3

1K 70 7
                                    

Als der Kaffee plätschernd in die Tasse läuft, sehe ich im Kühlschrank nach und habe tatsächlich noch einen Kuchen dort stehen. Also nehme ich das Himbeer-Sahne stück hinaus, hole mir aus der Besteckschublade eine kleine Gabel und stelle beides neben den Kaffee, der bald fertig sein sollte. "Was hast du jetzt vor?!" murrt Jeff und ich nehme die volle Tasse mitsamt dem Kuchen und setze mich auf mein Bett. Nachdenklich sehe ich in die schwarze heiße Flüssigkeit. "Hm... Überleben fänd ich ganz toll. Und den Kuchen essen!" sage ich, steche durch die Himbeeren und den fluffigen Boden und sehe den am Boden liegenden kauend an.

Dieser blickt genervt und wütend zurück. "Dann bind mich los! Ich will mein Messer und dann kannst du meinetwegen weiterleben!" knurrt er und ich lächle, während ich langsam den Kopf schüttle und den Teller mit dem Kuchen auf die Seite stelle. "Nach deiner Aussage werde ich zwar nicht von dir getötet, aber wahrscheinlich von einem anderen von euch. Und ausserdem hast du mich gerade auf was gebracht, dass ich wahrscheinlich vergessen habe!" erwiedere ich, stehe auf und gehe zu dem bewusstlosen EJ. Vorsichtig greife ich in seine Hoodytasche und zucke kurz zusammen, als mich irgendetwas schneidet! Aber statt die Hand zurück zu ziehen, greife ich um das Ding und hole es heraus.

Mit dem Skalpell in der Hand, drehe ich mich zufrieden lächelnd zu meinem kleinen Vorratsschrank und hole ein Pflaster aus einer der vielen Boxen. "Na? Geschnitten?" meint Jeff hämisch und ich sehe ihn an. "Der einzige, der sich geschnitten hat bist, du. Zumindestens wenn du denkst, dass ich dich und EJ einfach so laufen lasse!" entgegne ich und hole eines der Fingerpflaster hervor. Das Skalpell lege ich auf die seite und verarzte mich. "Du kennst unsere Namen, ohne dass du uns je gesehen hättest. Bist du auch eines dieser verrückten Fangirls?" grummelt der schwarzhaarige und ich packe das Skalpell in das Gefrierfach. Es ist nicht so einfach, gefrorenen Edelstahl in den Händen zu halten und dann noch präzise zu arbeiten!

Seufzend gehe ich zu ihm und setze mich auf seine Knie. Etwas gelangweilt sehe ich hinunter. "Wenn ich eines dieser Fangirls wäre, dann hätte ich versucht dich in die Kiste zu kriegen oder irgendwie so belabert, dass du dich in mich verknallst. So läuft das in allen Geschichten." Ich sehe ihn nun grinsend an. "Und jetzt benutz ein paar deiner Gehirnzellen und denk mal drüber nach, was ich bis jetzt getan habe." Ein paar Augenblicke warte ich noch, während er mich stocksauer anstarrt. "Ich hab dir wahrscheinlich schön in den Magen getreten, habe eine Tasse auf deinem Schädel zerdeppert und das war übrigends meine Lieblingstasse! Dann habe ich dich mit nem Buch in's Traumland befördert, dich mit Kabelbindern an einen Stuhl gefesselt und mir dein Messer geschnappt." Ich verziehe kurz mein Gesicht. "Und mir selbst ein paar Blessuren beigebracht..." Seufzend schließe ich meine Augen. "Aber das kann ich ab."

"Wieso?" Die Frage überrascht mich und auch die Stimmlage erst recht! Neugierde und ein bischen besorgnis. Aber ich schüttle den Kopf. "Sagen wir so... Den Dachschaden habe ich nicht umsonst schon länger." antworte ich und sehe dann mit einem bitteren Gesicht auf die Seite. Doch bevor ich mich zu tief in irgendwelchen Erinnerungen verstricken kann, spüre ich das bewegen seiner Knie unter mir und ich werde nach vorn gedrückt! Überrascht verliere ich das Gleichgewicht und falle nach vorn. Automatisch strecke ich meine Arme aus und schließe meine Augen. Erst, als ich auf dem Boden angekommen bin, öffne ich diese wieder und richte mich sofort auf.

Jeff's Gesicht war mir dann doch einen ticken ZU nah und ich sitze auf seinem Bauch. Meine Beine links und rechts auf dem Boden. Aus meiner Überraschung wird schnell wut. "Musste das sein?!" zische ich und stehe auf. Steige über ihn hinweg und setze mich auf mein Bett. Weit genug weg, sodass er mich nur ansehen und ansprechen kann. "Ich hatte keine Lust, dass du das heulen anfängst. Ich kenne den Blick. Keinen Bock auf Gefühlsduselei." meint er nur und ich verdrehe die Augen. "Ich habe schon ewig nicht mehr geheult du Idiot." Ich schnalze genervt mit der Zunge und sehe ihn kalt an. "Als ob ich wegen nem Kerl damit wieder anfange."

Bevor wir aber weiterdiskutieren können, fängt Jack an zu stöhnen und wacht auf. Auch er versucht sich zu befreien, kommt aber genau wie sein Kamerad Jeff nicht sehr weit. "Kannst vergessen Jack... Die hat Kabelbinder benutzt." murrt dieser und ich beobachte den Kerl mit der blauen Maske, bis er mich entdeckt. "Du solltest eigentlich tot sein..." meint er gelassen und entspannt sich. Ich zucke mit den Schultern. "Und ihr beide solltet euch nicht von einem Mädchen mit einem Buch zusammenschlagen lassen." antworte ich und EJ seufzt. "Touché."

Ruhig nehme ich meinen Kuchen und das Buch in die Hand und fange an, das Buch von anfang an zu lesen. Zwischendurch trinke ich immer wieder einen Schluck Kaffee und ignoriere die beiden gefesselten Serienmörder auf meinem Boden. "Ist die schon die ganze Zeit so gewesen?!" fragt EJ und Jeff braucht einen moment, bis er antwortet. "Ich hab nicht viel aus ihr herausgekriegt. Nur, dass sie wahrscheinlich irgendwas in der Vergangenheit erlebt hat, das was hinterlassen hat. Und sie ist keines unserer Fangirls. Auch wenn sie uns kennt." Ich lasse das Buch sinken und sehe beide an. "Könntet ihr bitte beide die Klappe halten? Ich will lesen. Und wenn ihr was wissen wollt, dann fragt einfach."

Als ich das Buch wieder hebe, trinke ich einen Schluck des Kaffee's. "Dann fangen wir an, als wären wir in einem schlechten Film... Wie heißt du?" fängt Jack an und ich sehe ihn an. Schulterzuckend widme ich mich wieder meinem Leseschatz, während ich ein genervtes aufstöhnen höre. "Hast du nicht gesagt, dass wir dich einfach fragen sollen?!" knurrt Jeff und ich sehe ihn gelangweilt an. "Hab ich. Und jetzt?" frage ich und es ist, als könnte ich Flammen in seinen Augen lodern sehen, so wütend ist er. "Dann beantworte die Scheißfrage!" Ich gähne, bevor ich mich kurz strecke und dann wieder auf mein Buch sehe. "Ich habe gesagt, dass ihr fragen konnt. Ich habe nie gesagt, dass ich antworten werde."

Das etwas UnerwarteteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt