Nach drei weiteren Tagen geht es uns beiden wieder soweit gut, dass wir uns einigermaßen bewegen können. Jetzt gerade ziehen wir uns an, weil Drew extra vorbei gekommen ist, damit wir draußen spazieren gehen können. Ganz alleine dürfen wir logischerweise nicht. Wir müssen noch mindestens drei Wochen hier bleiben.
Als Parker und ich nah nebeneinander her durch die Straßen laufen, Drew ein Stückchen hinter uns als Aufpasser, merke ich wie Parker's Hand immer wieder meine streift und dass er sie gerne nehmen würde. Ihr müsst wissen, ich war schon immer einer von diesen Typen, die sich ständig zum Spaß gegenseitig schlagen und beleidigen. Warum die anderen es gemacht haben weiß ich nicht, aber ich habe es gemacht, damit auch ja niemand jemals denken könnte, dass zwischen mir und meiner 'Kumpels' etwas laufen könnte. Und jetzt seht mich an, ich laufe mit meinem Freunde durch die Straßen und traue mich nicht Händchen zu halten, weil ich Angst habe jemand könnte uns sehen und verurteilen - obwohl die Straße wie leer gefegt ist. Irgendwann entfernt Parker sich ein Stückchen von mir und ich weiß, dass er seine Hoffnung aufgegeben hat, dass ich vielleicht doch in der Öffentlichkeit zu ihm stehen würde. Das kann ich nun mal noch nicht - und ich habe keine Ahnung wie lange es noch dauern wird. Ich meine, vor meiner Familie habe ich mich ja nur geoutet, weil ich sauer war. Ich konnte abschätzen wie sie reagieren: Mom würde nichts sagen, Jon würde mich unterstützen und vielleicht Witze machen und Dad wäre sauer. Bei Drew wusste ich es auch sofort - zumindest in meinem Inneren. Aber bei meiner Klasse? Oder Fremden? Ich bin noch nicht bereit für das Getuschel. Außerdem habe ich Angst, dass Parker noch einmal etwas passiert. Wir setzen uns an einen Tisch von dem links und rechts jeweils eine Bank stehen. Er setzt sich gegenüber von mir hin und weicht meinem Blick aus.
"Was ist los?", frage ich. Drew hat sich extra etwas abseits von uns an einen Baum gelehnt, damit wir unsere Ruhe haben - oder damit er in Ruhe mit Sadie schreiben kann.
"Ich will nur nicht, dass du dich unwohl fühlst, weil ich dich zu verliebt ansehe." Autsch, das tut weh. Ich will nach seiner Hand greifen, die auf dem Tisch liegt, aber auf halbem Weg stocke ich. Parker verdreht die Augen, als ich ihn entschuldigend ansehe.
"Es tut mir leid. Es ist nur..."
"Du hast Angst. Schon klar. Du hast Angst davor verurteilt zu werden. So gings mir auch. Aber weißt du was? Lieber stehe ich zu mir und werde gemobbt, als mich verstecken zu müssen und falsche Freunde zu haben." Traurig starre ich auf den Tisch, bevor ich ihn wieder ansehe, als ich weiter spreche.
"Und du musstest auch echt viel durchmachen."
"Ja, aber ich hatte auch niemanden, der zu mir gestanden hat, außer Olli. Aber du hast so viele. Du hast Zoe, Drew ... du hattest die halbe Klasse in deiner Clique, von denen werden auch einige dabei sein. Und du hast ... mich." Parker zieht seine Hände vom Tisch. Unterm Tisch greife ich nach seiner Hand. Er zieht sie weg.
"Kannst du vergessen. Kleine Kinder schauen auch unter den Tisch." Genervt sieht er mich an. Dann räuspert er sich und steht auf.
"Drew! Komm, wir gehen weiter!", bestimmt er und läuft weiter. Ich merke wie er immer angestrengter atmet und sich schließlich an einem Baum festhält.
"Drew!", schreie ich panisch und mit viel zu hoher Stimme. "Ich glaube wir sind zu weit gelaufen."
Drew kommt auf uns zu und ich will Parker stützen, doch er schlägt meine Hand weg.
"Fass mich nicht an, sonst hält dich noch jemand für schwul", zischt er. Hilfesuchend sehe ich zu Andrew, welcher mich nun mitleidig ansieht.
"Ich glaube eher, dass er sich zu sehr aufregt", murmelt er leise. Von Drew lässt Parker sich nun stützen und wir bringen ihn zurück zur Bank, wo er sich erst einmal hinsetzt.
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Homophobie ist schwul
Fiksi RemajaJason hat alles: Gute Noten, eine Clique und eine wunderschöne Freundin, die er über alles liebt. Als durch ein unscheinbares Ereignis jedoch das Gerücht rumgeht, dass Jason schwul sei, wächst sein Hass auf den schwulen Jungen immer mehr, dem er die...