27 | Realität

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Der Atem kommt mir stockend über meine Lippen, als ich ein Klingeln höre. Mein Handy lege ich zögernd aufs Bett. Während ich mit schnellen Schritten nach unten gehe, bin ich innerlich unendlich froh, dass niemand von meinen Eltern zu Hause ist.

Ein erneutes Klingeln reißt mich aus meinen Gedanken. Ich hebe langsam, wenn auch zögernd meine Hand und öffne die Türe.

,,Y/n", Jimins Stimme ist tiefer als sonst und sein Gesicht ist ernster denn je. Ich schlucke nur langsam und mache keine Anstalten ihn reinzulassen. Mit einem Male übermannt mich ein benommenes Gefühl und ich kann nicht verhindern, dass meine Lippen anfangen, verräterisch zu kribbeln.

,,Was willst du?", frage ich ihn so ruhig und gelassen, wie ich kann.
Es bringt mir jedoch nicht viel, da meine Körperhaltung und mein Gesichtsausdruck vieles über meine jetzigen Gefühle preisgeben.

,,Ich will reden. Kann ich rein?", fragt mich Jimin schlicht und schaut dabei kurz über meine Schulter.

,,Nein", antworte ich sofort und Jimin seufzt leise.

,,Mir ist aber verdammt kalt", erwidert er und ich bemerke erst jetzt, dass er nur einen dunklen Pullover trägt. Verbissen trete ich zur Seite und lasse ihn rein.

Ich schließe stumm die Türe hinter uns und sehe Jimin mit verschränkten Armen zu, wie er seine Schuhe auszieht und dann zu mir schaut.

,,Ins Wohnzimmer oder in dein Zimmer?", fragt mich Jimin, während er gelassen eine Augenbraue hebt.

Dieser Idiot.

,,Ins Wohnzimmer ", antworte ich knapp und Jimin nickt. Ich gehe an ihm vorbei und schalte das Licht im Wohnzimmer an. Jimin ist der erste von uns beiden, der sich aufs Sofa fallen lässt.

Sofort muss ich an das Szenario von letzter Woche denken. Mein Puls beschleunigt sich mit einem Mal und ich kann nicht anders, als hier vor ihm herum zu stehen und meine Arme langsam zu entknoten.

,,Willst du dich nicht setzen?", fragt mich Jimin teils überrascht. Ich blicke zu ihm und ziehe nur genervt meine Augenbrauen zusammen.

,,Nein, das will ich nicht", sage ich kalt.

,,Y/n", Jimin seufzt unerwartet wieder und steht mit einem Ruck auf.
Ich schaffe es nichtmal einen richtigen Schritt nach hinten zu gehen, als Jimin genau vor mir steht.

,,Warum machst du es uns so schwer?", fragt mich mein Gegenüber leise. Seine Gesichtszüge sind mittlerweile weicher geworden und etwas, wie Mitgefühl huscht über sein Gesicht.

Ich presse meine Lippen kurz zu einer dünnen Linie zusammen und atme dann angestrengt aus.

,,Ich will dir nur Nachhilfe geben und du machst einen ganzen Trubel raus, Jimin", erkläre ich und sehe, wie sich eine kleine Falte zwischen seinen Augenbrauen bildet.

,,Wir haben und geküsst. Okay", ich verdrehe kurz meine Augen, um zu signalisieren, dass es mir egal ist, ,,aber das war's auch schon."

Es herrscht für eine kurze Weile stille und es kommt mir nach geraumer Zeit verdächtig vor, dass Jimin schweigt. Seine Augen haften sich genau in meine und er sieht so konzentriert aus, dass ich seinen Blick ausweichen muss.

,,Warum hast du den Kuss damals erwidert, Y/n?", höre ich ihn fragen.
Ich beiße mir leicht auf die Unterlippe und blicke immer noch über all hin, nur nicht zu ihm.

,,Ich..weiß es nicht, okay?", sage ich mit Nachdruck. Irgendwie wird mir das gerade zu viel weshalb ich eine großen Bogen um Jimin mache und zur Glastüre gehe, von welchem man einen guten Ausblick zum Garten hat.

Ich atme leise aus und fluche dann leise. ,,Jimin, kannst du es nicht einfach lassen?", ich fahre mir energisch durch die Haare und höre, wie er augenblicklich auf mich zukommt.

,,Wie denn? Ich kann das jetzt nicht so fallen lassen. Diese Situation meine ich", höre ich ihn antworten.
,,Und dich."

Ich schnaube nur leise, obwohl ich wegen seinem letzten Satz, ungemeine Gänsehaut kriege und drehe mich in einer Achse zu ihm.

,,Lenk dich ab, verdammt. Geh wieder mit Jen aus", schlage ich vor und Jimin lacht nur verächtlich aus.

,,So denkst du also von mir? Ich bin nicht so, wie alle denken. Ich bin auch nur ein Mensch mit Gefühlen. Ich kann doch nicht einfach mit einem anderen Mädchen ausgehen, wenn ich doch was mit einem anderen Mädchen— dir, zu klären habe", wirft Jimin ein und klingt fast schon vorwurfsvoll. Seine Hände sind zu Fäusten geballt und seine Kiefer leicht angespannt.

Sofort keimen sich Schuldgefühle in mir auf und ich bereue es, diese Worte gewählt zu haben.

,,Es tut mir leid, Jimin, ich wollte nicht—", setze ich viel zu leise an, aber mein Gegenüber unterbricht mich, indem er seinen Kopf leicht schüttelt.

,,Ach, Vergiss es", murrt Jimin nur leise und geht sich anschließend durch seine dunklen Haare. ,,Ich hätte dich nicht bedrängen sollen, mit der Wahrheit rauszurücken, es tut mir leid."

,,Okay", ist alles, was ich über meine Lippen bringe.

Jimin räuspert sich dann und nickt leicht zur Türe. ,,Ich geh dann, Ja? Wir sehen uns morgen", er versucht ein Lächeln, welches jedoch sehr gezwungen gezwungen wirkt.

Er hat gerade vor, sich mit dem Rücken an mich zu wenden, als mein Körper von alleine reagiert und mein Arm nach seiner Schulter greift.

,,Ich war nicht ganz ehrlich", gestehe ich und merke, wie mir allmählich immer wärmer wird.

Jimin verharrt sofort in seiner Bewegung und dreht sich langsam, aber bestimmt, mit überraschtem Gesichtsausdruck zu mir, während ich meinen Arm sinken lasse.


,,Wie meinst du das, Y/n?"

Ich blinzle unbeholfen und atme derweil leise aus. ,,Ich schätze, dass ich doch etwas für dich übrig habe, Jimin", sage ich ruhig und Jimins Augen weiten sich sofort— wenn auch nur kurz.

,,Und ich verstehe dich, wenn du mich jetzt hasst, aber..ich hatte Angst, das ist—"

,,Wie könnte ich dich hassen?", unterbricht mich Jimin und seine Mundwinkel zucken ganz leicht. Ich schließe überrascht meinen Mund und verschränke meine Hände miteinander, da ich zurecht nicht weiß, was ich jetzt tun soll.

,,Du bist echt anstrengend, weißt du das? Bei dir weiß man nie, was du als nächstes tust, Y/n", entgegnet Jimin und ich zucke nur zögernd mit den Schultern.

,,Du hast also was für mich übrig, hm?", ein amüsantes Lächeln umspielt seine nun Lippen und ich kann nicht anders, als mir leicht auf meine Unterlippe zu beißen, mit dem Vorwand, nicht zu lachen.

,,Lächle ruhig, ich habe nichts dagegen", fügt Jimin hinzu und zieht mich unerwartet zu sich.

,,Woah, ein Moment bitte", gebe ich von mir, als ich seine Hände unerwartet auf meiner Taille spüre.
Um etwas Platz zu schaffen, lege ich meine Hände aus seine Brust.

Mir verschlägt es mit einem Male fast die Sprache, als meine rechte Hand auf seiner linken Brust Hälfte liegt und ich spüre, wie schnell sein Herz schlägt.

,,Mache ich dich gerade wirklich nervös?", frage ich ihn langsam. Nicht aus Spaß, sondern teils aus Faszination, da mich der Gedanke, überrascht. Jimin schaut langsam zu meiner rechten Hand runter— von sich aus— und blickt dann vielsagend zu mir.

Und dann grinst er.


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CLUELESS | p.jm x Reader ✔︎ [texting]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt