Phase 1 - Tag 6

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Für heute sind keine Stunden vorgegeben. Wir können unseren Plan selbst zusammenstellen und das nochmal üben, wo wir denken, dass unsere Schwächen liegen. Morgen ist Prüfungstag. Ich werde auf jeden Fall ein bisschen Ausdauer und Kampfsport machen, da ich dort noch ein bisschen Übung vertragen könnte. Ja, der eine Tag wird es nicht mehr wirklich rausreißen können, aber ich werde mein Bestes geben.

Jetzt ist es kurz vor 6 Uhr morgens und ich bin schon wach. In einer Viertelstunde werden Drew und seine Gruppe abgeholt und zum Labyrinth geflogen. Niemand weiß, wo es sich befindet und auch die angehenden Agenten werden während des Fluges nichts sehen.

Ich muss immer noch an gestern denken.

Ich hatte bis jetzt nur einen Freund und war von ihm ziemlich enttäuscht worden. Nach zwei Jahren hatte er mich betrogen und danach hatte ich sofort Schluss gemacht und weder mit ihm noch mit dem anderen Mädchen jemals wieder Kontakt gehabt. Seitdem hatte ich mich auf keinen Jungen mehr eingelassen. June war damals für mich da und hatte mich aufgebaut. Da habe ich gemerkt, dass sie meine wahre beste Freundin ist.

Leise steige ich aus dem Bett um die anderen nicht zu wecken und ziehe mich um. Ich will mich von Drew verabschieden. Irgendwie ist er mir gestern ein bisschen ans Herz gewachsen. Das heißt nicht, dass nicht immernoch denke dass er ein komplettes Arschloch ist, doch er sollte wissen, dass ich ihm nicht mehr böse bin.

Ich schalte das Licht nicht an und gehe aus dem Zimmer. Ich weiß wo der Hubschrauberlandeplatz ist und schlage den schnellsten Weg dorthin ein. Der Platz ist in grelles Scheinwerferlicht getaucht und zwei schwarze Hubschrauber werden gerade mit Gepäck beladen. Alle tragen schwarze Klamotten und es wird nur leise geredet. Ich trete ins Licht und sehe Drew und seine Kumpels direkt neben einem der Hubschrauber stehen.

Als er mich bemerkt, zucken seine Mundwinkel nach oben und deuten ein Lächeln an.

"Hey",sagt er und zieht mich in eine Umarmung.

"Hey",erwidere ich, drücke mich jedoch aus seinen Armen heraus. Klar, ich habe gestern wohl eine andere Seite an ihm kennengelernt, aber Freunde sind wir deswegen noch lange nicht.

"Danke für alles. Ohne dich.. ich weiß nicht, ob ich dann jetzt hier stehen würde. Und es tut mir leid, ich war wohl wirklich nicht besonders nett zu dir."

"Ist schon in Ordnung. Aber du kannst eine Revanche erwarten!" Er lacht und die angespannte Stimmung entspannt sich ein bisschen.

"Kommst du kurz mit?",fragt er und nimmt meinen Arm. Ich folge ihm zum Rand des Platzes, dort wo das Licht nicht hinkommt.

"Cat, das was ich gestern gesagt habe..."

"Du warst betrunken, ich versteh das. Schon vergessen",falle ich ihm schnell ins Wort, um ihm die Peinlichkeit zu ersparen. Ich will eigentlich nicht wirklich darüber reden.

"...ist wahr. Das war nicht, weil ich betrunken war. Aber da hatte ich einfach den Mut es dir zu sagen. Ich mag dich."

Wohl eher peinlich für mich..

Ich werde rot.

"Drew, ich..", doch weiter komme ich gar nicht, denn er legt seine Hände in meinen Nacken, zieht meinen Kopf zu sich heran und drückt sein Lippen auf meine.

Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll. Das geht alles viel zu schnell. Ich will den Kuss nicht erwidern, doch es fühlt sich irgendwie gut an und ich ziehe meine Kopf auch nicht zurück und so bewege ich meine Lippen einfach nicht und lasse nur das Gefühl auf mich einwirken.

"Drew!",reißt uns schließlich eine schneidende Stimme auseinander. "Komm, wir müssen los!"

Er streichelt mit den Fingerspitzen über meine Wange. Ich zucke zurück. "Ich muss los. Wir werden uns wiedersehen, okay? Ich werde mein Bestes geben." Mit diesen Worten dreht er sich um, lässt mich vollkommen verwirrt zurück und geht zu den Hubschraubern.


Ich kann mich überhaupt nicht konzentrieren.

Nathan macht mit mir einen kleinen Kampf und nach 20  Sekunden liege ich nach Luft schnappend am Boden. Ich kann mich an keinen der Grundschläge mehr erinnern und brauche mehrere Pausen.

"Was ist denn nur los mit dir?",fragt Nathan am Ende der Einheit.

"Keine Ahnung",lüge ich. Natürlich weiß ich, warum ich mich nicht konzentrieren kann. Dieses Arschloch dominiert alle meine Gedanken und geistert in jeder erdenklichen Situation um mich herum. "Ist einfach nicht so mein Tag heute."

"Aha..",erwidert er nur und gibt sich zum Glück mit dieser Antwort zufrieden.

Ausdauer klappt schon besser. Beim Joggen muss ich nur auf meine Atmung achten und kann meinen Gedanken gänzlich ausblenden und einfach mal abschalten. Auf der Bahn laufen noch ein paar andere und Eric und June gesellen sich irgendwann zu mir. Wir unterhalten uns während der letzten paar Runden, was uns allen leicht fällt, da wir uns immer mehr an das Laufen gewöhnt haben und langsam alle auf dem selben Niveau angekommen sind, was das Durchhaltevermögen anbelangt.

June und ich gehen zurück in unser Zimmer, denn wir wollen vor dem Abendessen noch duschen gehen. Eva und Ann sind wohl schon wieder hier, denn wir hören sie schon vom Gang aus schreien. Es hört sich an als würden sie streiten.

June öffnet die Tür und wir sehen die beiden, Ann oben am Ende der Wendeltreppe stehend und Eva auf ihrem Bett sitzend.

"Du hast sie wohl nicht mehr alle! Als ob ich dich fallen lassen würde!", schreit Ann von oben und krallt ihre Hände ans Geländer.

"Nein, du bist diejenige hier, die nicht mehr alle Tassen im Schrank hat! Ich hätte mich ernsthaft verletzen können!",erwidert Eva genauso laut und verschränkt  wütend die Arme.

"Ich habe alles richtig gemacht!"

"Hast du eben nicht, sonst wäre das Seil nicht aus dem Haken gerutscht!"

Ann hat Eva beim Klettern wohl nicht richtig gesichert. Irgendwie kann ich Eva verstehen. Sie hätte sich wirklich schwer verletzen können und das einen Tag vor der Prüfung wäre sie somit sicher aus C1 geflogen.

Die beiden brüllen sich weiter an und schmeißen sich Vorwürfe an den Kopf, während June und ich stumm unsere Handtücher nehmen und uns schnell ins Bad und somit aus der Gefahrenzone verziehen.

Beim Abendessen herrscht angespannte Stimmung an unserem Tisch. Nicht nur, weil Ann und Eva kein Wort mehr miteinander reden und sich völlig ignorieren, auch die Angst und Anspannung vor dem morgigen Prüfungstag drückt uns allen schwer aufs Gemüt.

Die Stimmung bessert sich nicht wirklich, als der Direktor und unsere drei Trainer eintreten.

"So!",ruft der Direktor und klatscht in die Hände. "Morgen ist Prüfungstag. Aufgeregt? Wie ihr wisst, werden zwei von euch uns schon verlassen müssen. Also gebt morgen euer Bestes. Geht zeitig ins Bett damit ihr morgen fit seid. Ihr werdet in Ausdauer, Fitness, Schwimmen und Kampfsportarten getestet. Morgen seid ihr bitte pünktlich um 7 Uhr hier in der Mensa. Dann werden die Trainer euch einteilen und ihr bekommt eure Tagespläne. Eure Ergebnisse werden euch noch am gleichen Abend mitgeteilt und packt schonmal alle eure Koffer. Die zwei, die rausfliegen, können dann sofort abreisen und die Übrigen werden in den Trakt der Phase 2 umziehen. Ich wünsche euch allen viel Glück morgen."

Wir klatschen halbherzig und machen uns auf den Weg in unsere Zimmer. Niemand redet, als wir alle die Schränke ausräumen und alles halbwegs ordentlich in unsere Koffer stopfen. Um 10 Uhr sind alle im Bett und nur Ann ließt noch ein bisschen im Schein einer Taschenlampe.

Ich drückte krampfhaft meine Augen zu und hoffe, dass mich die Müdigkeit doch noch übermannt, doch ich kann einfach nicht schlafen. Ich wälze mich hin und her, bis ich selbst dazu zu müde bin. Ich stelle mir im Halbschlaf noch schnell meinen Wecker auf 6 Uhr und erliege dann meinem Bedrürfnis zu schlafen.

Das wars mal wieder von mir :)

Was sagt ihr zu Cat und Drew? Würde mich echt mal interessieren :D Eigentlich ist er doch immer noch der Blödmann den wir alle hassen, aber irgendwie ist er doch auch ein kleines Schnuckelchen ;)

Und wer wird wohl rausfliegen? Doch hoffentlich nicht Cat? Oder vielleicht doch? Ab in die Kommentare mit eurer Meinung, ich bemühe mich, allen Kommentaren zu antworten!

Ich widme dieses Kapi @Schlumpffan, einfach wegen der vielen vielen Votes ♥

xo ronjaa

The Maze || 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt