Professionelle Hilfe

20 6 0
                                    

Tomoko:

Ich skypte noch etwas mit Jojo und dann ging ich schlafen. Das Training und die Nachhilfe waren anstrengend genug für einen Tag. Und dann auch noch eine hyperventilierende Pia. Eindeutig genug für heute. Aber ich musste Sam und John verkuppeln. Das wäre dann Jam... ne das ist Marmelade in Englisch. Das ist doof. Also Sohn ... Son ... Sonne! Das war es. Vor allem da Sam immer in Schwarz herum lief. Vielleicht trug er ja gelbe Boxershorts oder T-Shirts. Sonne musste aktiv werde!

Samstags wachte ich immer mit einem Lächeln auf. Das war schon immer so. Ich schnappte mir mein Handy und schickte Jojo das übliche Samstagmorgen-Gute-Laune-Grinse-Bild. Dann guckte ich in dem Klassenchat nach, was da so abging: Ashley und Amber, die Zicken in unserer Klasse, lästerten schon wieder über etwas komisches ab; unwichtig! Amber und Ashley schmissen eine Party; unwichtig! Sam wollte zu der besagten Party gehen; unwi - ... extreme wichtig! Ich musste da irgendwie hin! Doch alleine konnte ich doch nicht einfach auf eine Party von Ashley und Amber gehen. Pia konnte ich aber nicht mitnehmen. Die würde die ganze Zeit Sam belegen und dann könnte ich nicht mit ihm reden. Traurig. Oh, eine Nachricht von John. Anklicken!

John:

Kommst du heute Abend zu dieser Party von Tristan?

Tom:

Wer ist Tristan?

John:

Der große Bruder von einer der Tussen aus deiner Klasse

Tom:

Hab vor. Will nur nicht alleine hin.

John:

Liebste Tom, willst du mich, den hier anwesenden John soundso, zu der Party heute Abend begleiten?

Tom:

Ja ich will.

Dann wäre das wohl auch geklärt. Perfekt. Mit Elan schwang ich mich aus meinem Bett und schlüpfte in meine Häschen-Pantoffeln. Ich schlappte mit ihnen zum Frühstück, danach musste ich mir das passende Outfit für heute Abend heraussuchen. Es sollte schon so sagen "Hey", aber nicht "Hey – willst du was von mir? Ich gebe es dir!" Ok, ich habe eindeutig Probleme. Seit wann machte ich mir über Klamotten Gedanken? Ich musste mir unbedingt etwas Normalität abholen und da hilft nur eines: Ein Telefonat mit Jojo. Sie verstand mich einfach. Ich setzte mein Headset auf und verband es mit meinem Handy. Jetzt nur noch Jojo anrufen und die Welt würde endlich wieder etwas Normalität zurückgewinnen.

"Hat die das Skypen gestern nicht gereicht?", fragte Jojo neckisch, als sie den Anruf entgegennahm.

"Doch. Eigentliche will ich gar nicht mit dir reden, aber es gibt tiefgreifende Probleme in meinem Leben. Da bist du einfach die Beste, wenn es darum geht meine Probleme zu beheben. Ich weiß, dass ist wirklich unter aller Kanone", stieg ich auf ihre Frotzeleien ein.

"Dann lass mich, als professionelle Psychologin, deine Probleme lösen."

Ich fing an die Entwicklungen von gestern und heute zu erzählen. Auch wenn ich ihr eigentlich gestern schon alles erzählt hatte. Aber egal.

"Ja, das ist natürlich weltzerstörend. Eine Klamottenfrage... Wieso lebst du noch?", gab Jojo ihre professionelle Meinung ab.

"Ich bin schon fast am Verwesen. Die Klamotten verdecken da auch nichts mehr." Ich versuchte einen möglichst leidenden Ton in meine Stimme zu bekommen, aber der lachende Unterton wollte einfach nicht mehr verschwinden.

Nach einer Stunde Beratungen ihrerseits und Verzweiflung meinerseits, hatte ich endlich das passende Outfit. Es sagte einfach nur "Hey". Das reichte mir ja vollkommen.

Den restlichen Vormittag brachte damit zu, ein Sonne-Shipping-Bild zu zeichnen im Anime-Style. Es wurde echt niedlich.

Der Rest des Tages ging dann für das Fertigmachen drauf. Ich wusste, warum ich sonst eigentlich keine Partys besuchte. Das war einfach viel entspannter. Aber heute hatte ich eine Mission. Mission Sonne! Ich war also in Gottes Namen unterwegs. Ich schnappte meine Handtasche und packte da das Nötigste hinein. Mein Handy, eine Powerbank, Tampons, Mädels Kram halt. Da klingelte auch schon die Tür. Wie versprochen war es John, der mich abholen wollte.

"Bin dann mal weg", rief ich in die leere Wohnung hinein. Ja, es machte keinen Sinn, aber alles machte Sinn, wenn man es mit Schokokuchen erklärte.

Lauter VerwirrungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt