28 | Realität

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Ich habe grade vor meinen Spind zu schließen und mich dann umzudrehen und nach Hause zu gehen, als jemand von weitem meinen Namen ruft. Mir gefriert augenblicklich das Blut in den Adern, als ich beim Umdrehen erkenne, dass Jimin auf mich zugelaufen kommt.

Seine Haare sitzen in einer wuscheligen Form auf seinem Kopf und seine Wangen sind leicht gerötet, als er schweratmend vor mir steht.
Ich spüre jetzt schon alle Blicke auf mir und traue mich erst gar nicht, woanders hinzuschauen.

,,Wir hatten einen Deal, Jimin", sage ich ganz leise. Mein Gegenüber atmet nur laut aus und greift sanft nach meiner Hand.

,,Wir müssen reden", sagt er sofort, meine Aussage von vorhin komplett ignorierend. Er schleift mich fast schon mit sich und ich befinde mich Sekunden später im hinteren Teil der Schule.

Jimin blickt fast schon panisch hinter sich und atmet gelassen aus, als er signalisiert, dass uns niemand verfolgt hat. Er wendet sich dann an mich und studiert für einen kurzen Moment meine Gesichtszüge.

,,Okay, du bist definitiv angepisst, Kang Y/n", schlussfolgert Jimin und ich antworte erstmal nicht. Ich blinzle stattdessen nur und verschränke dabei meine Arme vor meinen Oberkörper, während ich meine Beine überkreuze und mein Gewicht auf das andere Bein verlagere.

,,Angepisst wäre untertrieben", fügt Jimin hinzu, als er realisiert, dass sich mein Gesicht kein bisschen regt.
Er fährt sich dann nun seufzend durch seine dunklen Haaren und leckt sich anschließend kurz über seine Unterlippe.

,,Ich weiß, dass wir einen Deal hatten und die meisten Schüler jetzt denken, dass wir etwas miteinander haben, aber ich brauche deine Hilfe, Y/n", erklärt Jimin und klingt fast schon verzweifelt. Da ich ihn noch nie so gesehen habe, lockere ich meine Körperstatur etwas und ziehe verwirrt meine Augenbrauen kurz zusammen.

,,Worum gehts?", ist das erste, was ich sage und Jimin atmet erleichtert aus.

,,Du sagst auch endlich mal wa—"

,,Worum gehts?", hake ich mit Nachdruck nach. Jimin verstummt sofort und scheint zu verstehen, dass ich gerade in einer ungeduldigen Verfassung bin.

,,Jen. Hwang Jen", ist alles, was er zu sagen braucht und mein Puls beschleunigt sich sofort.

,,Was ist mit..ihr?", ich verliere mit einem Male meine kühle Maske und klinge zögernder denn je.

,,Meine Eltern wollten mit mir auf eine Veranstaltung und denken immer noch, dass ich mit Jen zusammen bin und ich kann besonders meinem Vater nicht sagen, dass wir getrennt sind. Meine Eltern mögen dich..und jetzt kommst du irgendwie ins Spiel", sagt Jimin und eine dunkle Vorahnung, keimt sich langsam in mir auf.

,,Würdest du..anstelle von Jen, mit mir dahin gehen?", seine Stimme ist zögernder denn.


Ich wünsche mir sehnlichst, dass er mich anders gefragt hätte. Vielleicht ist es nicht seine Absicht gewesen, für mich jedoch, kommt diese Frage verdammt falsch rüber und es verletzt mich— obwohl ich mir das nicht eingestehen will.

Ich seufze schwer und gehe fast schon müde mit meiner Handfläche über meine Stirn. Und dann schüttele ich langsam meinen Kopf, ehe ich mit fassungslosem Gesichtsausdruck zu Jimin schaue. Er erwidert meinen Blick, mit verwirrten Gesichtszügen, bis ich an ihm vorbeigehe und es nicht auslasse, dass meine Schulter extra mit Seiner kollidiert.

,,Y/n", höre ich ihn sagen, aber ich gehe weiter. Meine Schritte werden schneller und ich habe Mühe damit, mich davon abzuhalten, stehen zu bleiben.

,,Es tut mir leid!", höre ich ihn hören. Seine Stimme hallt über den ganzen Flur und ich bin unendlich froh, dass in diesem Abteil, keine Menschenseele ist. Ich gehe weiter, bis ich fast schon die große Glastüre erreiche, welche mich zum Hauptgebäude der Schule führt.

,,Du kannst nicht immer davonlaufen, verdammt!", ruft Jimin nun noch lauter, was dazu führt, dass ich abrupt stehenbleibe. Mein Herz klopft mir bis zum Halse und spanne meine Kiefer leicht an, ehe ich mich umdrehe und mit angepissten Gesichtsausdruck zu Jimin gehe.

Er hat seine Augenbrauen ebenfalls zusammengezogen, und sieht mit einem Male ziemlich ernst aus.

,,Ich laufe nicht weg, Park Jimin", zische ich schon fast, ,,Ich habe einfach keine Lust drauf, ein Ersatz für Jen zu sein, um mit dir auf diese beschissene Veranstaltung zu gehen."

,,Du bist kein Ersatz, Y/n", sagt Jimin sofort und die Falte zwischen seinen Augenbrauen verschwindet— aber ich lache, als Reaktion, auf seine belanglose Antwort, verächtlich auf.

,,Ich meine es ernst", sagt er nun leiser und ich nicke nur langsam— verstehend.

,,Und ich ebenfalls", stelle ich klar und hebe meine Hand, um meinen Zeigefinger auf seine Brust zu legen.
Ich trete einen kleinen Schritt näher an ihn heran, und muss zu meinen Gunsten etwas meinen Kopf in den Nacken legen.

,,Ich bin nicht eine von Diesen, verstanden?", ich tippe bei jedem Wort auf seine Brust und schaue dabei genau in seine Augen, um zu signalisieren, dass ich es ernst meine.

,,Das weiß ich", erwidert Jimin nur und greift unerwartet nach meiner Hand, um sie von seiner Brust zu entfernen. Er hält unsere Hände kurz in der Luft und seine Augen wandern für den Bruchteil einer Sekunde zu ihnen, ehe er meine Hand loslässt.

,,Und ich bin nicht so, wie du denkst", bringt er gedämpft hervor und sieht mit einem Male so einschüchternd aus, dass ich kurz davor bin, meine Fassade zu verlieren.

,,Vielleicht war meine Art, dich zu fragen falsch, und es tut mir leid. Wirkliche. Aber du, Y/n, bist nicht eine von ihnen", fährt Jimin fort und tritt einen kleinen Schritt nach hinten.

,,Ich hasse dieses Klischee, welches du mir gibst. Dass das Beliebt-Sein, mich zu jemanden macht, der mit den Gefühlen von anderen spielt. Das ist falsch, Y/n", sagt er und ich schaue ihn fast schon überrascht an.

,,Du bist sprachlos, oder?", Jimin lächelt, wenn auch nur kurz und erschöpft.

,,Wie gesagt", er seufzt leise, ,,es tut mir leid, dass ich zum wiederholten Male, deine Gefühle verletzt habe.
Aber denke bitte nicht so von mir, Ja? Ich verkrafte so etwas wirklich nicht", es ist eine Bitte, die sehr tief in ihm sitzt. Ich atme tief ein und blinzle dabei benommen.

Das wird mir zu viel.

Verwirrt und mit viel zu vielen Gedanken, drehe ich mich um, mit dem Vorwand, von ihm wegzukommen.

Es erschreckt mich.

Denn er hat recht.

____

Don't run away.

CLUELESS | p.jm x Reader ✔︎ [texting]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt