"Was machen wir denn jetzt?", fragte ich, nachdem man mich mit Wasser und etwas zu essen versorgt hatte, unsicher. Der Mann hatte immerhin versucht mich zu töten.
"Weiterreiten und hoffen, dass wir ihm nicht begegnen und er seine gerechte Strafe noch irgendwie bekommt.", antwortete Gandalf. "Wir können uns keinen Ärger leisten."
Ein kleiner Schmetterling setzte sich auf Gandalfs Schulter und Gandalf nickte auf einmal, als habe er gerade etwas plausibles gehört. Dann verfinsterte sich sein Gesicht. Seine Kiefermuskeln waren angespannt an seiner Hand, die um seinen Stab gelegt war, färbten sich die Knöchel weiß.
"Lord Elrond sendet Wort.", verkündete er schließlich. "Wir müssen nach Eryn Lasgalen..."
"Der Düsterwald?", fragte Aragorn verwirrt und sah zu Legolas herüber, welcher einen emotionslosen Gesichtsausdruck hatte.
"Es gibt etwas, dass ich mit König Thranduil besprechen muss. Wir brechen sofort auf, wir werden beobachtet.", Gandalf widmete sich schnell seinem Pferd und wir taten es ihm nach. Er drehte sich noch einmal um und sagte: "Außerdem, heißt der Wald wieder Grünwald."
Meine Gedanken rasten. Beobachtet werden? Von wem? Warum? Dieses unwohle Gefühl in meinem Bauch fühlte sich beißend und kalt an. Es war pure Angst. Warum mussten wir ausgerechnet in den Grünwald? Was wollte Gandalf von Thranduil? So viele offene Fragen und keine Antworten. Ich bezweifele, dass Gandalf mir antworten geben würde und Aragorn und Legolas saßen beide in tiefen Gedanken versunken bereits auf ihren Pferden. Ich musste mich beeilen und stieg ebenfalls schnell auf mein Pferd. Meine Stute war unruhig und tänzelte nervös hin und her. Die anderen Pferde verhielten sich ähnlich.
Wir ritten los in die Dunkelheit. Es war tiefste Nacht geworden und ich blickte verängstigt in die Schatten neben mir.
"Habt nicht so große Angst, Aineoena. Ihr habt einen Zauberer, ein Elbenprinzlein, einen König und einen sehr gutaussehenden und fähigen Zwerg bei euch. Ihr werdet beschützt." Gimli war neben mich geritten. Tatsächlich war es gut mit jemandem zu reden. Es nahm mir die Angst ein wenig.
Gimli begann mir Geschichten aus dem zweiten Ringkrieg zu erzählen.
"Wir haben Wetten abgeschlossen, wer mehr Orks töten kann... Ich habe in jeder Schlacht mehr Orks getötet als Legolas.", prahlte er.
Es war absurd in meiner derzeitigen Situation zu lachen, aber ich tat es. Durch mein Lachen schienen die Anderen aus ihrer Trance gerissen worden zu sein.
Legolas, der hinter uns ritt kam neben mich getrabt. "Hör garnicht auf ihn. Natürlich habe ich mehr getötet. Gimli musste in einer Schlacht geworfen werden, weil er nicht weit genug springen konnte."
"Pah, dass ich nicht lache. Der Elb kann einfach nur nicht verlieren!", konterte Gimli. Doch leise murmelte er etwas wir sich hin, aus dem ich nicht viel verstand.
"I casar gar- ú- nin la- brona-." (Der Zwerg hätte ohne mich nicht überlebt.) Legolas Worte brachten mich zum kichern. Mein Sindarin war nicht hervorragend, doch den Sinn dieses Satzes hatte ich verstanden.
Legolas Stimmung hatte sich verändert, er brachte ein kleines Lächeln zu stande.
"Was hat Blondie denn jetzt schon wieder gesagt?!" Gimli grummelte vor sich hin.
"Alles gut?", fragte Aragorn, der den Platz mit Gimli getauscht hatte vorsichtig. "Du wirkst als würde es dir besser gehen. Ich habe die Wirkung von Schattenmagie bereits gesehen. Auf dem Weg nach Bruchtal, viele Monde zuvor, wurde ein Hobbit von einer Morgulklinge verletzt.
"Mein Kind, wie geht es dir?", fragte Gandalf. "So weit ganz gut.", antwortete ich wahrheitsgemäß.
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Legolas - Aineoena's Geschichte
FantasyAineoena fühlt sich noch nicht richtig bereit, als sie mit ihren jungen achtzehn Jahren zur Königin von Arthedain gekrönt wird. Unverhofft stößt sie während der Zeremonie auf einen äußerst gutaussehenden Elben... Einige Orte und Figuren stammen aus...