Chapter 10

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"Hör auf zu lachen!", schreit er schon fast und krallt seine Finger noch mehr in den Stoff meines Shirts.

"Bring mich doch dazu", grinse ich spöttisch.

Sein Blut tropft auf mich. Ich spüre Parker's Atem auf meiner Haut. Sein Blick ist eindringlich und als er mir tief in die Augen schaut sehe ich die Verzweiflung darin. Und noch etwas anderes. Und plötzlich hasse ich ihn nicht mehr - zumindest für den Moment. Sein Blick fällt auf meine Lippen, sein Atem verschnellert sich und dann ... dann bringt er mich dazu aufzuhören zu lachen, indem er seine Lippen auf meine presst. Das hatte ich damit jetzt eigentlich nicht gemeint. Ich hab eigentlich gewollt, dass er mich schlägt, damit ich ihn dann noch fester zurückschlagen kann! Ich will ihn weg drücken, anschreien und schlagen, aber stattdessen rühre ich mich nicht. Ich schmecke das Blut, das noch immer aus seiner Nase fließt, aber nicht einmal das bringt mich dazu ihn angewidert weg zu drücken. Und dann ist der Kuss auch schon wieder vorbei. Ich merke wie ich die Augen geschlossen hatte und öffne sie nun. Mit panikerfüllten, weit aufgerissenen Augen starrt Parker mich an. Weiß wohl selbst nicht was er gerade getan hat, erwartet wohl, dass ich ihn jetzt schlage, aber ich kann mich nicht bewegen. Parker löst sich zuerst aus seiner Starre, ich könnte schwören ihn schluchzen zu hören, als er verschwindet. Ich laufe ihm automatisch hinterher, doch er bemerkt mich gar nicht und ich bleibe im Vorraum des Klos stehen, als ich Oliver's Stimme draußen höre.

"Hilf mir, Oliver! Ich hab richtig Scheiße gebaut, bitte hilf mir, ich weiß nicht was ich jetzt machen soll!", heult Parker verzweifelt. Was Olli sagt kann ich nicht verstehen, da die Tür zu ist und ich Parker schon kaum verstanden hatte. Allerdings höre ich dann Schritte, die sich mir nähern, weshalb ich schnell wieder zurück durch die andere Tür gehe, sodass ich sie belauschen kann. Ich stehe jetzt fast an derselben Stelle, an der Parker mich ein paar Sekunden zuvor noch geküsst hat. Die Tür geht auf und wieder zu. Ich höre Parker heulen. Dann höre ich rauschendes Wasser und wie jemand, vermutlich Oliver, Tücher aus dem Spender holt.

"So, jetzt beruhigst du dich erst mal und sagst mir ganz genau was passiert ist", höre ich Olli sagen.

Parker schluchzt noch einmal. Zum Glück ist die Pause schon vorbei.

"Ich- Ich hab ihn geküsst", bringt Parker nur leise hervor. Hey, so schlimm bin ich jetzt auch nicht!

"W- Wie hat er reagiert?"

"Gar nicht. Er hat mich nur angestarrt und war total überrumpelt, aber ich wette er wird mich umbringen. Ich glaube ich sollte einfach gleich abhauen. Ich meine, ob ich die Schule jetzt oder in vier Wochen abbreche ist doch egal. Gehen muss ich so oder so."

E- Er will die Schule abbrechen??

Oliver sagt nichts darauf.

Ich komme erst fünf Minuten nachdem die beiden weg sind zurück ins Klassenzimmer. Zu meiner Überraschung sitzt Parker auf seinem Platz. Er hält sich ein Tuch an die Nase, welche noch immer blutet. Er rutscht sofort mit dem Stuhl zurück, als er mich sieht. Die Frage wo ich so lange war beantworte ich Ms Smith nicht. Ich kann meinen Blick nicht von Parker abwenden, bis ich wegsehen muss, weil ich bei meinem Platz angekommen bin. Oliver sieht mich warnend an, dass ich Parker auch jah nichts tue, aber sein Blick fällt mir kaum auf. Ich kann mich die restliche Stunde nicht konzentrieren und werde bestimmt fünf Mal ermahnt. Anstatt aufzupassen zeichne ich einfach in mein Heft. Zwei küssende Menschen. Mit Erschrecken stelle ich am Ende fest, dass es zwei Jungs sind. Schnell male ich lange Haare zu dem einen und streiche am Ende alles durch, bevor es noch jemand sieht. Zoe schaut kurz darauf, aber ich verdecke die Zeichnung schnell bevor sie etwas erkennen kann. Mitfühlend und fragend sieht sie mich an und ich spüre ihre Hand auf meinem Oberschenkel, doch jetzt beruhigt es mich nicht. Ich zucke ungewollt mit dem Oberschenkel weg und sie tut ihre Hand enttäuscht weg. Hab ich sie jetzt betrogen? Ich muss es ihr sagen. Ich meine, Parker hat mich geküsst, nicht ich ihn! Aber ich habe ihn auch nicht sofort weggedrückt.

Homophobie ist schwulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt