Du bist wunderschön

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Du bist wunderschön

Harry POV

Ich stehe vor Ethans Haustür und traue mich nicht zu klopfen. Ich starre nur das alte Holz an, das mit Lack frisch gestrichen ist.

Ist es wirklich eine gute Idee, zu ihm zu gehen? Sollte ich nicht lieber nach Hause gehen, zu meinen Eltern? Nein, das ist keine gute Idee. Zwar bin ich wütend auf Louis, aber ich will ihn nicht in Schwierigkeiten bringen.

„Hast du es gefunden?“, sagt Ethan am anderen Ende der Leitung.

„Ja, ich bin jetzt gleich da. Ich bin nur nicht so schnell“, lüge ich und ziehe die Augenbrauen zusammen.

„Wenn du magst, kann ich auch die Tür öffnen, dann musst du nicht klopfen. Anscheinend macht es dir ja schon viel aus. Ich kann es außerdem nicht mit ansehen, wie du da draußen im Regen stehst und klitschnass wirst“

Ich reiße die Augen auf und schaue die Hauswand entlang. Und da sehe ich ihn. Er steht hinter dem Fenster und zwinkert mir zu. Mist, das ist peinlich!

Ich nicke und lege auf. Es dauert nicht lange, schon öffnet Ethan die Tür und zieht mich ins Haus.

„Soll ich die Schuhe ausziehen? Ich bin etwas nass“, sage ich verlegen und sehe auf den Boden.

„Mach das, ich bringe dir dann gerade frische Klamotten. Du musst jetzt nicht extra deinen Koffer auspacken. Währenddessen kannst du mir aber mal sagen, was überhaupt passiert ist“

Ich schaue auf und sehe ihn nur noch durch die Tür huschen. Schnell ziehe ich die Schuhe aus und folge ihm.

Das Haus ist gemütlich eingerichtet, nicht zu groß, aber auch nicht klein. Wahrscheinlich wohnt er alleine hier. Ich frage mich, was er arbeitet, um sich ein ganzes Haus leisten zu können.

„Also hier habe ich ein Sweatshirt und eine Jogginghose. Es ist nicht gerade schick, aber auf jeden Fall bequemer als die klebenden Sachen da“

Ethan wirft mir die Sachen zu und ich schaue mich nach einem Bad um.

„Du kannst dich auch hier umziehen. Ich werde auch wegsehen.“

Ich nicke, ehe ich meinen Pulli ausziehe. Ethan sieht natürlich nicht weg und mustert intensiv meinen Körper. Irgendwie ist es mir unangenehm, also versuche ich ihn mit einem Gespräch abzulenken.

„Ich bin gerade aus meiner WG ausgezogen“

Meine WG? Ich wohne dort doch nur vorrübergehend. Naja, jetzt wohne ich dort sowieso nicht mehr.

„Wieso? Habt ihr euch gestritten?“, fragt Ethan besorgt nach.

Haben wir das eigentlich? Wir hatten nicht mal ein wirkliches Thema oder doch? Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Louis und ich haben uns bestimmt gestritten. Natürlich haben wir das. So nennt man es doch, wenn man sich in die Haare kriegt und sich anschreit. Wenn man beginnt, sich gegenseitig zu schlagen. Aber was war das Thema dabei?

Wir hatten beide verschiedene Punkte, über die wir geredet haben. Erst jetzt bemerke ich, dass wir total aneinander vorbei geredet haben. Ein schlechtes Gewissen macht sich in meinem Körper breit, doch so schnell wie es kam, verschwindet es auch wieder.

Es ändert längst nichts an der Tatsache, dass Louis mich verarscht hat. Es ändert nichts daran, dass er sich über mich lustig macht und mich ausnutzt. Es ändert aber auch nichts daran, dass ich trotzdem in ihn verliebt bin.

„Kann man so sagen. Ich habe dir doch gesagt, dass ich verliebt in jemanden bin, oder? Naja und er ist in meiner WG. Um ehrlich zu sein, ist die ganze Sache ziemlich kompliziert“

How to save a life [l.s.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt