Draco Malfoy

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Name: Megan McCarthy

„Hey McCarthy! " Genervt verdrehte ich meine Augen. Was wollte Zabini denn schon wieder? „Was?" Zischte ich und machte mir nicht einmal die Mühe aufzusehen. Blaise Zabini wollte die ganze Zeit irgendetwas. Er mochte es einfach nicht, nicht beachtet zu werden, was zu 99 Prozent alles war was ich den ganzen Tag machte. Ich interessierte mich einfach nicht dafür. Ich interessierte mich nicht für die anderen Schüler hier, die dachten sie wären ach so wichtig und die immer meinten sich unter Beweis stellen zu müssen. Mich interessierte ihr nerviges Gequatsche über die anstehenden Prüfungen, die Lehrer und über ihr Leben nicht. Alles was ich wollte, war in Ruhe gelassen zu werden. War das denn wirklich so schwer? „Jetzt warte doch mal!" Hörte ich Zabini hinter mir hecheln der vergeblich versuchte mir schrittzuhalten. Dank meiner langen Beine die aus meiner recht großen Statur resultierten, schaffte ich es fast alle in Hogwarts einfach abzuhängen. Und das hatte ich auch mehr als bitter nötig, denn um zu ignorieren war doch die beste Methode so schnell wie nur möglich von einem Ort Abstand zu nehmen, an dem man angesprochen wurde. „Man, hast du ein Tempo drauf!" Meldete sich Zabini wieder japsend zu Wort, der inzwischen neben mir her hechtete. Selbst mich amüsierte es leicht, dass der sonst so gefühlslose und coole (seine Definition von cool natürlich) Slytherin sich so abwetzte um mir hinterherzukommen. Aber natürlich zeigte ich ihm das nicht. Also zuckte ich nur teilnahmslos mit den Achseln und beschleunigte meine Schritte etwas mehr, was auch meine Atmung schneller werden ließ. „Was versprichst du dir davon, immer vor allem wegzurennen Prinzessin?" Fragte Zabini schließlich und ich konnte seinen durchaus interessierten Blick auf mir spüren, den er schamlos über meinen Körper gleiten ließ. Ich biss mir auf die Zähne um nicht laut zu seufzen, die Augen zu verdrehen oder genervt loszuschreien. Denn das wäre genau was er wollte: Eine Reaktion. Und sobald er die bekam, würde ich ihn nie wieder loswerden. Schon fast verzweifelt nach einem Ausweg sah ich mich um. Nichts. Keine kleine Gasse, in die ich scharf abbiegen konnte, kein Zimmer in dem ich mich verbarrikadieren konnte. Ich biss mir leicht auf die Zunge. Auf Hogwarts sollte doch alles möglich sein, oder? Warum gab es gerade dann wenn man ein Zimmer oder einen verlassenen Gang brauchte, gerade diese nicht? „Ach komm schon McCarthy! Selbst du musst manchmal deinen wunderschönen Mund öffnen und ich bin mir sicher, dass da nicht einmal etwas Dummes rauskommen würde." Ich verdrehte innerlich meine Augen. Nicht nur, dass er mir auf die Nerven ging, jetzt kam auch noch die Tour. Mich mit Komplimenten zum Reden bringen zu wollen, lächerlich. Vielleicht klappte das bei seinen unzähligen anderen Mädels, aber selbst er sollte inzwischen begriffen haben, dass ich nicht zu der Sorte Typ gehörte, die kichernd, lästernd und dumm plappernd mit ihren Freundinnen in einer Ecke stand. „Vielleicht ist es ja gerade das. Du denkst dass du zu gut für uns bist, aber selbst du wirst doch wohl mal auf zwischenmenschliche Interaktion zurückgreifen müssen, oder?" Erneut biss ich mir auf die Zunge. Wie schwer konnte es schon sein mein Schweigen zu verstehen? Anscheinend war Zabinis Horizont einfach nicht weit genug um zu verstehen, dass manche Leute wirklich auf dieses sinnlose Gequatsche und vor allem auf alles was etwas mit ihm zu tun hatte, verzichten konnten, oder eher darauf verzichten wollten. Gerade als Blaise dazu ansetzte, weiter zu reden, nahten wir uns meiner Rettung. Oder die Rettung nahte wohl eher uns. Ich vernahm leise Stimmen, die immer näher kamen. Stimmen, die einfach unverkennbar waren. Einerseits war da das recht dümmliche Brummen das Crabbe von sich gab und ich wusste dass wo auch immer er war, Goyle auch da war. Dann vernahm ich noch ein hohes, aufgesetztes und äußerst nerviges Kichern. Pansy. Ich war mir sicher ich war die Einzige auf der Schule die ihr Gekicher als mehr als nervtötend, ja gar noch als Rettung ansehen konnte. Verzweifelte Situationen fordern eben verzweifelte Maßnahmen, was konnte man schon machen? Ich beschleunigte meine Schritte weiter, sodass ich bereits ein leichtes Stechen in meinen Oberschenkeln verspüren konnte, aber der Endspurt war es wert. Denn schon in den nächsten Sekunden bogen sie alle um die Ecke. Crabbe und Goyle, die kichernde Pansy. Zu meiner Überraschung jedoch, lief auch Malfoy eher gelangweilt neben ihnen her. Bisher hatte er nie einen sonderlich ruhigen Eindruck auf mich gemacht Vielleicht war er sonst immer viel zu sehr mit einen Prahlereien, dem Runtermachen von Erstklässlern, bevorzugt natürlich Gryffindors und dem Lästern über das goldene Trio beschäftigt. Aber selbst ihm, einem hervorragenden Selbstdarsteller und auch sehr kreativen Geschichtenausdenker, schien irgendwann der Stoff zum Prahlen und Lästern auszugehen, wenn auch nur vorrübergehend. Goyle, oder Crabbe ich konnte die Beiden noch nie richtig auseinander halten, wurde zuerst auf Zabini aufmerksam. „Blaise! Wir haben schon nach dir geschaut! Dachten eigentlich, du bist noch mit der McHollister beschäftigt, aber wie ich sehe bist du schon an der Nächsten dran." Meinte er mit einem bewundernden, aber unaufhörlich dummen Grinsen. Auch Malfoy hob seinen Blick und musterte mich mit einer Mischung aus Überraschung und Interesse. „Dran, aber nicht drauf." War sein trockener Kommentar und ich musste wirklich an mich halten um mir ein Lächeln zu verkneifen. Als schlagfertig hatte ich Malfoy bisher noch nicht eingestuft. Aber eigentlich konnte mir das ja auch egal sein. „Noch nicht." Zabinis Kommentar folgte schon sofort auf Malfoys Aussage, was mich dann auch wieder daran erinnerte, dass ich nun, solange sich mir die Chance noch bot, die Flucht ergreifen sollte. Ich richtete meinen Blick stur geradeaus und lief mit großen Schritten weiter, mein Ziel schon vor Augen. Denn wie erwartet hörte ich schon nach einiges Sekunden Zabinis Stimme: „McCarthy, warte doch mal!" Sicherlich nicht. Mein Herz füllte sich mit Erleichterung als ich endlich die zu dem Raum zugehörige Türe sah, in den ich verschwinden wollte und in den mir Zabini sicher nicht folgen würde. Er hatte bereits wieder mit mir aufgeschlossen, schien aber nicht rechtzeitig genug zu verstehen, was ich vorhatte. Somit bog ich nach links ab, öffnete die schwere Holztüre, die das bekannte Quietschen von sich gab, trat in den Raum ein und schmiss die Türe hinter mir zu. „Ein Mädchenklo? Wirklich? Ich hatte gedacht, du wärst nicht ganz so klischeehaft." Hörte ich Zabinis nervtötende Stimme dumpf durch die Türe dringen. „Megan!" Die Stimme eines jungen Mädchens drang an mein Ohr und ich schloss erleichtert meine Augen. Myrthe verließ ihr Klo zwar nur selten, aber ich war ihr so unglaublich dankbar dafür, dass sie gerade da war. Ich drehte mich um und lächelte das Mädchen an. Myrthe war wahrscheinlich die Einzige im und außerhalb des Schlosses, wenn auch nicht lebendige Person, für die ich ein ehrliches Lächeln aufbringen konnte. Klar, war sie manchmal, okay zugegeben oft nervig und aufdringlich. Aber sie hatte eine Sache an sich, die all das und noch mehr kompensierte. Und das war die Tatsache dass sie ein Geist war. Und Geister konnten nicht sterben. Das hieß so viel wie, dass es keinerlei Gefahr gab das ich sie verlieren würde. Und in Sachen verlieren hatte ich schon mehr als nötig eingesteckt. Das würde mir nicht noch einmal passieren. Myrthe schien schnell zu verstehen, warum ich hier war. Selbst wenn ich ihr ein Lächeln entgegen brachte, ich war so oder so keine sonderlich gesprächige Person, zu einem Kaffeeklatsch war ich also definitiv nicht gekommen. Myrthe zwinkerte mir zu und ich öffnete schon in dieser Sekunde die Türe erneut, vor der Zabini immer noch stand, in einer Pose die er vermutlich als besonders anziehend betrachtete. Er hatte sich, einen Arm an den Türrahmen gelehnt, so positioniert, dass er mit einem gespielt schüchternen Ausdruck zu mir aufsah. Alle anderen Mädchen hätten ihn wahrscheinlich sofort angesprungen, aber wiegesagt, ich war vor allem was diese Sachen anging, ziemlich eigen. „Ohhh" Myrthes helle, quietschige Stimme hallte durch den Raum und verebbte als sie raus und auf Zabini zu schwebte. „Ein Junge." Ein helles Quietschen entfuhr ihr, so hell dass ich mir sicher sein konnte dass diese Begeisterung nicht gespielt war. „Es passiert so selten, dass mich hier ein Junge besucht. Und dann auch noch so ein gutaussehender." Ich sah Zabinis arrogante Gesichtszüge schwinden, die purer Perplexität wichen. Sie schwebte neben ihn und neigte ihren Kopf, als ob sie ihn auf seine Schulter legte, nur dass das natürlich nicht wirklich möglich war. Ihr entfuhr ein Schnurren und sie sah verliebt zu Zabini auf. „Wenn du willst, kannst du auch gerne mit mir reinkommen." Zabini schien sich endlich zu fangen und schrak auf. Er sah Myrthe voll Ekel an und warf mir einen bösen Blick zu. „Zabini, ich wusste ja gar nicht dass du sogar was mit der maulenden Myrthe am Laufen hast." Goyle und Crabbe brüllten fast schon vor Lachen, als einer der beiden diese Worte grölte. Fast schon beschämt sah Zabini zu ihnen und wich einen Schritt zurück. Ich erhaschte einen Blick auf Malfoy, der mich mit einem kleinen aber schiefen Lächeln fast schon bewundernd musterte. Malfoy zeigte Emotionen? Was war denn jetzt los? Normalerweise beschränkten sich diese nämlich auf seine auffälligsten und nervigen Charakterzüge, dich ich schon zuvor erwähnt hatte. Blaise sah mich noch einmal fast schon enttäuscht an, zwinkerte mir jedoch anzüglich zu und meinte breit grinsend: „Das nächste Mal bist du mich nicht so schnell los, McCarthy, versprochen!"

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