Jennilynn

66 10 1
                                    

„Gut. Na dann Mädchen, ich zeig dir alles." Ich ging in mein Zimmer. Mit dem Apartment hatte Jason mir nicht zu viel versprochen. Gefliester Mamorboden, Marmorsäulen, ein riesiger Flachbildschirm... und das Bett erst! Nur die Aussicht war etwas gewöhnungsbedürftig. Ich hatte volle Aussicht auf die Frauenbaracke. Eine hochschwangere Frau schrie, die Wehen haben eingesetzt. Sie zog ihr dünnes Nachthemd aus und setze sich auf den Boden. Die Frau schrie. Ihr Kind schrie. Ich schrie. Jason kam in mein Zimmer gestürzt und nahm mich mit in die Küche. Mein Atem ging schnell und ich hatte Tränen in den Augen. „Es...das Kind...es wird sterben...", stotterte ich hervor. „Jenni...", versuchte Jason mich zu beruhigen. „Wir können nicht alle retten. Das wäre..." „Unmöglich, ich weiß. Ich gehe jetzt da runter und hole das Kind." „Sei nicht dumm, Jenni. Es braucht doch die Milch seiner Mutter. Wenn du es jetzt holst, wird es noch früher sterben." Meine Idee war wirklich dumm. Ich ging wieder in mein Zimmer. Die Mutter stillte das Kind. Plötzlich brach der Himmel auf. Dicke Tropfen tropften auf die Mutter und ihr Kind. Es lachte. Sie lachte. Und machte die Augen zu. Fiel nach hinten. Ein friedlicher Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. Das Kind lachte immer noch. Ich betrachtete mit feuchten Augen gerührt die Szene. Eine Stunde später fiel das Baby vom Körper der toten Mutter. Ich vergrub mein Kopf in meinem Kissen. Das war alles so unfair. Unter mir starben Leute, während ich in einem Himmelbett Sichtweite auf einen Flachbildschirm hatte. Ich hätte da unten sein müssen. Wieso hatte Jason nur mich ausgesucht? Ich rappelte mich auf und betrachtete die beiden toten Körper, die in diesem Moment weggebracht wurden. Wieso hatte ich Jasons scheiß Plan eigentlich zugestimmt? Ich ging in die Küche und machte mir einen Kakao. Ich erschrak über mich selbst, dass ich das für so selbstverständlich nahm. Ich sah aus dem Fenster. Mädchen in meinem Alter wurden in eine Reihe getrieben. Ein Mann zündete mit einem Flammenwerfer irgendeinen langen Eisenstab an, ich konnte nicht genau erkennen, was es war. Dann drückte der Typ einem blonden Mädchen den brennenden Stab auf die Schulter. Sie schrie vor Schmerz auf und hielt sich die Schulter. Ich sah ihr Fleisch, was unter der Haut lag. Das Fleisch war in Form einer 15 freigelegt. Ein Brenneisen. Nach und nach wurden alle Mädchen gebrandmarkt. Wenn Jason mich nicht hochgeholt hätte, wäre ich jetzt da dabei.

15 MilliardenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt