Kapitel 4

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Ich starrte ihn an. ,,Das... ist für mich?" Er nickte lächelnd und mir traten Tränen in die Augen. ,,Danke." hauchte ich. ,,Ich habe noch nie ein Geschenk bekommen." Er bremste hart und hinter uns ertönte lautes Hupen. ,,Wie? Du hast noch nie ein Geschenk bekommen? Nicht mal zum Geburtstag?" Ich sah ihn fragend an. ,,Geburtstag? Warum sollte ich? Man feiert Geburtstag?" Er sah mich entsetzt an, wärend ich nur verklärt zu ihm aufblickte. ,,Das... darüber sprechen wir später!" Ich nickte und öffnete das Päckchen. Dort drinn lag ein MP3 Player zusammen mit Kopfhörern. Ich sah mit funkelnden Augen zu ihm. ,,Danke! Vielen, vielen Dank! Woher wusstest du, dass ich Musik gerne mag?!" Er lachte auf. ,,Wusste ich nicht. Aber danke für die Info." Ich wurde rot. Ich hatte einfach angenommen, dass er etwas davon gewusst hatte und mir deswegen den Player geschenkt hatte. Aber es war wohl eher Zufall gewesen. Na ja. Trotz dem freute ich mich sehr darüber. ,,Vielen Dank! Das ist toll." Er lachte. ,,Schön. Ich lasse dich an der Schule raus und hole dich nach Schulschluss ab, in Ordnung?" Ich bejate und wank ihm zum Abschied zu. In der Schule war es wie immer, langweiliger Untericht, kurze Pause langweiliger Untericht, lange Pause, Untericht, Essen, welches ich nicht aß, da ich nichts runterbekam, Untericht, Schulschluss. Alles war, meiner Meinung nach, ziemlich suspekt, aber was konnte ich denn schon dazu sagen? Ich meine, eine Ex-Sklavin von Geburt an und nie Freizeit. Also, mir gefiel mein neues Leben. Jake öffnete mir die Wagentür und schloss sie wieder hinter mir. ,,Dad ist heute länger bei der Arbeit, also kannst du schon mal die Hausaufgaben erledigen und dann anschließend das machen, was du willst." Er wollte sich abwenden, aber ich hielt seinen Ärmel fest. ,,Ich habe die Hausaufgaben in den Pausen fertig geschrieben, also, was soll ich jetzt machen?" Er gluckste. ,,Du bist mal was neues. Ich habe es dir doch gesagt: Du hast freizeit. Mach was du willst." Ich legte den Kopf schief. ,,Was ich... will? Was... ich durfte noch nie machen was ich will. Was soll das bedeuten?" Er seufzte. ,,Etwas... was du gern machst. Was dir spaß macht." versuchte er zu erklären, wärend wir auf die Tür zugingen. ,,Spaß?" Er seufzte. ,,Was du gern machst. Etwas, was dir keine Mühe bereitet?" Er klang etwas ratlos. Was mir keine Mühe bereitete... kochen, putzen, aufräumen, ... Gut! Ich hatte verstanden! Ich wusste, was ich tun sollte. ,,Okay." Er seufste erleichtert. ,,Ich bin dann in meinem Zimmer, wenn du etwas brauchst." Wir gingen rein und er hoch, wärend ich die Putzuntensilien zusammen suchte. Den Keller und den Dachboden hatte ich noch nicht sauber gemacht. Ich machte mich sofort an die Arbeit und gerademal fünf Stunden später war ich fertig. Das war erstaunlich schnell gewesen. Ich hatte die Sachen in den Kisten neu geordnet, die Klamotten und Schuhe gewaschen und alles abgestaubt. Den Keller, in dem Waschmaschiene und Trockner standen, hatte ich ebenfalls bis in die kleinste Ecke gesäubert. Ich klopfte bei Jake an und hörte ein abgelenktes ,,Herrein!" Ich betrat sein Zimmer und blieb nervös stehen. ,,Was ist denn Jing?" fragte er etwas besorgt. ,,Ähm... w-was möchtest du essen?" Meine Stimme wurde gegen ende des Satzes etwas leiser. ,,Lasagne wäre toll." Ich grinste. Das war das erste, halbwegs echte Lächeln, das ich jemals hervorgebracht hatte. ,,Ich fange dann mal an. Hoffe du hast genug Hunger!" Er lachte. ,,Sicher doch! Ich habe immer Hunger!" Ich hüpfte die Treppe praktisch runter und machte mich an die Zubereitung des Abendessens. Zu der Lasagne gäbe es einen leichten Salat und anschließen ein wenig Eis. Schon drei Stunden später war alles angerichtet und als ich Jake runter rufen wollte, klingelte es an der Tür. Ein wenig ängstlich ging ich hin und öffnete. Aber es war nur Dad, der mich lächelnd musterte. ,,Sorry Jing. Ich habe meine Schlüssel vergessen!" Ich lächelte ebenfalls. ,,Kein Problem. Aber gutes Timing. Das Essen ist gerade fertig gewurden. Ich rufe mal Jake."

Lachend saßen wir in der Küche. ,,Das ist super lecker. Danke." Ich kicherte. ,,Kein Problem. Es war kein besonders großer Aufwand. Nur die Nudeln waren etwas aufwändiger." Jake schluckte den Bissen runter. ,,Wie meinst du das?" Ich lächelte. Das würde ihn sicher überraschen! ,,Ich habe sie selbst gemacht, um euch zu überraschen!" Dad lächelte, streichelte meinem Kopf. ,,Vielen Dank Jing. Das war sicher aufwändig und hat lang gedauert." Ich verneinte. ,,Ganz und garnicht. Es war sogar relativ einfach und hat nur ungefär drei Stunden in Anspruch genomen." Jake und Dad seufzten synkron und mein Lächeln erlosch. ,,Habe... habe ich etwas falsch gemacht?" fragte ich leise und senkte den Kopf. ,,N-nein!" stotterte Dad sofort. ,,Ganz und garnicht. Wir haben nur ein anderes Gespühr für Zeit, das ist alles. Aber sag mal Jake, kommt es dir nicht auch irgendwie sauberer vor?" Jake nickte mit vollem Mund. ,,Jap." Er schluckte runter. ,,Jing hat mir erzählt, dass sie früh aufgewacht ist und alles geputzt hat, bevor sie Frühstück gemacht hat." Dad seufzte. ,,Jing, du weißt doch, du musst das nicht machen. Du bist hier keine Sklavin und auch keine Dienerin. Du bist frei, das zu tun, was du möchtest." Ich schluckte hörbar. ,,Ich durfte nie tun was ich möchte. Deswegen habe ich auch keine Ahnung, was das sein soll. Ich mache einfach das, das ich gut kann. Aber... etwas, was mir spaß macht? Ich weiß nicht..." Dad seufste. ,,Dann würde ich dir gerne zeigen, was spaß ist. Möchtest du vielleich einen Ausflug machen?" Ich nickte zögerlich. Bisher hatte ich nur den Weg zur Schule und zurück mitbekommen, deswegen freute ich mich sehr, etwas neues zu sehen zu bekommen. Aber ich war unglaublich aufgeregt und dazu mischte sich eine großzügige Portion Angst. Dad verkündete: ,,Dann ist das ja geklärt. Dieses Wochenende machen wir einen Familienausflug!"

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