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Die Sonne stand hoch am Himmel. Ich atmete den süßen Duft der Blumen um mich herum. Seufzend ließ ich mich auf den Boden fallen. Ich strich mir das lange blonde Haar aus dem Gesicht, welches in der Sonne einen wunderschönen Glanz hatte. Meine Gedanken schweiften ab.

Dies waren meine letzten Stunden in Freiheit. Nein, ich musste nicht heiraten und mir drohte auch keiner mit einer Strafe im Verließ. In weniger als 24 Stunden würde ich Königin über ein schwaches, aber stolzes Volk sein. Die Planung für die Krönung lief schon seit über einem Jahr.

Ich schreckte hoch als ich ein knacken im Gebüsch hörte. Mit einer fließenden Bewegung nahm ich Pfeil und Bogen in die Hand. Ich kniff die Augen zusammen und spitzte die Ohren. Der Pfeil in meiner Hand zielte direkt auf den Busch aus dem das Geräusch gekommen war. Fast hätte ich ihn losgelassen als Eleona daraus hervorkam.

"Ich hätte dich fast erschossen", keuchte ich.

Eleona stand der Schock genauso ins Gesicht geschrieben.

"Gut das du es nicht getan hast.",erwiderte sie was mich wieder zum Lächeln brachte. Ich ließ den Bogen sinken.

"Du must langsam mitkommen",sagte sie und das typische breite Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht bemerkbar.

"Ich wollte nur noch einmal meine Freiheit genießen.", erwiderte ich mit einem Seufzen.

"Stimmt. Dieses im Wald rumrennen geht als Königin natürlich nicht mehr.", antwortete sie. "Du wirst eine großartige Königin meine Süße Aineoena."

Ich verzog das Gesicht als sie meinen ganzen Namen aussprach.Er erinnerte mich an meine Eltern.

"Komm." Sie deutete auf das Pferd hinter sich. Ich nickte nur kurz und schwang mich dann elegant auf den Rücken des stolzen Tieres. Nun war sie an der Reihe das Gesicht zu verziehen. Ich grinste und betrachtete die kleine, runde Frau bevor ich ihr hochhalf.

Sie war so etwas wie eine Art Mutter für mich. Meine Eltern waren in einer Schlacht gestorben als ich fünf Jahre alt war. Der Schmerz hatte mich fast umgebracht. Schnell vertrieb ich diesen Gedanken wieder und gab meinem Pferd die Sporen, welches augenblicklich lospreschte.

Als wir am Palast ankamen hörten ich von hinter mir nur ein keuchen. Der schnelle Gallop hatte die gute Eleona wohl etwas außer Puste gemacht. Die Wachen wichen zur Seite als wir das Tor passierten.

"Neo! Da bist du ja wieder", rief eine Stimme von oben herab als ich vom Rücken des Pferdes glitt.

Es war Zoe. Meine beste und vor allem wohl auch einzige richtige Freundin. Außerdem war sie meine Zofe.

Als Thronfolgerin würde mir jeglicher anderer Kontakt verwehrt. Ich hatte keine Geschwister. Natürlich waren viele erst nicht sehr glücklich gewesen, dass bald eine Frau auf dem Thron sitzen würde. Sie wollten mich so schnell wie möglich verheiratet sehen, um wieder einen "richtigen Herrscher" zu haben. Man isolierte mich so gut man konnte. Ich hatte niemanden. Nur sie.

Sie stürmte die Treppen hinab und schloss mich in ihren Arm. "Na, schon aufgeregt?" Sie grinste.

Meine Reaktion wartete sie gar nicht ab sonder zog mich schnell im mein Gemach.

"Du musst Baden und heute früh ins Bett gehen",sagte Eleona, die hinter uns her hechtete. Irgendwann gab sie auf und bog an irgendeiner Ecke ab.

In meinem Zimmer angekommen legte ich zuerst meinen Bogen zur Seite. Er war mein größtes Heiligtum. Mein Vater hatte ihm mir geschenkt.

Ich entkleidete mich und zog ein leichtes Kleid über. Wehmütig sah ich auf die Freizeitkleidung aus Leder die ich so sehr liebte. Die Chance sie noch einmal zu tragen war gering.

Legolas - Aineoena's GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt