Homophobie ist schwul

Chapter 8

"Was meinst du, du kannst nicht übers Wochenende im Wohnheim bleiben?", fragt Parker fassungslos.

"Ich meine damit, dass ich übers Wochenende nicht im Wohnheim bleiben darf. Ist kompliziert. Hab mal was angestellt."

"Und wo sollen wir dann bitteschön die Unterrichtsstunde vorbereiten?"

"Keine Ahnung, ist mir doch egal. Ich werde auf jeden Fall nicht mit dir in deinem Zimmer im Wohnheim pennen und du kommst ganz sicher auch nicht mit zu mir nach Hause."

"Wenn du zu mir kommst? Also zu mir nach Hause? Wir haben auch ein Gästezimmer."

Seufzend sehe ich zu Drew.

"Irgendwo müsst ihr es ja machen." Kurz grinst er, weil es zweideutig klang. Haha.

"Sorry", kichert mein Kumpel. Als ich Parker ansehe, grinst er.

"Wehe du fasst mich an", knurre ich ihn an.

"Heißt das ja?" Seine Augen glänzen vor Hoffnung.

Ich nicke seufzend.

"Perfekt." Er steht auf und nimmt seinen Kram, dann lässt er uns alleine. Mir fällt auf, dass er seinen Stift vergessen hat. Ich sollte ihm den Stift jetzt sofort bringen. Er braucht ihn jetzt sicher. Außerdem sieht der Stift wichtig aus.

Ich stehe auf und umklammere den noch von Parkers Hand warmen Stift.

"Wo gehst du hin? Wir haben noch zehn Minuten Pause!", ruft Drew mir hinterher.

"Parker hat seinen Stift vergessen", informiere ich ihn. Natürlich könnte ich ihm den Stift auch in zehn Minuten im Klassenzimmer geben. Ich will aber nicht.

In der Aula und im Klassenzimmer finde ich Parker nicht, dafür aber auf dem Pausenhof. Er steht zusammen mit Austin und Oliver da und redet, während Austin raucht.

Rauchen ist so widerlich. Angewidert verziehe ich mein Gesicht, was Parker zum Lachen bringt, als er mich entdeckt.

"Rauchen ist voll ungesund."

"Das sag ich ihm auch immer", grinst Parker und sieht mich an.

Ich kann nicht anders als zurück zu grinsen. Als ich Olivers komischen Blick sehe werde ich allerdings ernst.

"Was willst du eigentlich bei uns?" Olli klingt nicht genervt, nur neugierig. Und vielleicht ein bisschen abweisend, was kein Wunder ist, weil ich nicht gerade nett zu ihm bin.

Ja wieso wollte ich nochmal her kommen? Scheiße, wieso schaut Parker mich so an? Wieso glänzen seine Augen so? Und wieso kann ich meinen Blick nicht mehr abwenden?

"Ähm ... ich ... ich wollte ... ähm ..." Ich reiße meinen Blick von Parker's grünen Augen los, er fixiert mich immer noch damit. Dann merke ich, dass ich etwas in meiner Hand halte und es fällt mir wieder ein.

"Du hast deinen Stift vergessen", sage ich verlegen und halte ihm den Stift hin. Er starrt mich noch immer an und reagiert nicht. Hilfesuchend sehe ich zu Oliver, der seinen Freund wieder mit diesem wissenden Blick ansieht und anstubst. Parker blinzelt ein paar Mal und dann steigt ihm die Röte ins Gesicht, als er meine ausgestreckte Hand sieht.

"Was?", macht er dann verwirrt. Parker hat seine Hand nun schon ein bisschen ausgestreckt, nimmt den Stift aber nicht. Meine Hand berührt seine leicht und ich spüre seine Wärme, obwohl seine Hand eiskalt ist. Kein Wunder, wenn er nur einen dünnen Pulli anhat. Das Kribbeln, das durch die Berührungsstelle läuft kann ich nicht ignorieren. Parker reagiert noch immer nicht, starrt mir weiter in meine Augen. Nun lachen Austin, Olli und ich und Parker's Gesicht verfärbt sich noch mehr. Ich schüttle grinsend den Kopf und reiße mich mit rasendem Herzen aus meiner Starre. Dann nehme ich Parker's Handgelenk und drehe es so, dass seine Handfläche nach oben zeigt. Ich lege den Stift hinein und drücke seine Finger zusammen, damit der Stift nicht wieder runter fällt. Der Ärmel seines Pullis ist ein bisschen hochgerutscht, sodass ich seine warme Haut spüre und er sicher den Schweiß auf meinen Händen bemerkt. Aber auch Parker's Handflächen glänzen vor Schweiß. Irgendwie fühlt sich Parker's Handgelenk nicht so glatt an wie es sein sollte, aber ich bin gerade zu aufgewühlt, um mir darüber Gedanken zu machen. Ich lasse sein Handgelenk los, drehe mich um und ergreife schnell die Flucht. Meine Hände schmiere ich an meiner Hose ab, bevor ich sie in meine Hosentaschen stecke.