Arme und lehnt sich auf dem Stuhl zurück, an den ich ihn gefesselt habe. "Also für mich wäre die Sache klar. Aber ich bin nicht du." meint er und ich lasse meinen Kopf auf die Tischplatte knallen. "Autsch! Das klang hohl! War das der Tisch oder dein Schädel?" fragt er und meint wohl, ganz witzig zu sein. "Ich hab versucht, du zu sein. Kopftechnisch scheints zu funktionieren." erwiedere ich kalt und er schnalzt mit der Zunge. "Da versucht man, jemanden aufzumuntern und dann sowas." mault er und ich hebe meinen Kopf. "Selbst schuld, wenn man das mit einer beleidung probiert. Ausserdem hab ich noch nie viel von einfach schlucken gehalten. Ich antworte schon automatisch, bevor ich darüber nachdenke..." Er verdreht die Augen. "Man merkt's."

Grummelnd stehe ich auf und gehe zurück zum Bett. "Ich werde noch pennen..." gebe ich bescheid, falle auf die Matratze und rolle mich in die Decke ein. "Das ist jetzt nicht dein ernst!" entgegnet Jeff genervt und ich gähne. "Wer hat mich aus dem Bett gejagt?!" brumme ich und er kommt zu mir. "Wer hat sich nicht töten lassen?!" erwiedert er und ich sehe ihn aus halb offenen Augen an. "Wer hat sich mit einem Buch verprügeln lassen?" frage ich und er ist still. Zufrieden drehe ich mich mit dem Rücken zu ihm und mache meine Augen zu. "Ich werde den Fernseher laufen lassen." murrt er und ich brumme nur zustimmend, bevor ich mich richtig einkuschle und ich langsam runterkomme. Es dauert eine weile und das geplapper des Fernsehers hilft nicht wirklich! Aber irgendwann schaffe ich es, einzuschlafen.

"Du Hohlschädel! Wach auf!" Das, vermischt mit einem 'sanften' Rütteln, dass mich beinahe aus dem Bett reisst ist es, was mich wieder aufwachen lässt. Blinzelnd öffne ich meine Augen und sehe im ersten moment nur verschwommene Gestalten. Es braucht die ein oder andere Sekunde, bis mein Hirn anfängt zu rattern und mein Blick sich klärt. Auch jetzt wäre mein erster Instinkt gewesen, zuzutreten! Aber ich unterdrücke diesen schon fast unmenschlich großen Drang und richte mich stattdessen nur komplett müde auf. "Hm...?" brumme ich und gähne noch einmal kurz, bevor ich in das Gesicht von Slenderman sehe, der sich hinuntergebeugt hat.

"Guten morgen mein Kind! Oder sollte ich eher Abend sagen?" Mit halb geöffneten Augen sehe ich ihn an und lasse mich dann nach vorn fallen. Jeff steht dort und ich liege nun von aussen vielleicht ungemütlich, aber für mich selbst überaus angenehm da. Mein Kopf an Jeff's Hoody, mein Unterkörper irgendwie sitzend. "Schnarchzapfen! Auf jetzt!" Doch ich denke nicht mal drann und gleite schon wieder langsam in das Land der Träume, als ich ein räuspern höre und dann einen warmen Atem an meinem Ohr spüre. "Oder soll ich deiner Freundin wirklich folge leisten und dir vor Slenderman das Hirn rausvögeln?"

Ruckartig bin ich wach, lehne mich sofort nach hinten und starre Jeff halb entsetzt und halb wütend an. "Das wagst du nicht!" knurre ich und er grinst nur zufrieden, bevor Slenderman die Leitung übernimmt und die Aufmerksamkeit auf sich zieht. "Also. Wie hast du dich entschieden?" fragt er und ich werde sofort ernst. Verspanne mich bis zum geht nicht mehr und sehe auf die Seite. "Ich sehe, du hast eine entscheidung. Jetzt müsste ich nur noch wissen, welche? Hast du dich für das Leben entschieden oder für den Tod?" Ich balle meine Hände zu Fäusten und lasse sie wieder los. Drehe meinen Kopf und sehe dem großen Kerl in sein Gesicht. Entschlossenheit zeigt sich auf meinem und ich habe keine Angst. "Ich werde mit euch mit gehen. Aber unter einer Bedingung!" sage ich und hebe den Finger. "Du willst nicht getötet werden?" fragt Jeff und ich denke kurz nach. Dann seufze ich und hebe einen zweiten Finger. "Na gut. Dann sind es zwei Bedingungen!" Jeff legt sich Kopfschüttelnd eine Hand auf sein Gesicht.

Das etwas UnerwarteteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt