Chapter 11

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Scheiße bin ich nervös. Sam ist mit mir zu Olli's Haus gekommen, um mich zu Parker zu bringen. Warum sie mitgekommen ist weiß ich nicht, aber es ist ja eh nicht weit. Sam klingelt und ich halte mich erst mal im Hintergrund. Ich halte Kingston, der komischerweise auch total aus dem Häuschen ist. Wahrscheinlich weiß er schon was gleich passiert. Als die Tür geöffnet wird fällt sie ihrem gegenüber erst einmal in die Arme. Ich kann nicht einmal erkennen, ob es Oliver oder Parker ist. Als ich dann jedoch Kuss Geräusche höre kann ich mir denken wer es ist. Und ich kann mir denken warum Oliver noch bei Sam Zuhause vorbeikommen wollte.

"Hey Schatz, ich hab dich vermisst!", lächelt Sam glücklich.

"Ich dich auch", nuschelt Oliver ins Haar seiner Freundin.

"Ich hab dir jemanden mitgebracht. Oder besser gesagt, ich hab jemanden für Parker mitgebracht." Ich werde rot, trete aber trotzdem einen Schritt vor, um Olli zu begrüßen.

Er sieht zwar nicht hundert Prozent begeistert aus, lächelt mich aber trotzdem an. Seine Augen sagen jedoch 'Wehe du tust ihm was!'

"Ich werde ihn nicht anrühren, ich schwör's!", verspreche ich. Olivers skeptische Miene verwandelt sich in ein breites Grinsen.

"Anfassen darfst du ihn gerne. Nur schlagen darfst du ihn nicht ... außer er will das." Oliver zwinkert mir zu. Ich muss mich beherrschen nicht aus Gewohnheit einen homophoben Spruch raus zu lassen. Ich trete von einem Fuß auf den nächsten und stelle mich auf die Zehenspitzen, um ins Haus sehen zu können.

"Na los, geh schon rein", lacht Oliver. "Aber warte kurz, bevor du zu ihm gehst!" Ich bleibe stehen und sehe Olli fragend an. Er zieht sein Handy raus und geht in einen Chat. Er nimmt scheinbar ein Audio auf.

"Hey Pakky, zieh dich an, du bekommst Besuch." Auf Oliver's Lippen zeichnet sich ein verschmitztes Grinsen ab.

"Okay, du kannst hoch gehen. Letzte Tür links. Aber geh langsam", grinst er. Sam zieht ihn nun an der Hand Richtung Straße und lassen mich alleine. Als die Tür ins Schloss fällt reißt Kingston sich sofort los und rennt die Treppe hoch. Da ich vor lauter Aufregung schon wieder vergessen habe wo Parker zu finden ist muss ich mich beeilen, damit Kingston mir den Weg zeigt. Die Tür ist angelehnt, weshalb Kingston ohne Probleme in das letzte Zimmer links stürmen kann. Ich höre ein glückliches Lachen, dann einen Rumms, als Parker sich entweder fallen hat lassen oder Kingston ihn umgeschmissen hat.

"Und für dich musste ich mich jetzt extra anziehen?", höre ich Parker's Stimme. Wie immer jault und quietscht der Golden Retriever vor Freude.

Ich bin auch endlich an der Tür angekommen und klopfe.

"Nein, für mich." Leicht lächle ich ihn an und stelle fest, dass Parker nur eine Boxer anhat. Mein Blick fällt sofort auf seinen Arm, auf dem keine neuen Schnitte zu sehen sind. Nur die alten Narben, die langsam mehr und mehr verblassen. Da ein paar von ihnen auch schon mehrere Jahre alt sind frage ich mich echt wieso mir die nie aufgefallen sind. Vor allem frage ich mich aber wieso er mir nie aufgefallen ist.

Mit riesigen Augen starrt Parker mich an. So, als würde ein Einhorn vor ihm stehen und ihm erzählen, dass er drei Wünsche frei hätte. Erst jetzt fällt mir auf, dass das letzte Mal, als wir so wirklich Kontakt hatten da war, als ich ihn geschlagen habe - und er mich geküsst. Parker starrt mich mit offenem Mund an und sagt nichts. Und wenn ich mich gerade nicht so unglaublich freuen würde ihn zu sehen und wenn ich in seinen Augen nicht sehen würde, dass es ihm genauso geht, dann hätte ich niemals den Mut dazu das Folgende zu tun.

Mir kommen die Tränen und ich laufe auf ihn zu. Ohne anzuhalten stürze ich mich auf ihn und schließe ihn in meine Arme, sodass wir zusammen auf Oliver's Bett landen. Parker macht gar nichts, als ich auf ihm liege, weil er total überrumpelt ist. Schließlich drückt Parker mich aber weg.

Homophobie ist schwulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt