Protokoll

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Ich saß mal wieder auf dem Mädchenklo fest. Mein Magen hasste mich echt. Kaum war ich fertig, ging die Tür auf und die Klogang kam rein. Die Klogang bestand aus Sydney und Yasemin.

"Sydney, wie konntest du mir das antun?", fragte Yasemin. Sie klang sehr verletzt und wütend.

"Bitch! Was ist dein Problem?"

Es sah ganz so aus, als würden sich die zweimal wieder streiten. Gespannt lauschte ich, denn das war meistens interessant.

"Was mein Problem ist, fragst du das wirklich?!" Yasemin klang sehr aufgebracht.

"Ja!"

"Du natürlich, mit deiner grässlichen Visage!!!", zickte Yasemin immer weiter. Dieses Gespräch konnte einfach nur besser werden.

"Jetzt bin ich das Problem?!" Man hörte quasi, wie Sydney einen kurzen Blick in den Spiegel warf. "Was kann ich denn dafür, dass er dich nicht will?" Er? Es ging also um einen Jungen. Ich hoffte wirklich für mich, dass das mal ein anderer war, als immer nur dieser eine. Sonst wäre mein Klogang der schlimmste von allen meinen vielen, bisherigen Klogängen. "Hast du überhaupt schon mal in den Spiegel geschaut." Ah, die Retourkutsche, weil gerade keine besseren Argumente und Beleidigungen in diese Situation passten...

"Ich bin hier nicht das Problem, wenn du, Atom-Arschgeige, immer so aufreißende Sachen anziehst und mit Schminke deine Makel versteckst, kann ich doch nichts dafür!", echauffierte sich Yasemin, die wahrscheinlich auch gerade in den Spiegel blickte. So stark hatten sich die zwei seit dem Schulball vor einem Jahr nicht mehr gestritten. Grinsend lauschte ich dem weiteren Gesprächsverlauf. Und da sollte noch einmal jemand sagen, dass Mädels nur alleine auf Klo gehen sollten. Denn diese Klo-Gespräche waren einfach die Besten. Inzwischen war die Klogang in den anderen zwei Kabinen verschwunden.

"Süße, darf ich dir mal einen Tipp geben", an dieser Stelle baute Sydney eine wohlgesetzte Kunstpause ein, "wenn du hier nicht untergehen willst in dieser Flut an Frauen solltest du dir mit deinem Aussehen mal Mühe geben und dir nicht immer das Schönste aus der Alt-Frauen-Boutique raussuchen." Yasemin keuchte kurz vor Unglauben auf. Einen Moment lang fürchtete ich, dass dieser Zickenkrieg sich in einen Zickenkampf umwandelte und die zwei anfingen sich zu prügeln, wie auch immer das durch eine Wand gehen soll, doch Yasemin antwortete nur verletzt: "Sam war mein, und jetzt hat er dich gefragt, ob du mit ihm zum Abschlussball gehen willst." Ich ließ enttäuscht meinen Kopf gegen die Klotür knallen. Warum hatte ich noch Hoffnungen, dass irgendjemand in dieser vermaledeiten Schule mal über etwas anderes redete als Sam. Ich verstand einfach nicht, was an Sam so toll sein sollte. Er ist quasi der Klischee-Badboy aus jeder x-beliebigen Geschichte von Wattpad auf dieser Schule.

Sydney und Yasemin hatten anscheinend meinen enttäuschten Ausbruch nicht bemerkt, denn Yasemin redete einfach weiter: "Ich dachte ... du wärst meine beste Freundin." Es klang schon fast weinerlich, verzweifelt. Verächtlich schnaubte ich auf.

Sydney klang jetzt genauso heulig wie Yasemin: "Also das ist dein Problem."

"Ja, du Genie ... ich frag mich wirklich wie du es in Mathe auf eine zwei geschafft hast." Der letzte Satz klang etwas neidisch. Interessant.

"Aber er hat mich doch nur gefragt, weil unsere Mütter gute Freunde sind und er noch keinen Tanzpartner hatte. Darauf habe ich ihm aber deine Nummer weitergeleitet. Da ich ja wusste, dass du auf ihn stehst", Sydney wirkte doch tatsächlich enttäuscht. Aber ich war die Entäuschteste hier. Immerhin hatte ich eine wirklich gute, brandneue Story erwartet und stattdessen bekam ich hier einfach diese uralte Kamelle aufgetischt, über die sich schon die ganze Schule lustig machte. Argh!

"Oh nein, echt? Jetzt?" Eine überraschte Yasemin klang eigentlich wie die heulige, wenn mal so darüber nachdachte.

"Klar, du bist doch meine beste Freundin!" Igitt, es klang einfach kitschig. Und ja, ich hatte definitiv einen schlechten Tag mit sehr viel schlechter Laune.

"Das tut mir jetzt alles leid!" In ihrer Stimme schwangen doch tatsächlich Tränen mit. Mich schüttelte es leicht.

"Sei still und komm her."

Es gingen drei Klotüren auf. Aus zwei kamen zwei sich soeben versöhnte beste Freundinnen sie fielen sich tränenreich in die Arme. Dabei flüsterte Sydney: "Du bist auch meine beste Freundin."

Aus der dritten Tür kam jedoch ich gestürmt und drängtemich wütend zwischen denen durch. Es hätte wirklich schön werden können. Man ey

Lauter VerwirrungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt