Träumereien

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John:

Eine sehr wütende Tom kam auf mich zu gestapft. Sie sah irgendwie deformiert aus. Grinsend sah ich sie an. Sie sagte einfach nur: "John, wir reisen ab!" Das war eine so klare Ansage, dass ich mich irgendwie nicht wehren konnte. Also nickte ich nur kurz. Mit einem letzten Blick auf Sam, der auf dem Sofa saß und an einem Joint zog. Genau in dem Moment, wo ich zu ihm blickte, stieß er den Rauch wieder aus. Seine eisblauen Augen verfingen sich für einen Moment in den meinen. Meine Atmung beschleunigte sich. Ich wäre den Rest meines Lebens so stehen geblieben, wenn Sam seinen Kopf nicht weggedreht und Tom gleichzeitig an meinem Arm gezogen hätte.

"Hör auf zu starren und fahr mich lieber nach Hause. Ich will duschen und endlich aus diesen zu kleinen Sachen heraus." Mit diesem lieben und einfühlsamen Satz werde ich aus meinen Tagträumen gerissen, in denen eisblaue Augen eine wesentliche Rolle spielten. Vielleicht auch weiße Over Ears und ein schwarzer Hoodie. Ich schüttelte kurz meinen Kopf, um ihn zu entSamisieren. Ich ging schließlich zu meinem Uraltauto, ein alter Käfer mit dem Namen Gotthilf, und schloss es auf. Tomoko setzte sich auf den Beifahrersitz und sah mich scharf an, als ich mich auf den Fahrersitz fallen ließ.

"Abgesehen von Sam bist du nicht betrunken oder?" Etwas erstaunt blickte ich sie an. "Ich trinken? Siehst du hier rosa Einhörner?" Ich sah zu ihr und musste losprusten. Ich hatte ihre wunderschöne Unterwäsche vergessen.

"Wie bist du eigentlich an diese Prachtexemplare von Kleidungsstücken gekommen?", fragte ich sie immer noch mit einem fetten Grinsen im Gesicht.

"Das ist eine lange, feuchte Geschichte. Die Kurzfassung: Amber liebt es, Menschen zu bekleckern und mich zu hassen."

"Das ist alles?"

"Das ist alles", bestätigte sie kurz angebunden.

Ich kannte sie inzwischen gut genug, um zu wissen, dass das nicht alles war.

"Klar. Träum weiter, Einhörnchen", neckte ich sie.

Nachdem ich dann doch nicht unter ihrem Todesblick gestorben war, setzte ich sie zu Hause ab. "Komm gut nach Hause!", rief sie mir noch zu, bevor nur noch ich und die Musik da waren. Welche Musik Sam wohl hörte? Mit seinen Kopfhörern... Ich versuchte, mich auf die Straße zu konzentrieren. Ein Unfall wäre jetzt dezent ungünstig. Im wahrsten Sinne des Wortes. Trotz meiner guten Vorsätze konnte ich mich nicht wirklich auf den Straßenverkehr konzentrieren. Dabei summte ich bei den Liedern im Radio mit und dachte immer wieder an dieses fantastische Eisblau. Klar wie Kristalle. Was er jetzt wohl gerade machte? Plötzlich fiel mir auf, dass ich an meinem Haus vorbei gefahren war. Ich legte den Rückwärtsgang ein und düste zurück. Mit quietschenden Bremsen blieb ich dann schließlich vor der Einfahrt stehen.

Kaum lag ich im Bett, war ich natürlich wieder hellwach, denn meine Gedanken wanderten wieder zu der Gestalt in dem schwarzen Hoodie. Die weißen Kopfhörer. Das Blau der Augen. Wieso? Ich verstand mich selbst nicht mehr. Ja, zugegeben das habe ich noch nie getan, aber meistens immerhin so ein bisschen. Doch jetzt gar nicht mehr. Ich habe ihn nur einmal kurz von hinten gesehen und einmal von vorne, wie er gekifft hat. Hallo, kiffen war doch noch nie mein Ding und noch weniger stand ich auf Leute die es taten. Aber es gibt ja bekanntlich für alles ein erstes Mal. Trotzdem war es einfach nur super unlogisch! Ich stöhnte frustriert in mein Kissen. Warum, warum, warum?

Nach einigen Minuten stand ich wieder auf. Ich fühlte das Bedürfnis richtig kitschig zu sein, so setzte ich mich auf meine überdimensionale Fensterbank und schaute in den leider wolkenverhangen Himmel. Die Stadt war sowieso zu hell, um selbst ohne Wolken etwas hätte sehen zu können. Um mein Kitschbedürfnis noch weiter auszuleben, zog ich meine Beine an die Brust, legte mein Kinn auf meine Knie und seufzte. Ich bemerkte nicht wie ich einschlief. In meinen Träumen trug ich einen schwarzen Hoodie mit einer großen gelben Sonne auf der Brust. Dazu hörte ich Heavy Metal aus meinen weißen Over Ears. Blaue Augen schwebten unaufhörlich an mir vorbei.

Als ich wieder aufwachte lagich sehr unbequem auf dem Boden. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass esnoch viel zu früh war, um wach zu sein. Ich schlurfte müde zu meinem Bett undließ mich hinein plumpsen. Dabei fiel ich auf mein eines Auge. Knapp über derAugenbraue tat es weh. Ich tapste mit meinem Finger dahin. Es war klebrig. Dochbevor ich mich weiter mit diesem Zeugs beschäftigten konnte, war ich wieder ineinem traumlosen Schlaf versunken.

Lauter VerwirrungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt