Vier

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Taehyung

Ich war froh, dass mein Kookie immer genau zu wissen schien, was ich brauchte. Anstatt mich mit Fragen zu löchern, die ich nicht beantworten wollte, hatte er mich in den Arm genommen und mich einfach festgehalten.

Der Tee hatte mich wenigstens von innen etwas aufgewärmt, doch ich fror trotz der Decke, als er sich zu mir setzte. Ich versuchte ihn anzulächeln, doch seine Augen zeigten nur seine Sorge um mich.

Es war, als fühlte ich immer noch die drängenden Berührungen auf meiner Haut, sein Knie zwischen meinen Beinen.

Als Jungkook mich berührt hatte, konnte ich es für einen Moment vergessen. Als hätte er mich vor den schrecklichen Gedanken beschützt. Ich war froh, als mein bester Freund seine Arme für mich öffnete, ohne mir zu nahezutreten. Er überließ mir die Entscheidung, ob ich Körperkontakt wollte, oder nicht.

Ich entschied mich, seine Geborgenheit anzunehmen und legte meinen Kopf auf seine Beine. Erleichterung durchfuhr mich, als seine Hand langsam kreisend über meine Kopfhaut fuhr und ich schloss für einen Moment die Augen. Ich blendete den heutigen Tag aus und konzentrierte mich nur auf Kookies Nähe.

Doch bald wollten meine Gedanken keine Ruhe mehr geben und ich musste dieses dreckige Gefühl von meinem Körper bekommen.

"Kookie, ich würde gern duschen." Meine Stimme war ganz leise, ich erkannte sie selbst kaum wieder. Ich spürte, wie seine Muskeln sich unter mir bewegten, als er sich zu mir beugte und seine Stirn an meine Schläfe legte. "Natürlich", murmelte er und löste sich dann wieder von mir.

Sofort spürte ich die Kälte, als ich mich von seinem Schoß löste und mit der Decke um meine Schultern aufstand, um ihm ins Bad zu folgen.

Er legte ein großes Handtuch zurecht und brachte mir neue Kleidung von ihm. Wir hatten etwa die gleiche Größe. Jungkook sagte mir noch, ich sollte ihn rufen, wenn etwas wäre, dann ging er.

Ich stellte das Wasser an und stellte mich drunter, obwohl ich die Temperatur noch nicht eingestellt hatte. Es war verdammt heiß, doch ich biss nur die Zähne zusammen.

Ich wollte dieses Gefühl nicht mehr auf meiner Haut spüren. Warum war ich nur so schwach gewesen?

Das Wasser reinigte meinen Körper und ein wenig fühlte ich mich dadurch besser. Irgendwann stellte ich es wieder ab, trat hinaus und machte mich soweit fertig. Den Blick in den Spiegel vermied ich lieber.

Als ich ins Wohnzimmer trat, klingelte es an der Tür.

"Tae, kommst du kurz?"

Ich folgte Jungkooks Stimme und musste schwer schlucken, als ich die Person vor der Tür erkannte. Ich zwang mich, trotz meines schnellen Herzschlags und dem Kloß im Hals, näher heranzutreten.

"Taehyung, ich habe mir solche Sorgen gemacht!"

Die Haare auf meinen Armen stellten sich auf, als seine Stimme erklang und ich war froh, dass Kookie mir seinen Hoodie gegeben hatte, so fühlte ich mich seinen Blicken nicht ganz so ausgeliefert. Ich versuchte meinen Atem zu regulieren und meine Angst runterzuschlucken, als mein Stiefvater seine Worte an Jungkook richtete.

"Er ist vorhin völlig aufgelöst aus der Wohnung gestürmt und hat mir nicht gesagt, wo er hingeht."

Meine Knie wurden schwach, als sein Blick sich wieder auf mich richtete. Hinter der besorgten Maske konnte ich deutlich die Wut erkennen, die er auf mich hatte. Instinktiv krallte ich eine Hand in Kookies Hemd, so, dass der Andere es aber nicht sehen konnte. Ich war froh, dass mein bester Freund vor mir stand, zwischen mir und diesem Mann, der sich als mein Vater darstellte.

"Du solltest mit zurückkommen, deine Mutter würde sich über ein gemeinsames Abendessen bestimmt freuen."

Nein. Er durfte mich nicht mitnehmen. Sobald er mit mir allein war, würde er es mir heimzahlen. Er würde sich nicht zurückhalten und mich zerstören.

Er machte einen Schritt auf mich zu und ich machte mich automatisch kleiner, beinahe wäre mir ein Wimmern entwichen, was ich aber durch ein leises Zischen unterbinden konnte.

"Er bleibt hier."

Ich öffnete die Augen erstaunt, ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich sie geschlossen hatte, und starrte auf Kookies Hinterkopf. Es waren seine ersten Worte.

Auch der Mann an der Tür schaute ihn irritiert an. Er hatte wohl nicht mit Widerstand gerechnet.

Ich war einfach nur erleichtert, dass ich meinen Kookie hatte und legte meine Stirn an seine Schulter, versuchte, das Zittern zu verhindern.

"Aber er sollte sich Zuhause beruhigen können, meinst du nicht? Außerdem hat er mir nicht einmal gesagt, was los ist."

Ich konnte nicht aufsehen. Diese geheuchelte Anteilnahme ließ zum wiederholten Male heute Übelkeit in mir aufsteigen und ich versuchte, mich nur auf den Geruch meines besten Freundes zu konzentrieren. Er beschützte mich. Er ließ mich nicht allein mit diesem Mann mitgehen.

"Ich denke, er kann sich hier besser erholen und ich bin die ganze Zeit an seiner Seite. Und er ist nicht dazu verpflichtet, sich vor Ihnen zu rechtfertigen."

Danke, danke, danke. Kookie, danke, dass du da bist.

Seine Stimme klang so entschlossen, nichts konnte ihn umstimmen. Auch sein Körper machte das deutlich, er hatte die Arme verschränkt und ich war sicher, er musterte den Mann vor sich gerade abweisend.

"Aber", sofort unterbrach Jungkook ihn: "Nein. Taehyung bleibt hier, solange er das möchte. Wenn er nach Hause möchte, wird er kommen, wenn nicht, nicht. Sie sollten jetzt gehen. Ich wünsche einen angenehmen Abend."

Er machte einen Schritt nach vorn, ich blieb mit genügend Sicherheitsabstand stehen und beobachtete die Situation weiter. Der Blick von meinem Stiefvater war auf mich gerichtet, doch er hielt die freundliche Maske aufrecht.

Ohne noch ein Wort von ihm zuzulassen, schloss Kookie die Tür und starrte sie noch einen Moment an.

"Danke", brachte ich leise hervor. Er drehte sich zu mir und seufzte leise, seine Augen zeigten nun erneut Besorgnis. Ich senkte den Blick und betrachtete die schwarzen Strümpfe. Meine Füße taten nicht mehr weh.

"Ach Tae." Vorsichtig, als könnte ich zerbrechen, zog er mich zu sich und ich legte meine Stirn in seine Halsbeuge, während meine Arme an seinem Rücken lagen. Er hauchte einen Kuss auf meine Haare und ich atmete leise auf.

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Guten Abend, ihr Lieben!

Mit der Korrektur bin ich noch nicht so weit, aber ich werde versuchen, regelmäßig hochzuladen, vielleicht so alle zwei Tage. Da aber Wochenende ist, kommt auf jeden Fall morgen noch ein Kapitel, ich hab vorgesorgt.

Wie findet ihr die Geschichte bisher?

Ich wünsche ein erholsames Wochenende und hoffe, ihr bleibt im Gegensatz zu mir gesund!

LG SerenaTopas


Berührt // VKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt