Kapitel 3

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,,Jing, mach die Tür auf!" Ich war wie gelähmt. Meine Beine... Sie wollten mir nicht gehorchen. Ich begann leise zu weinen. Ich wollte Dad doch stolz machen. Jetzt hatte ich ihn so oft entteuscht. Ich hatte einfach Angst. Die Tür ging auf. ,,Jing?" Ich schluchste. Ich hörte ihn näherkommen, legte ängstlich die Ohren an. Er kniete sich vor mich und nahm mich in den Arm. Ich erstarrte. Er umarmte mich? Obwohl ich schon nach einem Tag versagt hatte? Er war so ein guter Meister. Ich klammerte mich an ihn und schluchste. Mein Körper zitterte und ich musste erbärmlich aussehen, aber er strich beruhigend über meinen Rücken. ,,Jing, komm bitte wieder runter. Es ist nicht deine Schuld. Hab keine Angst." Ich schniefte. ,,D-dad? I-ich wollte dich n-nicht entteuschen." wimmerte ich. Er schmunzelte. ,,Du hast mich doch nicht entteuscht. Ich mache mir nur Sorgen um dich. Du bist jetzt ein Teil meiner Familie." Ich umarmte ihn fest. ,,Dad." Ich spührte ihn lachen. Plötzlich wurde mir schrecklich schwindelig und ich sackte zusammen. ,,Jing?" Ich hörte seine Stimme wie durch Watte, konnte aber nicht antworten. Dann wurde alles Schwarz.

Ich blinzelte. Zu heeeeeeeeeell! Ahhhh meine Augen taten wehhhhhh! Fauchend sprang ich auf und verkroch mich unter das Bett. Oh man! Welcher Idiot hatte die Gardinen aufgemacht?! Natürlich fragte ich das nicht laut, ich meine, ich hab mich nicht dran gewöhnt, mich frei zu äußern, aber schon nach einem Tag war ich zu dem Punkt angelangt, in dem ich in Gedanken schimpfte. Ahhhhhhhh tat das gut die Wut rauszulassen, wenn auch nur mental. Und ich fühlte mich viel gelassener. Könnte es sein, dass ich Beruhigungsmittel intus hatte? Na egal. Jemand kam ins Zimmer und meine gute Laune verflog. Sie machte der Angst platz. ,,Jing?" Es war Dad. Ich kam unterm Bett hervor und kratzte mich verlegen am Ohr. ,,War zu hell." murmelte ich. Er lachte. ,,Alles gut kleines. Ich hätt die Gardinen zumachen sollen. Tut mir leid." Ich riss die Augen auf. ,,Warum entschuldigst du dich?" fragte ich. Er verstummte. ,,Also... ich..." Jake stürmte ins Zimmer. ,,Wie gehts ihr? Ist alles...?!" Er stockte, dann schloss er mich in seine Arme. ,,Ich hab mir Sorgen um dich gemacht!" Mir traten Tränen in die Augen und ich krallte mich an ihn. Er hatte sich Sorgen gemacht. Um mich. Sorgen. Niemand hatte sich bisher um mich gesorgt. Das machte mich unglaublich glücklich, so glücklich wie noch nie. ,,Jing?! Warum weinst du?! Ist alles OK?!" Ich lächelte zögerlich. ,,Ja. Alles OK. Ich möchte jetzt nur noch ein bischen schlafen." Dad nickte. ,,Wie du möchtest. Aber wenn du wieder aufwachst, isst du etwas, ja?" Ich lächelte zaghaft. ,,Okay." Die beiden ließen mich allein und ich legte mich hin. Normal zu reagieren war unglaublich anstrengend! Ich verdeckte mein Gesicht mit dem Kissen und mir liefen einige Tränen über die Wangen. Warum waren sie so nett zu mir? Ich war doch nur ein wertloses, weggeworfenes Spielzeug. Es brachte ihnen nichts, mich gut zu behandeln. Ich war total irritiert. Warum waren Menschen nur so kompliziert?! Seufzend rollte ich mich zusammen und stopfte das Kissen unter meinen Kopf. Das war so gemütlich im Vergleich zu den Umständen die ich gewohnt war! Ich schlief schon bald ein.

Am nächsten Morhen wachte ich, wie immer, um punkt drei Uhr auf und begann meine Morgenrutine. Ich machte sauber, wischte, staubsaugte und putzte die Fenster, dann brachte ich die Klamotten in den Keller und schmiss die Waschmaschiene an. Anschließend putzte ich die Toilette und duschte mich kurz. Ich hasste Wasser. Aber was konnte man auch von einem katzenähnlichen Wesen erwarten? Es war bereits fünf vor sechs als ich ich damit fertig war. Ich war fertig angezogen und bereitete das Frühstück vor, diesmal war auch etwas für mich dabei. Die Hausaufgaben hatte ich noch irgendwie dazwischengequetscht bekommen. Und da ich diesen Tagesablauf gewohnt war, war ich auch kaum müde. Ich richtete gerade an, als Jake den Raum betrat. Er gähnte laut und ich verkniff mir ein Lächeln. Gott war der niedlich! Ich wurde rot. Was dachte ich denn bitte?! ,,Guten Morgen Jake." flüsterte ich und hoffte keinen Fehler damit zu machen, ihn so anzusprechen. ,,Morgen Jing." Er war also kein Morgenmensch. Ich lächelte ihm so gut gespielt zu, dass ich es mir beinahe selber abgekauft hätte. Es war nicht so, dass ich ihn nicht mochte, aber ich war noch nicht richtig bereit wirklich zu lächeln. Er probierte das Essen und seufste. ,,Du kannst echt gut kochen!" nuschelte er mit follem Mund. Ich lächelte ihn kalt an und räumte den leeren Teller weg. Nur kurze Zeit später kam auch Dad und aß seinen Anteil. Ich hatte, im Gegensatz zu den beiden Jungs, ausschließlich zwei Scheiben Brot verdrückt und war schon pappsatt. ,,Wir müssen los. Bis heute Nachmittag Dad!" rief Jake, packte mich am Arm und zog mich zu seinem Auto. Wir stiegen ein und er fuhr uns zur Schule. ,,Sag mal..." murmelte Jake wärend wir uns anschnallten. ,,Seit wann bist du wach?" ,,Ich glaube so um drei müsste ich aufgestanden sein." murmelte ich und lehnte mich leicht nach hinten. Autositze waren wirklich um einiges bequemer als der Kofferraum. ,,Um DREI?!" fragte er erschrocken. Ich nickte einfach nur. ,,Früher musste ich immer so früh aufstehen, deswegen bin ich es gewohnt. Da hab ich nicht wirklich ein Problem mit." Er schüttelte betrübt den Kopf. ,,Und was hast du die ganze Zeit über gemacht?" Ich schnaubte. ,,Was den wohl. Ich hab das Haus geputzt. Hättest du bemerken sollen. Imerhin hab ich auch dein Zimmer und auch das von Dad gefegt, abgestaubt und habe natürlich auch die fenster gewischt." Jake seufste. ,,Das musst du doch nicht machen. Wir sind jetzt eine Familie und wir wollen, dass es dir gut geht." Er grinste und hielt an einer roten Ampel. Dort schob er seine Hand in seine Jackentasche und zog ein Kleines Päckchen heraus. Dieses überreichte er mir. ,,W-was... ich... Jake?" Er lachte laut und fuhr weiter. ,,Das ist dein Willkommensgeschenk! Ich freue mich, dich jetzt meine Schwester nennen zu können Kleines!"

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