Um mich herum war eine Stille, die mir Angst machte. Es war bedrückend und dunkel.
Ich hatte mich immer gefragt, was man wohl sah, wenn man im Sterben lag. Jetzt wusste ich es.
Ich wusste, dass ich mich nur in meinem Kopf befand und trotzdem war das hier gespenstisch.
Der einzige Gedanke, der mir durch den Kopf ging war der, ab dies das Ende war. Sollte meine Reise hier bereits enden? Was würde aus Mittelerde werden, was aus Arthedain?
Wären all meine Freunde verloren?
Wir wussten noch nicht einmal, was die Gefahr war, auf die wir uns vorbereiteten.
Ich sah mich um. Das hier war wie ein Traum. Wie ein Albtraum.
Meine Umgebung war karg und öde. Der Boden unter mir war schlammfarben und aufgebrochen vor Trockenheit, sodass sich kleine Gräben gebildet hatten.
Der Himmel -wenn man das über mir überhaupt Himmel nennen konnte- war schwarz, wie bei tiefster Nacht und doch gab es genug Licht, um zu sehen. Merkwürdig...
Soweit ich sehen konnte gab es nichts. Meine Umgebung sah aus, wie eine endlose Wüste des Verderbens. Nicht einmal Hügel gab es, ich konnte so weit sehen, wie meine Augen es schafften, es gab einfach kein Ende.
War dies der Tod?
Nein, daran wollte ich nicht glauben. Ich rannte los. Meine Füße erzeugten ein dumpfes Geräusch auf dem brüchigen Boden.
Jegliches Zeitgefühl war verschwunden. Ich hatte das Gefühl, ich würde ersticken. Als würde mir jemand eine eisige Hand vor den Mund halten und meine Schreie verschlucken.
Was bei Valar war dieser Ort?!
Auf einmal fühlte es sich an, als würden tausende Orks auf meinem Gehirn herumtrampeln.
Dann begann mein Hals zu schmerzen und ein blendendes Licht empfing mich.
Ich hatte die Augen geöffnet.
Dies nahm ich allerdings erst nach einigen Sekunden wahr.
Gandalf war über mich gebeugt und lächelte mich an. Er hielt seinen Stab in der Hand, der für das Licht verantwortlich war.
"Willkommen zurück", sagte er und erhob sich dann. Ich lag auf dem Boden und um mich herum standen alle anderen.
Alle sahen sehr erleichtert aus.
Mein Kopf dröhnte und als ich versuchte mich aufzusetzen würde mir wieder schwarz vor Augen.
"Langsam...", sagte Gandalf, schon fast auf eine väterliche Weise. "Du musst dich ausruhen."
Aragorn reichte mir einen Behälter mit Wasser. "Hier, trink etwas.", murmelte er.
Ich blinzelte immer noch benommen vor mich hin und versuchte mich zu erinnern, was zuletzt passiert war.
Dann traf es mich wie ein Schlag.
Unruhig sah ich mich um, als ich die vergangenen Minuten revue passieren ließ.
Aragorn, der gerade dabei war mich in eine aufrechte Sitzposition zu bringen bemerkte meine Sorge.
"Legolas und Gimli versuchen gerade die Männer zu finden, keine Sorge."
Ich nickte nur knapp, denn ich war immer noch nicht bereit zu sprechen. Langsam wurde auch meine Sicht klarer und ich fühlte meine Kraft zurückkommen.
"Konzentrier dich auf deine Atmung. Dein Kreislauf muss erst wieder stabil werden und dafür brauchst du Ruhe.", bemerkte Gandalf und ließ sich neben mir nieder. "Irgendetwas stimmte mit dieser Klinge nicht... Klar, der Blutverlust hatte viel damit zu tun, dass du in diesem Zustand verfallen bist, aber er hätte dich nicht in die Schattenwelt gezerrt.", fuhr er fort.
"Schattenwelt?" Ich sah ihn verständnislos an.
"Eine Welt zwischen Lebenden und Toten. Erinnerst du dich an die Geschichten über die letzten Ringkriege?" Gandalf hatte einen finsteren Gesichtsausdruck.
"Natürlich, meine Eltern haben sie mir vor dem Schlafengehen erzählt.", erwiderte ich schon fast entrüstet. Wer kannte denn bitte die Ringkriege nicht?!
"Der Ring Saurons, also der eine Ring hatte diese Macht. Er konnte seinen Träger in die Schattenwelt schicken, allerdings auch mit dem gesamten Körper. Der Träger des Rings war für das normale Auge unsichtbar. Du wurdest wie es scheint nur mit deinem Geist in die Schattenwelt gebracht..."
"Wie ist das möglich?", fragte ich.
"Darauf habe ich leider keine Antwort, dieser Vorfall zeigt nur noch dringender, dass wir so schnell wie möglich nach Ettenmoors müssen."
"Was ist in Ettenmoors?" Langsam kam ich mir mit meiner ständigen Fragerei dumm vor.
"Antworten.", war Gandalfs Antwort und dann wendete er sich seiner Pfeife zu.
Na toll, was für ein guter Beginn für eine Reise ins Ungewisse.
~~~~~~~~~~Legolas P.o.v~~~~~~~~~~~
Weit und breit keine Spur von den Menschen, die zuvor Aineonna niedergestreckt hatten. Wer waren die niederträchtigen Gestalten und was wollten sie?
Ein Knacken riss mich aus meinen Gedanken. Gimli war auf einen Ast getreten und ich sah halb belustigt, halb genervt zu ihm hinunter.
"Du weißt, dass wir jemanden verfolgen und derjenige uns nicht hören sollte?", fragte ich sarkastisch.
"Jaja, und der Herr Elb ist natürlich wieder vorbildlich leise.", grummelte Gimli und ich unterdrückte ein Lächeln.
Gimli war seitdem wir ein Teil der Gemeinschaft des Rings gewesen sind zu einem meiner engsten Mellons (Freunde) geworden.
"Es machst keinen Sinn mehr weiter zu suchen." Gimli durchbrach die Stille erneut.
"Zur Abwechslung muss ich dir mal zustimmen.", entgegnete ich und wir machten uns auf den Weg zurück ins Lager.
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Legolas - Aineoena's Geschichte
FantasyAineoena fühlt sich noch nicht richtig bereit, als sie mit ihren jungen achtzehn Jahren zur Königin von Arthedain gekrönt wird. Unverhofft stößt sie während der Zeremonie auf einen äußerst gutaussehenden Elben... Einige Orte und Figuren stammen aus...